Energiewende: Die Kandidaten beziehen Stellung

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Fragen an Lars Klingbeil (SPD)

Ist die Energiewende ohne Tiefengeothermie zu schaffen?

Klar ist, wir brauchen jetzt mehr Tempo bei der Energiewende, wenn wir unsere ehrgeizigen Klimaschutz-Ziele erreichen wollen. Geothermie wird dabei auch eine wichtige Rolle spielen und einen Teil zum entscheidenden Energiemix beitragen. Ich habe vor ein paar Wochen ein Positionspapier zur Erdgasförderung in die Bundestagsfraktion eingebracht, das auf den Debatten vor Ort beruht, und dabei folgenden Vorschlag gemacht: Ich möchte, dass wir stillgelegte Erdgasbohrlöcher stärker für diese Technologie nutzen. Dafür ist eine Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für Geothermie notwendig. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen in der SPD-Bundestagsfraktion setze ich mich dafür ein.

Sie selbst waren im Aufsichtsgremium und haben seit Langem großen Einfluss in Ihrer Partei in Berlin und in Hannover, bleiben aber bei der Tiefengeothermie und Lithiumförderung ausgerechnet in Munster auffällig unsichtbar. Wovor haben Sie bei diesem Thema Angst?

Ich setzte mich schon seit Langem für dieses Projekt ein. Das wird Ihnen Alf- red Schröder, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, bestätigen. Ich stehe im engen Austausch mit den Stadtwerken und habe gemeinsam mit unserem LandtagsabgeordnetenSebastianZinke gerade einen neuen Vorstoß bei Um- weltminister Olaf Lies gemacht. In Ber- lin arbeite ich gemeinsam mit Fachpolitikern daran, die Rahmenbedingun- gen zu verbessern.

Beim Thema Lithium rückt auch ein kritischer Faktor bei der E-Mobilität in den Vordergrund, nämlich die Herkunft der Rohstoffe für die Akkutechnologie aus Südamerika, wo ganze Landstriche unbewohnbar geworden sind und aus Zentralafrika, wo Kinderarbeit noch immer zum Alltag gehört. Wie sieht hier Ihre sozialökologische Vision aus?

Die SPD hat vor wenigen Wochen ein Lieferkettengesetz im Bundestag durchgesetzt, das ein sehr wichtiger Schritt zur Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Standards in Lieferketten ist. Das ist ein guter erster Schritt, wir wollen als SPD aber mehr: Kinder gehören nicht in Minen, sondern in Schulen. Bei Importen von Rohstoffen wird die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe künftig die Importeure stärker kontrollieren und über Sanktionsmechanismen verfügen. Zudem stecken wir Geld in die Forschung, um an Alternativen zu manchen Rohstoffen zu arbeiten.

Bei der Wasserstofftechnologie wird Druck gemacht, aber zufriedenstellende Forschungs- und Entwicklungsergebnisse kann man nicht erzwingen. Das hat auch bei der E-Mobilität nicht funktioniert. Wie wollen Sie die Ziele zur Klimaneutralität ohne Atomstrom absichern?

Es wird nicht die eine Technologie geben, die die Energiewende ausmacht. Alle Technologien haben Vorteile und Nachteile, manche sind etabliert, andere noch nicht. Entscheidend ist, dass wir nicht von vornherein sagen, dass es nicht klappen kann, sondern die Energiewende als Chance verstehen. Unser Land ist bekannt für seine exzellenten Ingenieurinnen und Ingenieure und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Wir sollten uns das zutrauen und es als gemeinsame Aufgabe verstehen. In den USA und anderen Ländern wird Klimaneutralität als riesige Chance begriffen, das wünsche ich mir hier auch. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist ein gesellschaftlicher Konsens, den ich für richtig halte.

Welche Ziele streben Sie über welchen konkreten Maßnahmen zu diesem Themenkomplex in den kommenden vier Jahren an?

Wir brauchen mehr Tempo bei der Energiewende. Der Netzausbau muss schneller gehen und wir müssen das große Potenzial von kleineren, erneuerbaren Anlagen nutzen, die in der Summe einen großen Unterschied machen. Wir wollen deshalb alle geeigneten Dächer für Solarenergie nutzen und zum Beispiel Mieterstromprojekte ausbauen. Ziel muss zudem immer sein, die Technologien, die wir haben, energieeffizienter zu machen und Speichertechnologien weiterzuentwickeln. Ich möchte, dass wir im Heidekreis flächendeckend öffentliche Ladestationen für E-Autos haben. Zudem sollten wir schauen, wie sowohl E- als auch Wasserstoff-Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr stärker genutzt werden können. Es gibt erste, spannende Projekte in der Region. Wir sollten alles tun, damit die Modellregion Wasserstoff bei uns zum Erfolg wird.

Welche Ziele streben Sie über welchen konkreten Maßnahmen zu diesem Themenkomplex in den kommenden zehn Jahren an?

