Pro höhere Benzinpreise
Unser Gastautor Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer ist Direktor des CAR-Center Automotive Research in Duisburg, von 2008 bis 2020 lehrte er an der Universität Duisburg-Essen Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft.
Die Juli-Hochwasser haben wieder gezeigt: Beim Klimawandel steht es eher fünf nach zwölf statt fünf vor zwölf. Also müssen wir auch beim Verkehr schneller umschwenken. Die Technik des abgaslosen Autos ist mit dem Elektroauto vorhanden. Mittlerweile ist das Angebot groß, die Fahrzeuge sind alltagstauglich, die Preise mit den staatlichen Förderungen fast auf Verbrenner-Niveau. Sämtliche Risiken, wie Einbußen beim Wiederverkauf, nicht geplante Reparaturen, hohe Versicherungsprämien lassen sich mit den neuen Auto-Abos ausschließen.
Das Auto-Abo-Konzept ist einfach. Der Kunde bezahlt eine Monatsrate, die alle Kosten außer Treibstoff abdeckt. Die Abo-Verträge haben kurze Laufzeiten, bei einigen können die Fahrzeuge sogar im Monatszyklus wieder zurückgegeben werden, und die Monatsraten sind oft sehr attraktiv. Bei Firmenwagen ist das Konzept unter dem Namen „Full Service Leasing“ seit mehr als 20 Jahren Standard. Alle Voraussetzungen sind erfüllt, um ausschließlich abgasfreie Neuwagen zu verkaufen. Bleibt die Frage: Wie überzeugen wir den Autokäufer?
Ein wichtiger Schritt ist die Festlegung eines Enddatums für den Verkauf von Verbrennern. Die größte Auto-Exportnation Japan macht es ab dem Jahr 2035, England hat es sich 2030 vorgenommen und die EU-Kommission will es 2035 umsetzen. Der Vorteil: Sobald das Datum fixiert ist, gehen alle in die neue Zeit. Die Stromanbieter stellen
die Ladesäulen auf, denn sie können durch den Stromverkauf Umsatz und Gewinne machen. Sie können jetzt sehr genau die Nachfrage abschätzen und Fehlinvestitionen vermeiden. Der Markt baut mit dem Ausstiegsdatum die Ladeinfrastruktur.
Bleibt die Frage, wie wir den Autokäufern das Elektroauto schmackhaft machen. Der sicherste Weg ist über niedrige Kosten. Was spricht dagegen, die Spritpreise einfach zu verdoppeln und Strom billiger zu machen? Dann steigen alle, die sich einen Neuwagen kaufen, in das vollelektrische Auto. Klingt zunächst gut, aber von den Gelbwesten-Protesten in Frankreich wissen wir, dass der Spritpreis Explosionscharakter hat.
„Dilemma der Menschen auf dem Land lässt sich leicht lösen“
Also müssen wir uns überlegen, wie wir den Spritpreis verdoppeln ohne dass die Menschen auf dem Land oder die Pendler nur noch Fahrrad fahren können. Immerhin haben wir 48 Millionen Autos auf Deutschlands Straßen und die wollen wir nicht über Nacht wertlos machen.
Das Dilemma läßt sich leicht lösen. Wir erhöhen den Preis, etwa für Superbenzin von 1,50 Euro auf 3 Euro pro Liter. Alle, die tanken, müssen jetzt an der Tankstelle 3 Euro bezahlen. Der kleine Unterschied: Alle, die ein Auto besitzen, erhalten mit ihrer Steuer die Rückerstattung. Bei Durchschnittsfahrern sind das bei 15.000 Kilometern und einem Verbrauch von 6 Litern auf 100 Kilometern immerhin 1.350 Euro. Der Autofahrer streckt das Geld quasi beim Tanken vor und erhält es am Jahresende zurück.
Wenn wir jetzt für die Rückerstattung den Normverbrauch von 6 Litern zugrunde legen, kann der Fahrer sogar sparen. Er muss nur sparsam, also mit weniger als 6 Litern, fahren und wird fürs Sparen sogar belohnt. Wer sparsam fährt, erfährt noch Geld zurück. Nur der Neuwagenkäufer erhält keine Rückerstattung, denn er kann ja auf das Elektroauto gehen.
Wie sich der Neuwagenkäufer entscheidet, liegt auf der Hand. Wir können über Nacht auf das Elektroauto umsteigen. Und wir brauchen keine Steuermilliarden als Elektrokaufprämien. Die Alternative, niedriger Spritpreis und gewaltige Steuergeschenke, können wir uns nach Corona wirklich nicht leisten.