Kinderbetreuung steht obenan
In Wietzendorf steht am 12. September die Gemeinderatswahl an. Doch für was stehen die kandidierenden Parteien und die Wählergruppe eigentlich? Deutlich wird, dass die Kinderbetreuung höchste Priorität genießt – zumindest ist dies den Parteiprogrammen zu entnehmen.
Die CDU will die Onlinepräsenz verbessern, familienfreund- liche Angebote wie zum Beispiel Kita, Krippe, Jugend- und Seniorenbetreuung erhalten und erweitern. Sie plädieren für regelmäßige Neubürgerveranstaltungen und Bürgerbeteiligung. Wichtig ist der CDU die Ortskern- sanierung und Außenortspflege sowie Radwegsanierung und -ausbau zur Schulwegsicherung. Baugebietsausweisungen und Altbestandsfürsorge sollen im Gleichklang stattfinden, wobei Mietwohnungen und Mehrfamilienhäuser in Bebauungsplänen zugelassen sowie die Baulücken- nutzung und der Bau von Mehrgenerationenhäusern unterstützt werden sollen.
Die Christdemokraten wollen touristische Angebote anpassen und ausbauen, die Einrichtung eines Regional-, Bauern- oder Wochenmarkts prüfen sowie bestehendes Gewerbe unterstützen und fördern sowie neue Gewerbe- betriebe unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit ansiedeln. Die Kinderferienbetreuung soll wieder eingerichtet werden, Kitas und Krippen sollen bedarfsgerecht aus- und/oder neugebaut, die Grundschule mit Oberschulzweig erhalten sowie einer Senioren- und einer Jugendvertretung eine Beteiligung im Rat ermöglicht werden.
Bei einer soliden Haushalts- führung möchte die CDU EU-, Bundes-, Landes- und Kreisfördermittel nutzen, dabei die Personallage der Gemeinde zukunftsorientiert und wirtschaftlich halten sowie Möglichkeiten zur Nutzung des Bundesfreiwilligendienstes schaffen. In der Landwirtschaft wollen die Christdemokraten konventionelle und ökologische Betriebsweisen gleichberechtigt fördern und bei der Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude (Dorfbilderhaltung) unterstützen.
Verkehrsberuhigung im Ortskern
Die Unabhängigen Wietzendorfer wollen den ländlich geprägten Ortskern erhalten und attraktiver gestalten. Wichtig ist ihnen, den Altbestand im Ort einer sinnvollen Folgenutzung zuzuführen und eine Verkehrsberuhigung im Ortskern umzusetzen, unter anderem durch Verkehrsinseln. Optimierungsbedarf sehen die Unabhängigen im Kreuzungsbereich Feldstraße/Hauptstraße.
In den Außenortschaften sei weiterer Wohnungsbau in überschaubarem Rahmen denkbar. Zur nachhaltigen Energiegewinnung können sie sich die weitere Installation von energetischen Anlagen auf öffentlichen und privaten Gebäuden vorstellen, denkbar sei eine Bürgerbeteiligung in Form einer Erzeugergenossenschaft. Zur Erhaltung der Artenvielfalt sollten gemeindeeigene Wege am Seitenrand mit Wildkräutern und insektenfördern- den Sträuchern bepflanzt werden. Um einem möglichen Einwohnerrückgang entgegenzuwirken, sollen zukünftig auch in moderatem Rahmen neue Baugebiete entstehen. „Zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Singles, jungen Paaren und Senioren ist es erforderlich, in Zukunft Flächen für Mehrparteienhäuser auszuweisen.“ Die Unabhängigen wollen für ansässige Unternehmen und mögliche Neuansiedlungen von Gewerbetreibenden neue Flächen schaffen, wollen sich aber auch Herausforderungen wie dem Co-Working stellen. Sie wollen im Tourismus neue Beherbergungsangebote fördern. Die Wählergemeinschaft will die Attraktivität des Dorfes für junge Familien steigern sowie das Ehrenamt in Wietzendorf stärken. „Um den Bedarf der Vereine, Gewerbetreibenden und der Sozialbereiche zu kennen, brauchen wir in der Gemeinde eine bessere Verzahnung der verantwortlichen Akteure.“
Die SPD setzt sich für ein „attraktives und starkes Dorf“ ein. In den vier Kapiteln „Soziales, Kinder, Jugend und Senioren“, „Lebens- und Wohnraum“, „Natur- und Umweltschutz“ sowie „Wirtschaft und Tourismus“ führen die Sozialdemokraten ihre Ziele auf. Zur bedarfsgerechten Kinderbetreuung zählen sie einen Mix aus Krippe, Kindergärten/Kindertagesstätten und Tagesmüttern, sie wollen das Schulwegsicherheitskonzept anpassen und umsetzen, das aktive Vereinswe- sen unterstützen und setzen sich für eine Seniorentagespflege und Unterstützungsangebote für „älter werdende Mitbürger“ ein.