2030 wollen wir unsere CO2-Emissionen bereits um 65 Prozent gesenkt haben. Bei uns heißt das auch, dass wir Moore und Wälder besser schützen. Unser besonderer Fokus liegt auf der Modernisierung von Heizungsanlagen und dem klimaneutralen Bauen. Mit einem intelligenten Energiemix und mehr Energieeffizienz schaffen wir es dann auch, den wachsenden Strombedarf zu decken. Wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland bis 2030 zum Leitmarkt für Wasserstofftechnologien geworden ist. Alle neuen Busse und Bahnen fahren dann klimaneutral und wir haben mindestens 15 Millionen E-Autos auf den Straßen und dafür eine gute Ladeinfrastruktur. Das Ganze funktioniert übrigens ohne eine konkrete Antriebsform wie etwa Verbrenner zu verbieten.

Welche Ziele streben Sie über welche konkreten Maßnahmen zu diesem Themenkomplex langfristig an?

Bis spätestens 2045 wollen wir klimaneutral wirtschaften und leben. Wir können dadurch viele neue Jobs und neuen Wohlstand in Deutschland schaffen. Nachhaltigkeit Made-in-Germany als Basis für den wirtschaftlichen Aufschwung der 20er- und 30er-Jahre dieses Jahrhunderts, das sollte unser Ziel sein. Interview: bk

Fragen an Carsten Büttinghaus (CDU)

Brauchen wir für die Energiewende die Tiefengeothermie?

Die CDU macht sich dafür stark, und ich finde das richtig. Wir müssen in der Technologiefrage innovationsoffen bleiben. Was ich sehr kritisch sehe, ist das Thema Fracking bei Erdgasbohrungen. Darüber sprach ich mit Vertretern von Exxon-Mobil. Vieles ist unklar geblieben, etwa die Frage nach gehäuften Fällen von Leukämie. Wir brauchen jede ernsthafte Alternative zum Fracking. Geothermie könnte eine davon sein. Die Technik ist zwar ihrerseits umstritten, weil sie einen eigenen Gefahrenradius mit sich bringt. Es gab Erdbeben. Solche Ereignisse hängen meist mit der geologischen Struktur des Gesteins zusammen, das man durchbohrt. Durch bessere Technologien und Erkundungen der Gesteinsschichten lassen sich die Risiken minimieren. Island deckt seinen Energiebedarf zu zwei Dritteln aus Geothermie. Nachhaltig, ohne Ewigkeitslasten, risikoarm. Natürlich sind die Bedingungen dort ideal. Aber auch für uns könnte Geothermie eine Zukunfts- technologie sein. Auch ganz konkret in Munster. Das Projekt dort sollten wir vorantreiben.

Zum Erreichen der Pariser Klimaziele „brauchen wir innovative Technologien, wirtschaftliche Investitionen und ein koordiniertes Handeln von Politik, Industrie und Gesellschaft“, steht im CDU-Programm. Fehlt da nicht was?

Unsere eigene Verantwortung? Die Bereitschaft zum Verzicht? Ja, man könnte meinen, dass das fehlt. Ich bezweifle aber, dass die Gesellschaft diese Schwelle überschreiten wird. Ein Mensch, der ein bestimmtes Komfort-Level erreicht hat, ist nicht bereit, das wieder aufzugeben. Das unterstelle ich auch jedem Grünen, abgesehen von echten alternativen Aussteigern. Ich kenne Menschen, die sich nahezu autark versorgen. Ich schätze sie sehr. Die nehmen viele Entbehrungen auf sich. Der Heideschäfer hier in Wilsede, mit dem ich befreundet bin, führt so ein Leben. Nachhaltigkeit pur. Aber die Masse ist dazu nicht bereit.

Vielleicht würde es schon reichen, ab und zu den Zug statt das Auto zu nehmen.

Mein Wahlkreis liegt immer noch im ländlichen Raum. Versuchen Sie mal, hier „ab und zu den Zug statt das Auto zu nehmen“. Es gibt keine S-Bahn, die mal eben von Soltau nach Visselhövede fährt. Für die Großstadt gebe ich Ihnen ja recht. Ich bin 38 Jahre alt und kenne viele Leute meiner Generation, die in Hamburg, Berlin oder München leben und mir sagen, dass sie kein Auto mehr besitzen. Brauchen sie nicht bei dem gut ausgebauten, eng getakteten öffentlichen Nahverkehr. Autos verschwinden aus den Zentren der Metropolen, dieser Wandel vollzieht sich ganz natürlich. Aber die Hoffnung, dass die Gesellschaft insgesamt einen Schritt zurück macht, teile ich nicht. Wir werden nicht alle einen Tag pro Woche aufs Smartphone verzichten. Sie werden während diese Interviews nicht Ihren Rechner zuklappen. Absurde Vorschläge. So was machen wir nicht. Deshalb nützt uns keine übersteigerte ideologische Sicht auf die Welt. Wir müssen Innovationen vorantreiben, um die Gesellschaft auf dem Weg in die Nachhaltigkeit mitzunehmen. Wir werden keine Verzichtsgesellschaft.

