Röbbert: Planungshorizonte nichts für eine Amtszeit
Für Helge Röbbert gibt es keine Alternative: Er muss noch einmal antreten im Herbst zur Bürgermeisterwahl in Soltau. So viel hat er auf dem Zettel, das umgesetzt, weitergeführt, zu Ende gebracht werden muss.
Aber natürlich will der 55-Jährige das Amt auch weiterführen, selbst sagt er: „ich würde gerne“. Am besten noch in einer dritten Wahlperiode, um dann „mit Kontinuität alles rund zu machen.“ Mit Müssen und Wollen haben die nächste und die übernächste Amtsperiode allerdings wenig zu tun: Die Wählerinnen und Wähler bestimmen, ob Röbbert erneut auf den Chefposten im Rathaus kommt. Oder aber sein Gegenkandidaten Olaf Klang, ebenfalls parteilos, der auch am 12. September antritt und dessen Wahlprogramm ebenfalls steht.
Röbbert kann sicher auch auf den Amtsbonus setzen. Er selbst verweist aber viel mehr auf die aus seiner Sicht erfolgreichen Ergebnisse der vergangenen fast sieben Jahre. Seine Verwaltungsmitarbeiter haben ihm das in Euro ausgerechnet: 16 Millionen Euro Schulden wurden in seiner Amtszeit abgebaut, das Girokonto ist ausgeglichen, 7,2 Millionen Euro Fördermittel wurden generiert, 36 Millionen Euro investiert beziehungsweise fest verplant. „Ein Finanzvolumen, das wir in den letzten sechs Jahren umgesetzt haben, wie vorher in 50 Jahren nicht.“
Dabei war das am Anfang seiner Amtszeit 2014 und auch viele Monate später so gar nicht abzusehen. Zwischen Stadtrat und Röbbert knirschte es gewaltig. Sonnenkönig ist eine der Bezeichnungen, die bis heute an ihm hängen geblieben sind. Inzwischen ist das anders – auch weil die Politik, zumindest die Mehrheitsfraktionen, ihre Blockadehaltung aufgegeben haben, weil sonst für die Stadt gar nichts zu erreichen gewesen wäre. Röbbert gibt zu, nicht alles richtig gemacht zu haben, in der ersten Zeit, etwas mehr gelernt zu haben, „beide Seiten haben ihre Grenzen abgesteckt, beide erkannt, dass es nur konstruktiv vorwärts gehen kann.“
Konstruktiv heißt für ihn: 100 Prozent Zustimmung des Rates zu den Beschlussvorlagen des Bürgermeisters. Eine starke Verwaltung, mit einem Bürgermeister, der Ziele vorgibt, sei zum Wohle aller. Umgesetzt habe er die Haushaltskonsolidierung, die Reform der Stadtverwaltung, die Digitalisierung, angepackt den Investitionsstau. Er erinnert an die Neuordnung im Bereich Jugendarbeit und den Start der Sozialarbeit in Grundschulen. „Alle Bereiche der Stadt, von den Blumen in der Innenstadt bis zum Weihnachtsmarkt, haben sich weiterentwickelt“, sagt Röbbert.
„Es hat sich die Sichtweise innerhalb der Verwaltung verändert, die Mitarbeiter werden selber tätig. Es ist so, dass ich loslassen kann.“ Dass es eine Fluktuation im Rathaus gegeben hat, lässt Röbbert nicht gelten. Eine Handvoll Mitarbeiter sei gegangen, ansonsten habe es Altersabgänge gegeben.
2013, als die Idee in ihm reifte, Bürgermeister zu werden, sei vieles noch anders gewesen. Da habe es in der Innenstadt eine negative Frequenz gegeben, „der Hagen war tot“. „Wir haben das zu einer Gastronomiemeile gemacht“, schreibt er auch das für sich ins Stammbuch. Das sei sogar eine Blaupause für die Veränderung in der Zukunft. Sicher, der stationäre Einzelhandel breche ein. Aber noch immer habe Soltau eine Fußgängerzone mit nur wenigen sichtbaren Leerständen.
Als neuer Bürgermeister die Dauer total unterschätzt
Stolz sei er daher darauf, fünf Millionen Euro Fördermittel für die Innenstadtentwicklung generiert zu haben: „Das ist ein Millionen-Projekt und ein langwieriger Prozess.“ An dem Beispiel macht Röbbert klar, dass er es als neuer Bürgermeister „total unterschätzt“ habe, wie langwierig ein Prozess ist. Kommunale Planungshorizonte überstiegen jede Amtszeit.
Verschätzt hat sich Röbbert auch bei seinem Herzensprojekt im Wahlkampf 2014. Der Bau eines Kunstrasenplatzes sei für ihn damals das Einfachste gewesen. Schnell habe er merken müssen, dass es nicht um einen Platz, sondern um die gesamte Sportentwicklung gehe, in der zum Ende der Amtszeit zumindest auf dem Papier der Kunstrasenplatz angelegt ist. Auch das ein Umsetzungsprojekt für die nächste Legislaturperiode – wie auch die Weiterentwicklung der Wohn- und Gewerbegebiete.
Ob ihm tatsächlich uneingeschränkte Zustimmung zuteil werden wird, bezweifelt er selbst. Manche Entwicklung führe zwangsläufig dazu, das jemand nicht einverstanden sei: „Bürgermeister ist nicht immer ein einfaches Amt.“ Ein Denkmal wolle er sich nicht bauen, sondern zielgerichtet arbeiten, auch im Wahlkampf Plakate kleben und auf die Bürger zugehen.