Contra höhere Benzinpreise
Unser Gastautor Prof. Albert Albers lehrt und forscht am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und leitet dort das IPEK-Institut für Produktentwicklung. Gleichzeitig ist er stellvertretender wissenschaftlicher Sprecher des KIT-Zentrums Mobilitätssysteme.
Für die Einsparung von CO2-Emissionen muss auch die Mobilität ihren Beitrag leisten. Dies gilt nicht nur für die Mobilität in Deutschland, sondern auch global für die Mobilität in den verschiedenen Ländern und auch im Verkehr zwischen diesen. In Deutschland beeinflussen wir rund zwei der weltweiten CO2-Emissionen, wobei davon die Mobilität nur einen kleineren Anteil beiträgt. Trotzdem gilt es, an dieser Stelle durch neue Technologien in der CO2-Einsparung voranzuschreiten – vor allem mit dem Ziel diese Technologien dann auch für die globale Mobilität zur Verfügung zu haben. Die Erhöhung der „CO2-Steuer“ ist hierfür kein ausreichendes Instrument. Zwar wird dadurch die Einsparung von CO2 attraktiver – aber natürlich auf Kosten von uns allen. Ich befürchte, dass sich eher die Menschen im Bereich niedriger Einkommen dann irgendwann die individuelle Mobilität nicht mehr leisten können und das empfinde ich als hochgradig unsozial!
Die Grundlage zur Bewältigung der Herausforderungen bezogen auf die die CO2-Problematik ist für mich dabei die Technologie-Offenheit, nicht die einseitige Bevorzugung von batterie-elektrischen Lösungen. Diese batterie-elektrischen Lösungen werden insbesondere im Kleinfahrzeugbereich und bei kleinen Reichweiten im städtischen Umfeld sicher dominieren. Für Fahrzeuge, die auch auf längeren und ländlichen Strecken bewegt werden – das ist ein ganz erheblicher Anteil – macht es aber keinen Sinn, hunderte Kilogramm schwere Batterien durch die Gegend zu fahren.
Als Alternative für diese Anwendungen ist Wasserstoff zu nennen, da er sowieso als Speichermedium für grüne Energie zwingend erforderlich sein wird. Dabei ist das gerne entgegengehaltene Wirkungsgrad-Argument nicht stichhaltig! Windenergie die gerade nicht gebraucht wird in Wasserstoff zwischen zu speichern ist sinnvoller als die Anlage abzuschalten. Und noch wichtiger ist der Aspekt des Energie Imports. Deutschland importiert einen erheblichen Teil seiner Energie. Heute als Öl und Gas und zukünftig – das sage ich voraus – als Wasserstoff der im Sonnengürtel der Erde erzeugt wird. Damit wird dann bspw. sogar ein Beitrag zur Entwicklung der Länder in Afrika geleistet.
Wasserstoff als Speichermedium kann dann sowohl für die Mobilität – beginnend mit Schwerlastverkehr, Flugverkehr und Fernverkehr– als auch in unterschiedlichen Branchen, zum Beispiel der Stahlindustrie, verwendet werden. Insbesondere der niedrigere Betankungsaufwand des Wasserstoffs stellt eine Lösung für Langstreckenfahrzeuge in der individuellen Mobilität dar. Dieser Vorteil wird verstärkt durch geringere Investitionen in die notwendige Infrastruktur, verglichen damit die Autobahnen in ganz Deutschland mit Schnellladestationen zu versorgen. Der Trend zur Wasserstoffwelt – den ich bereits seit mehr als zehn Jahren einfordere – hat sich zu einem Megatrend entwickelt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch und gerade in China und Japan. Natürlich ist letztendlich die sinnvolle Verwendung des Wasserstoffes die Verstromung in einer Brennstoffzelle und damit die Nutzung eines Elektroantriebs für Fahrzeuge.
Aber auch Lösungen mit synthetischen Kraftstoffen auf Wasserstoff-Basis und Umsetzung in Verbrennungsmotoren sind durchaus eine sinnvolle technologische Alternative. Besonders unter dem Aspekt der noch viele Jahre in Deutschland und auch in der Welt genutzten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor allein aus dem Bestand. Es wird sicherlich noch Jahrzehnte dauern, bis in allen Ländern eine Infrastruktur für die elektrische Mobilität auf Basis von batterie-elektrischen Lösungen überhaupt zur Verfügung steht. Dies ist auch im Bereich der Gebrauchtwagenverwendung zu berücksichtigen. Schon jetzt ist klar zu sehen, dass batterie-elektrische Fahrzeuge auf dem Gebrauchtwagenmarkt stark an Wert verlieren. Dies liegt zum einen an der extremen Förderung (die auf Dauer nicht durchgehalten werden kann) und natürlich auch – insbesondere bei älter werdenden Fahrzeugen – in der weiteren Nutzung, da diese Fahrzeuge völlig unattraktiv für die typischen Abnahmeländer älterer Gebrauchtfahrzeuge sind, da die Infrastruktur fehlt.
Zum Thema Verbrennungsmotor möchte ich hier noch festhalten: Obwohl ich selbst auf dem Gebiet nicht forsche, ist es trotzdem sehr wichtig, die Technologiekompetenz zum Bau von Verbrennungsmotoren auch in Zukunft zu haben. Diese werden in den nächsten 20 Jahren global weiter eine große Bedeutung haben: Zum Beispiel im Bereich des Schwerlastverkehrs. Der im Moment zu beobachtende Rückzug aus dieser Technologie in Deutschland ist ein strategischer Fehler, da andere Länder wie bspw. China, gerade den umgekehrten Weg gehen und Technologiekompetenz bspw. durch das Einkaufen in europäische und deutsche Unternehmen zum Verbrennungsmotor aufbauen. Im Hinblick auf die Reduktion von CO2-Emissionen ist Technologieoffenheit und die Wasserstoffwelt der Schlüssel zum Erfolg.