Es gibt Tendenzen in diese Richtung, zum Beispiel weg vom Fleisch.

Das hat nichts mit Verzicht zu tun. Viele Menschen wollen aus verschiedenen Gründen weniger oder kein Fleisch essen und suchen Alternativen. Und die gibt es überall. Suchen Sie mal einen Supermarkt ohne veganes Regal. So was gibt es nicht mehr. Verzicht hieße, weder Fleisch noch Ersatzprodukte zu essen.

Die CDU will den Bau von Stromleitungen beschleunigen. Warum nicht Erdkabel verlegen?

Da bin ich bei Ihnen. Ich bin ein großer Freund von Erdkabeln. Ich kenne Strom- trassen, die parallel zu einer Autobahn und einer Zugstrecke verlaufen. Kilometerlange Streifen, die sehr industriell wir- ken und eine Landschaft massiv zer- schneiden können. Dass das keine Akzep- tanz findet, verstehe ich gut. Ich kann mir nicht erklären, warum Erdverkabelung dort nicht möglich sein soll. Ich wäre dazu bereit, an dieser Stelle deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen um die Folgen für die betroffenen Landeigentümer zu tragen.

Welche kurzfristigen Ziele verfolgen Sie bei der Energiewende?

Das größte Problem der Energiewende ist zu viel Bürokratie. Es gibt komplizierte Genehmigungsverfahren, der Ausbau der Infrastruktur dauert viel zu lange. Das ist mit einer sich immer schneller verändern- den Gesellschaft nicht mehr vereinbar. Wir brauchen schlankere Verfahren. Und ich würde mir eine Art kommunales Be- teiligungsgesetz wünschen.

Das dürfte die schlanken Verfahren gleich wieder verlangsamen.

Im Gegenteil. Wenn eine Gemeinde an einem Windrad mitverdient, Anrainer an Gewinnen beteiligt werden oder Landwirte ganz selbstverständlich Pacht für ein Kabel erhalten, das durch ihren Acker gezogen wird, würde das die Akzeptanz von Vorhaben massiv erhöhen.

Was müsste mittelfristig geschehen?

Beim Thema Onshore-Windkraftanlagen gibt es noch Flächenpotenzial, da müssen wir noch mal ran. Die deutsche Solarwirtschaft war mal eine Boombranche. Wir haben dafür gesorgt, dass die Chinesen den Markt für sich erobern konnten. Denn die hoch subventionierten deutschen So- lar-Unternehmer sahen keine Notwendig- keit, ihre Strukturen an die dynamische Marktentwicklung anzupassen. Sie verloren ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Sind wir in 25 Jahren im klimaneutralen Deutschland angekommen?

Klimaneutralität bis 2045 ist zugesichert und versprochen.

Glauben Sie daran?

Ich glaube, dass wir das erreichen können, wollen und müssen. Aber bei den Erfahrungen mit Prozessabläufen in Deutschland werde mich hüten, das als absolut gesichert anzusehen. Ich werde als Abgeordneter jedenfalls alles dafür tun, dass wir das Ziel erreichen. Wenn wir Ökologie und Ökonomie vereinen, haben wir beste Chancen. Interview: ari

Fragen an Dr. Michael Kopatz (DIE GRÜNRN)

Ist die Energiewende ohne Tiefengeothermie zu schaffen?

Eindeutig ja. Aktuell trägt die Geothermie nicht einmal 0,5 Prozent zur Deckung unseres Strombedarfs bei. Im Gegensatz zu Ländern mit aktivem Vulkanismus ist die Stromproduktion durch Geothermie bei uns auch relativ teuer. Anders sieht das bei der oberflächennahen Geothermie zum Beheizen unserer Gebäude aus. Diese Technologie ist wirtschaftlich, spart erheblich CO2 und muss deshalb deutlich stärker vorangetrieben werden.

Obwohl Energieexperten die Tiefengeothermie für unverzichtbar halten, tun sich die Grünen in Teilen schwer damit, die nahezu unerschöpfliche erneuerbare Energiequelle zu nutzen.

Meine Kollegen am Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie sind da anderer Einschätzung. Auf welche Experten berufen Sie sich? Unabhängig davon, bin ich offen für innovative Technologien, die zum Klimaschutz beitragen. Tiefengeothermie kann einen Beitrag leisten. Wenn Unternehmen hier aktiv werden wollen und es keine Bedenken gibt, würde ich mich nicht in den Weg stellen.

Weshalb werden kurzlebige und schwer recycelbare Windräder und giftstoffhaltige Voltaikanlagen fast romantisch verklärt?

