„Ein Landrat ist auch Politiker“
Jens Grote ist jetzt immer öfter im Heidekreis unterwegs. Seine Wahlplakate werden in diesen Tagen aufgehängt. Wenn alles so läuft, wie der 52-jährige Jurist es sich vorstellt, wohnt er bald hier und wird als neuer Landrat das Gesicht des Heidekreises sein. Er habe sich schon einen Wohnort ausgesucht, verrät er im Pressegespräch. In welche Kommune es ihn zieht, will er nicht sagen. „Sonst wählen mich die anderen nicht“, sagt er scherzend. Dass es da eine gefühlte Spaltung gibt zwischen dem nördlichen und dem südlichen Kreisgebiet, weiß er nur zu gut. Auch mit dem Ziel, die im Zuge der Krankenhausdiskussion erneut aufgeflackerten Vorbehalte zwischen den beiden Kreisteilen endlich zu überwinden, sind die Parteien auf ihn zugekommen. Die Erwartungen dort sind groß. Ginge es nur nach ihnen, wäre Grote am 12. September gegen Amtsinhaber Manfred Ostermann ein Erdrutschsieg sicher. Er ist der Kandidat fast aller, wird unterstützt von SPD, CDU und den Grünen, von der Bürgerunion Soltau und den Bürgerlisten in Bad Fallingbostel und Walsrode.
Keine Angst vor großen Themen
Wer neu ist, von außen kommt, wird gerne mit frischem Wind gleichgesetzt. Grote unterstützt dieses Narrativ, indem er sich als energiegeladenes Gegenmodell zum eher nüchternen, verwaltungsorientierten Amtsinhaber inszeniert. Das merkt man beim Blick in seine Wahlbroschüren. Dort werden große Themen angerissen, es geht um den Klimawandel und die innere Sicherheit, um Bildungsgerechtigkeit und eine moderne Landwirtschaft. Gefordert wird „eine gut ausgestattete Polizei“, und wer nachfragt, ob das nicht über die Kompetenzen eines Landkreises hinausgeht, erhält eine selbstbewusste Antwort. „Ein Landrat ist doch auch ein Politiker“, stellt Grote klar. Landräte könnten und sollten öffentliche Diskusionen anstoßen, auch über den Bereich der originären kommunalen Zuständigkeit hinaus. Hätte er den Eindruck, die Polizei im Heidekreis sei nicht gut ausgerüstet, so würde er „dem Polizeipräsidenten in Lüneburg auf die Füße treten“.
Grote möchte das Gewicht des direkt gewählten Landrats stärker in den politischen Diskurs einbringen. „Flagge zeigen“, wie er das nennt. Ein von ihm geführter Landkreis würde sich wohl ehrgeizige Ziele setzen, etwa festlegen, bis wann er klimaneutral sein will. Für einen ambitionierteren Kurs brauche es Vernetzung, sagt Grote und empfiehlt sich mit seinen zahlreichen Kontakten im ganzen Land. Als Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Richter und zuletzt Leiter einer Lan- desbehörde sei er gut vernetzt.