Die Schaffung von Bauplätzen ist weiterhin ein Ziel. Die SPD fordert eine ortsbildprägende Gestaltung des Ortskerns, um Wohnraum zu schaffen, möchte Leerstand vermeiden, indem Altbausanierung gefördert wird. Familienfreundliche und generationenübergreifende Wohnstrukturen sind der SPD wichtig. Außerdem will sie die Kosten für Straßenausbau- und Straßensanierungsmaßnahmen minimieren.
Nutzung alternativer Energien
Die SPD will den Natur- und Lebensraum Wietze nachhaltig verbessern und Möglichkeiten zur Nutzung alternativer Energieformen, insbesondere bei öffentlichen Gebäuden ausschöpfen. Sie strebt zudem Förderkonzepte zur energetischen Sanierung bei Altbauten im Ort an. Zur Stärkung des Fahrrad- und Wandertourismus‘ soll die Infrastruktur ausgebaut werden, zum Beispiel Wege ausgeschildert und Duschplätze eingerichtet werden. Wirtschaftsförderung unter der Beachtung des ansässigen Handwerks und der dörflichen Strukturen ist ein weiteres Ziel im Bereich Wirtschaft und Tourismus. Die Sozialdemokraten wollen Gewerbeflächen „sinnvoll erweitern“ sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen fördern.
Die FDP plädiert für eine Reaktivierung der Bahnstrecke Soltau–Wietzendorf–Bergen–Celle und sinnvolle Taktungen im öffentlichen Personennahverkehr. Sie will regionale Erzeugnisse fördern und einen Bauernladen zentral in Wietzendorf eröffnen.
Die Liberalen wollen die Erreichbarkeit der Bildungsstätten und das Bildungsangebot verbessern. Sie plädieren für den Aufbau eines Bürgerkraftwerkes, günstige und stabile Strompreise bei CO2-Freiheit und die Einbindung der Landwirtschaft in die Energieerzeugung. Lieferstrecken sollen durch regionale Versorgung eingespart werden.
Wölfe will die FDP ins Jagdrecht aufnehmen. Nicht der Jagdpächter, sondern der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz soll Schadenersatz leisten. Zudem soll es einen Rechtsanspruch auf Ausgleich der durch Wolfrisse verursachten Schäden in voller Höhe geben. Die Liberalen setzen sich für die Streichung der Straßenausbaubeitragssatzung ein.
Die AfD nennt in ihrem Programm als die drei wichtigsten Bereiche ein umfangreiches Kita- Angebot und gute Schulbedingungen für die Kinder vor Ort, eine bürgerfreundliche und transparente Verwaltung sowie eine Stärkung des Tourismus und der Attraktivität von Wietzendorf mit vielen guten Freizeitmöglichkeiten. Die Abschaffung der Anliegerbeiträge zum Straßenausbau, die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Schwerpunkt einer Eisenbahnverbindung nach Celle/Soltau und die Förderung der Informationstechnologie- und Telekommunikationsinfrastruktur sind weitere Punkte. Die AfD ist gegen die weitere Ausweisung und Erschließung neuer Baugebiete – „Wietzendorf soll Dorf bleiben“. Die Partei plädiert für ein Schulangebot bis zur 10. Klasse, den Ausbau des Fahrradwegenetzes und für eine Verminderung des Durchgangsverkehrs von Lkw durch Wietzendorf sowie eine Sanierung/Ertüchtigung der Straßenanbindung nach Klein-Amerika.