Wir Grünen verklären keine Windenergie- oder Photovoltaikanlagen. Auf die Technik zu setzen, die funktioniert, ist keine Verklärung, sondern energiepolitischer Realismus.

Sie wünschen sich Voltaikanlagen entlang den Autobahnen und Bahntrassen.

Wir müssen die Anlagen vor allem zunächst da bauen, wo Flächen bereits versiegelt sind. Das sind zum Beispiel die zum Teil riesigen Flachdächer von Produktionshallen oder Einkaufsmärkten, das sind aber auch Lärmschutzwände an Bahntrassen und an Autobahnen.

Eine wichtige Absicherung unserer sensiblen Netze sind die Kernkraftwerke etwa in Tschechien und Frankreich. Sie wollen allerdings auch diese AKW über den Euratom-Vertrag stilllegen. Wie soll das gelingen?

Es wäre lächerlich, daheim die Kraftwerke stillzulegen, um anschließend Atomstrom zu imponierten. Tatsächlich ist Deutschland Netto-Exporteur. Die Netzstabilität ist auf hohem Niveau gewährleistet. Speicher und Lastmanagement werden permanent weiterentwickelt. Auch die gefürchtete Dunkelflaute hat bisher nicht zu Problemen geführt. Alle Planungen zielen darauf ab, dass es nicht zum Blackout kommt.

Welche Ziele und Maßnahmen streben Sie bei der Energiewende in den ersten vier Jahren an?

Wir wollen den Ausbau der erneuerbaren Energien erheblich beschleunigen. Beim Ausbau der Windenergie an Land wie auch der Photovoltaik brauchen wir etwa eine Verdreifachung der Ausbaugeschwindigkeit. Auch bei der energetischen Sanierung unseres Gebäudebestands brauchen wir mindestens eine Verdoppelung.

Der Ausstieg aus den fossilen Energien braucht Grundlastabsicherung. Wer soll die Notfall-Gaskraftwerke gewartet einsatzbereit halten, wenn nicht der Staat?

Den Ausstieg aus der staatlichen Unterstützung der Kohle haben jüngst sogar die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen bei ihrer Videokonferenz Ende Mai beschlossen. Auch wenn der Beschluss für Öl und Gas etwas vorsichtiger formuliert ist, heißt das: Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist beschlossene Sache.

Wie nah ran an die Wohnbebauung sollen die Windparks denn dürfen?

Die gesetzlichen Mindestabstände zwischen Windenergieanlagen und der Wohnbebauung liegen beim Dreifachen der Gesamthöhe – also bei rund 600 Metern. Wogegen wir uns wenden, sind darüber hinausgehende pauschale Abstandskriterien. Wenn man die Abstände zur Wohnbebauung auf 1.000 Meter erhöht, fallen von den geeigneten Flächen schon mal 25 Prozent weg. Bei 2.000 Metern sogar 85 Prozent. Dann haben wir nicht mehr genug Fläche, um die zur Deckung unseres Energiebedarfs erforderlichen Windkraftanlagen zu bauen. Das wäre schlicht Verhinderungsplanung, anders kann man das nicht nennen.

Ist es für Sie denkbar, dass die Windkraft-Emissionen Anwohner krank machen können? Wie gehen Sie damit um?

Nein. Für jeden Windpark und für jede Einzelanlage muss nachgewiesen werden, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Man ist manchmal erstaunt, wie vehement die angeblich krank machende Wirkung von Windkraftanlagen gerade von denjenigen behauptet wird, die gleichzeitig nichts dabei finden, wenn wir in unseren Städten die Grenzwerte der Feinstaub- und Stickoxidemissionen oder der Lärmemissionen zum Teil massiv überschreiten. Das macht krank.

Welche Ziele und Maßnahmen streben Sie mittel- und langfristig an?

Ich möchte, dass Deutschland bis 2040 CO2-neutral ist. Das sind wir unseren Kindern schuldig. Das wird nicht ganz einfach sein. Wichtig ist nicht nur der Umstieg auf Sonnenstrom, sondern auch, dass der Verbrauch zurück geht. Aber weil zum Beispiel die Zahl der Autos ständig zunimmt, kommt es trotz effizienter Technologien kaum zur Minderung des Verbrauchs.

Dazu gehört das Gebäude-Ressourcen-Gesetz. Was wollen Sie damit erreichen?

Sanierung geht vor Neubau. Die meiste Energie steckt im Gebäude selbst. Rund acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entstehen in der Zementindustrie. Das ressourcenschonende Zerlegen von Häusern ist heute schon der Normalfall. Wichtig ist, dass neue Häuser so gebaut werden, dass ihre Bestandteile gut wiederverwertbar sind. Urban Mining heißt das Stichwort. Das Bauwerk als Bergwerk. Hier Fortschritte zu erzielen ist unvermeidlich, wenn man den Klimaschutz ernst nimmt. Interview: bk

Fragen an Alexander Künzle

Brauchen wir für die Energiewende die Tiefengeothermie?

Vermutlich. Die FDP verfolgt einen technologieoffenen Kurs in der Energiepolitik. Tiefengeothermie ist ein spannendes Thema, das Projekt in Munster werde ich mir genauer anschauen. Bedenken kann ich aber nachvollziehen. Immerhin werden Dinge aus der Erde geholt, die, vorsichtig formuliert, nicht trinkbar sind.

Geothermie-Bohrungen werden für Bodenversackungen und Erdbeben verantwortlich gemacht...

Probleme gibt es auch bei Elektromobilität, Windkraft oder Solarenergie. Der Klimawandel lässt sich aber nicht bekämpfen, wenn wir nur erklären, was alles nicht geht. Wir müssen runter mit unserem CO2-Ausstoß und brauchen dafür technische Lösungen. Für mich gehört Tiefengeothermie als ein Baustein selbstverständlich dazu.

Im FDP-Programm fällt das Stichwort „Geo-Engineering“. Was verbirgt sich darunter?

Der Begriff klingt ein bisschen wie Science-Fiction, beschreibt aber Dinge, die bereits existieren. Zum Beispiel die CO2-Verpressung in den Boden. Wir wollen aber vor allem eine Deckelung beim CO2-Ausstoß und den Emissionshandel. Wenn wir es anderweitig schaffen, Grenzwerte einzuhalten, sind wir nicht auf Geo-Engineering angewiesen.

FDP-Chef Christian Lindner erklärt Klimaschutz zur „Sache für Profis“. Wir müssen nichts an unserem Konsum ändern, die Profis regeln das schon – ist das seriös?

So hat Lindner das nicht gemeint. Technische Lösungen müssen von Profis entwickelt werden. Zum Beispiel Flugzeuge, die kein CO2 ausstoßen. Wo solche Lösungen nicht gefunden werden, müssen wir uns durchaus auch einschränken.

Aber die FDP redet nie von Einschränkungen...

Wir sind der Meinung, dass jeder selbst entscheiden sollte, wo er sich einschränken will und kann. Das ist der große Unterschied zu den Grünen. Wenn jemand nicht auf Flugreisen verzichten mag, dafür weniger Fleisch isst oder weniger Auto fährt, dann ist das für uns völlig in Ordnung.

Die FDP vermittelt den Eindruck: Das ist alles individuelle Freiheit, die nehmen wir uns.

Ja, es geht auch um Freiheit. Für manche ist der Mallorcaflug wichtiger als für andere. Der eine ist auf ein Auto angewiesen, der andere nicht. Starre Verbote lehnen wir ab. Das heißt nicht, dass jeder einen Freifahrschein erhält. Denn klar ist, dass der CO2-Ausstoß insgesamt sinken muss.

Die FDP will einen EU-weiten CO2-Preis. Solche Einigungen erfolgen gerne auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Sollte die starke Wirtschaftsnation Deutschland kein Vorreiter sein?

Vorreiterrolle ja, aber nicht zu stark auf Kosten der Wirtschaft. Man muss die Menschen mitnehmen. Und natürlich brauchen wir internationale Kooperation. Klimawandel wird in den Medien zu oft als deutsches Phänomen beschrieben. Dabei ist er global und vollzieht sich auch dann, wenn wir in Deutschland unauffällige 26 Grad und Sonne haben. Dem Klima ist es auch egal, wo in der Welt CO2 ausgestoßen wird. Daher brauchen wir im ersten Schritt eine europäische und im zweiten eine internationale Lösung. Dabei sind mir CO2-Zölle wichtig. Waren, die hier hergestellt werden, unterliegen einem CO2-Preis. Wer woanders ohne diese Zusatzkosten produziert, um seine Waren dann in die europäische Freihandelszone einzuführen, sollte als Ausgleich einen CO2-Zoll entrichten. Dieser kann aber nur auf EU- Ebene erhoben werden.

Die CO2-Bepreisung im Binnenmarkt erfolgt über begrenzt ausgegebene Verschmutzungszertifikate, die Unternehmen erwerben und veräußern können.

Richtig. Sie können aber auch hergestellt werden. Wenn zum Beispiel Landwirte durch Pflanzungen der Atmosphäre CO2 entziehen, generieren sie Zertifikate, die sie dann verkaufen können.

Führt globaler Zertifikatehandel nicht dazu, dass sich reiche Industriestaaten den Großteil aller verfügbaren Verschmutzungsrechte sichern und ärmeren Ländern die Entwicklungschancen verbauen?

Wir brauchen Programme, um genau das zu verhindern. Geld aus dem Emissionshandel muss in den Ausbau von Infrastruktur und in klimafreundliche Technologien fließen. Das gilt bereits auf nationaler und EU-Ebene, und es müsste, wenn man den Zertifikatehandel international aufzieht, auch global gelten. Wir dürfen die Entwicklungsländer nicht alleine lassen nach dem Motto: Wir haben über Jahrhunderte rumgesaut mit CO2 und uns wirtschaftlich entwickelt, aber ihr dürft das jetzt nicht mehr. Hier brauchen wir in der Tat einen finanziellen oder technologischen Ausgleich.

Welche Nahziele verfolgen Sie bei der Energiewende, was sollte in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden?

Der in Teilbereichen existierende Emissionshandel auf EU-Ebene muss auf alle Bereiche ausgeweitet werden. Zudem muss der deutsche Strompreis runter. Er wird zu stark besteuert, auch über die EEG-Umlage. Die hat sich nicht bewährt und muss weg.

Und was sollte innerhalb von zehn Jahren geschehen?

Der Emissionshandel muss global werden, dazu brauchen wir weitere verbindliche Abkommen zur Deckelung des CO2-Ausstoßes. Die Überwachung des Emissionshandels muss sichergestellt werden und CO2-Grenzwerte müssen weiter sinken.

Wo sollte uns die Energiewende nach 25 Jahren hingeführt haben?

Zur Klimaneutralität. Das kostet Geld und wir werden uns bis dahin auch individuell einschränken müssen. Ich will, dass unsere Wirtschaft den Wandel verkraftet und stark bleibt. Wir werden in 25 Jahren technische Lösungen haben, an die wir heute noch gar nicht denken. Interview: ari

Fragen an Volker Körlin (AfD)

Brauchen wir für die Energiewende die Tiefengeothermie?

Geothermie verspargelt nicht die Landschaft, deshalb finde ich sie besser als Windkraft. Allerdings ist sie nicht überall möglich. Erstens braucht man eine bergrechtliche Genehmigung. Das Genehmigungsverfahren ist unbedingt einzuhalten und darf nicht aufgeweicht werden. Zweitens müssen geeignete Gesteinsschichten vorhanden sein. Und es muss technisch machbar sein, an den richtigen Stellen zu bohren. Das sind enorme Tiefen, um die es da geht. Vom Grundsatz her ist Tiefengeothermie jedenfalls eine tolle und saubere Sache. Was ich aber in jedem Fall ablehnen würde, ist Fracking. Dort, wo Geothermie nur mittels Fracking möglich wäre, sollte man darauf verzichten.

In Ihrem kommunalpolitischen Engagement sind Sie im Klimaschutz aktiv. Das ist für einen AfD-Vertreter ziemlich ungewöhnlich.

Die Klimaschutzagentur Hannover hat der Stadt Burgwedel das Angebot zur Mitarbeit gemacht. Und wir haben hier einen Kodex, der lautet: Wenn es um unsere Stadt geht, muss jeder, unabhängig von Parteizugehörigkeiten, seine Arbeit tun. Ich habe mich also nicht enthalten, sondern arbeite da aktiv mit. Natürlich habe ich bei diesem Thema mehr Gemeinsamkeiten mit der CDU als mit den Grünen.

Aber auch die CDU bestreitet nicht den menschengemachten Klimawandel. Die AfD schon.

Ja, das ist ein Unterschied. Die offizielle Parteilinie der AfD bestreitet das. Viele in der Partei sehen das so. Das ist eine Meinung. Einige in der Partei sehen das aber ein bisschen anders und meinen, dass der Mensch schon einen gewissen Einfluss hat. Zu denen gehöre auch ich.

Es geht nicht um eine Meinung, sondern um Fakten. Fürchten Sie nicht, dass sich die AfD lächerlich macht, wenn sie trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnis noch immer am menschengemachten Klimawandel zweifelt?

Wir hatten Warmzeiten und Eiszeiten auf der Erde, im Wechsel und lange bevor Menschen Autos fuhren oder es Kohlekraftwerke gab. Zur Zeit der alten Römer war es in Europa wärmer als heute. Das Klima hat sich zu allen Zeiten verändert. Heute haben wir das Problem, dass die Polkappen schmelzen könnten. Dann hätten wir weniger Reflexionsfläche für die Sonneneinstrahlung. Die Sonnenstrahlen würden von der Erde absorbiert mit der Folge, dass der Planet sich weiter erhitzt. Wir haben den für unser Wetter sehr wichtigen Jetstream, der einen Ausgleich zwischen kalter und warmer Luft herstellt. Es besteht die Gefahr, dass er zum Erliegen kommen könnte.

Ist diese Entwicklung menschengemacht, können wir gegensteuern?

Es gibt immer klimatische Schwankungen. Die Frage ist, inwieweit der Mensch zusätzlich an der Klimaschraube dreht und wie man den menschlichen Beitrag reduzieren kann.

Gibt es den menschengemachten Klimawandel nun oder nicht?

Das ist meiner Meinung nach gar nicht so wichtig.

Sie wollen die Frage nicht beantworten?

Mir geht es um die Zukunft. Wir können als kleines Land vielleicht 1,5 Prozent des vom Menschen verursachten Beitrags zum Klimawandel beeinflussen. Solange China macht, was es will, und in Südamerika der Regenwald abgeholzt wird, ist es völlig unerheblich, ob hier ein Kohlekraftwerk mehr oder weniger in Betrieb ist.

Deutschland stellt rund ein Pro- zent der Weltbevölkerung, verursacht aber fast zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes.

Wir sind sehr für Heimat- und Umweltschutz. Wo was schiefläuft, sind wir dafür, etwas zu unternehmen. Da kann man sich nicht verweigern. Ich wehr emich aber gegen Vereinfachungen. Wir retten die Welt nicht, indem wir von heute auf morgen auf Elektroautos umsteigen, deren Lithium-Ionen-Batterien mit Kinderarbeit hergestellt werden und in den Lithium-Förderländern schwere Umweltschäden verursachen.

Die AfD beklagt einen „deutschen Sonderweg in der Klimapolitik“, verlangt aber gleichzeitig die einseitige Aufkündigung des Pariser Klimaabkommens, also das Ausscheren aus internationaler Kooperation. Können Sie den Widerspruch erklären?

Die Wahrheit liegt in der Mitte. Das Klimaschutzabkommen ist vom Grundsatz her keine schlechte Idee. Aber wenn man das so macht, dass sich Politiker zusammensetzen, die von Ökonomie und Energietechnik keine Ahnung haben und Pi mal Daumen diktatorisch Grenzwerte festlegen, dann geht das schief.

Was ist diktatorisch daran, wenn Politiker demokratisch einen Beschluss fassen?

Die Art und Weise des weiteren Vorgehens. Die Beschlüsse werden durch nationale Gesetze umgesetzt. Da stellt sich die Frage der demokratischen Legitimation, wenn Parlamente nur noch Vorgaben erfüllen. Die AfD will aus dem Pariser Klimaabkommen raus, um bessere Wege der Kooperation zu finden. Die USA haben das Abkommen auch aufge- kündet...

...und sind unter Präsident Joe Bi- den sofort wieder beigetreten.

Ja, aber dafür werden sie ihre Forderungen gestellt haben.

Welche Ziele verfolgen Sie bei der Energiewende?

Früher wurde mit Kohle geheizt und mit Petroleum Licht erzeugt. Wir entwickeln uns weiter. „Energiewende“ ist aber ein von den Grünen geprägter politischer Begriff, den wir ablehnen. Der Atomausstieg war ein Fehler und sollte korrigiert werden. Wir können unseren Energiebedarf nicht allein mit Wind- und Solarenergie decken. Der wird nämlich weiter steigen.

Ist Klimaneutralität ein realistisches Ziel?

Das kommt darauf an, wie man Klimaneutralität definiert. Das, was nach der landläufigen Definition gemeint ist, werden wir jedenfalls nicht erreichen können. Das ist wie mit dem Ziel, die Covid-Infektionen in Deutschland auf null zu senken. Das sind so Idealvorstellungen. Die bringen uns nicht weiter. Interview: ari

Fragen an Kathrin Otte (DIE LINKE)

Brauchen wir für die Energiewende die Tiefengeothermie?

Bei Wind- und Solarenergie ist noch sehr viel Luft nach oben, der Anteil der Geothermie an den Erneuerbaren noch sehr gering. Wir sehen hier eine sinnvolle Anwendung eher in der oberflächennahen Geothermie bis maximal 400 Meter, die Grundlasten sichern kann und ohne Tiefbohrtechnik auskommt. Entsprechende Risiken sind bekannt: Bohrungen durchteufen Grundwasser-Reservoirs und stellen mögliche Wegsamkeiten für Aufstiege von toxisch belastetem Tiefenwasser ins Grundwasser dar. Zudem zeigen sich auch in der Tiefengeothermie Risiken für das Auftreten von Erdbeben. Im Rahmen des Geothermie-Projekts „Deep Heat Mining Basel“ fand dort im Dezember 2006 ein Erdbeben mit der Magnitude 3,4 statt. Den Einsatz von Fracking lehnen wir grundsätzlich ab. Der ist aber im Rotliegenden wie in Munster nicht notwendig, sondern nur in der petrothermalen Tiefengeothermie in anderen Gegenden Deutschlands.

Aber wie stehen Sie zur geothermischen Nachnutzung vorhandener Bohrungen für Dublettentechnologie – etwa in Munster?

Es gibt in Niedersachsen 20.000 Bohrungen in unterschiedlicher Tiefe. Ausgeförderte Bohrlöcher müssen verfüllt werden. Da diese nicht für Geothermie ausgelegt wurden, rechnen wir mit technischen Schwierigkeiten und hohen Investitionen. Zudem ist die Frage der chemischen Zusätze nicht geklärt, die dem abgekühlten Thermalwasser beigefügt werden müssen. Das Munsteraner Pilotprojekt scheint mit erwarteten dauerhaften 2 bis 2,5 Megawatt Stromproduktion und zusätzlichen 500 Tonnen Lithium pro Jahr ein Hauptgewinn für die Stadtwerke, die Kommune und die CO2-Bilanz. Es bleibt zu hoffen, dass sich die möglichen negativen Folgen nicht einstellen und der Ertrag den Munsteranern zugute kommt.

Wie kommt es, dass Tiefengeothermie im Wahlprogramm der Linken noch nicht einmal erwähnt wird?

Die Linke sieht das Potenzial der Geothermie, im künftigen Energiemix eine wichtige Rolle zu spielen. Das Risiko und die ökologische Gefahr müssen jedoch auf ein Minimum beschränkt, die energetische Nutzung hocheffizient und der ökologische Vorteil deutlich ersichtlich sein. Die energetischen Vorteile der Geothermie dürfen keinesfalls gegen den Schutz des Grundwassers und der geologischen Stabilität ganzer Regionen aufgewogen werden. Geothermie in Trinkwasserschutzgebieten ist auszuschließen.

Wie wollen Sie bis 2030 voll- ständig aus der Kohle ausgestie- gen sein und die Grundlast abgesichert haben?

Die Frage der Grundlast stellt sich nicht mehr, da sich die verschiedenen Energieträger flexibel ergänzen. Die Stromnetze müssen an die neuen Formen der Stromerzeugung angepasst werden. Durch die Nutzung der Flexibilitätsoptionen von Industrieanlagen und privaten Stromspeichern, neuen Stromspeichersystemen und dezentraler Steuerung soll der Bedarf an Grundlast auf ein Minimum begrenzt werden. Die Stromnetze müssen zudem zurück in die öffentliche Hand, und wir wollen ein bundeseinheitliches Netzentgelt über alle Spannungsebenen.

Die Energiewende ist komplex: Welche Ziele und ganz konkreten Maßnahmen streben Sie in den ersten vier Jahren an?

Wir wollen pro Jahr mindestens zehn Gigawatt (GW) Photovoltaik installieren, sowie sieben GW Windenergie an Land und zwei auf See. Das erreichen wir über bundeseinheitliche Vorgaben zum Artenschutz und bessere Bedingungen für Repowering, Solarpflicht für Neubauten bei Dachsanierungen, Unterstützung von Mieterstromkonzepten und Energiegenossenschaften sowie eine Beteiligung der Kommunen an neuen Windkraftanlagen, Photovoltaikkraftwerken und Energiespeichern. Die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz wird so ausgerichtet, dass es auch für Kleinbetreiber und Kommunen rentabel ist. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Hauseigentümer, Mietervereinigungen, Betriebe und Kommunen sollen verbessert werden. Im Gebäudebereich soll ein bundesweiter Klima-Check bis 2025 für alle Gebäude den Sanierungsbedarf feststellen und über verbindliche Stufenpläne die Umsetzung der Sanierung regeln. Die Sanierungsquote muss mindestens verdreifacht werden, und zwar sozial verträglich, also nahezu warmmietenneutral und mietrechtlich abgesichert. Die Neubaustandards wollen wir gesetzlich auf den Effizienzstandard KfW 40 anheben. Bis 2025 muss nicht zuletzt der Einstieg in eine sozial-ökologische Verkehrswende gelingen.

Welche Ziele und konkreten Maßnahmen streben Sie mittelfristig an?

In den nächsten zehn Jahren gelingt der volle Einstieg in die sozial-ökologische Investitionsoffensive, mit der die Energie- und Verkehrswende sowie eine klimaneutrale Industrieproduktion umgesetzt werden sollen. Bis 2030 soll der Kohleausstieg vollendet sein. Bis 2030 müssen alle europäischen Großstädte im abgestimmten Taktfahrplan per Fernbahn erreichbar sein, PKW mit Verbrennungsmotor werden nicht mehr zugelassen.

Welche langfristigen Ziele und Maßnahmen verfolgen Sie für den sozialökonomischen Energiewechsel?

Um das Klima zu retten, müssen erneuerbare Energien bis 2035 das System der fossilen Energien ersetzen. Erneuerbare Energien sind begrenzt durch Ressourcen und verfügbare Flächen. Deshalb ist die Begrenzung des absoluten Verbrauchs notwendig. Energieeffizienz, Wiederverwertung, regionale Wirtschaftskreisläufe und eine starke öffentliche Infrastruktur ermöglichen bis 2035 eine gemeinwohlorientierte, bedarfsgerechte und klimaneutrale Wirtschaft. Interview: bk

EnergieBöhme-Zeitung