Drei Kandidaten, drei Meinungen
Munsters Bürgermeisterin Christina Fleckenstein will am Sonntag wiedergewählt werden, aber sie hat zwei Gegenkandidaten: Ulf-Marcus Grube und Dirk Sobczak. Grube wird von der CDU ins Rennen geschickt, Sobczak ist parteilos. In einer BZ-Podiumsdiskussion trafen die drei Bewerber aufeinander.
Möglicherweise wird das jedoch nicht das letzte Aufeinandertreffen wenigstens zweier Beteiligter an der Örtze sein. Eine Stichwahl der Bestplatzierten zwei Wochen später ist möglich, das zeigte auch die Podiumsdiskussion der Böhme-Zeitung, die am Mittwoch stattfand und im Internet übertragen wurde.
Zumindest in Sachen Redezeit hatte Fleckenstein (SPD) die Nase vorn. Das nicht ohne Grund, da sich viele der von BZ-Reporter Thomas Lenthe nachgefragten Themen um aktuelles Verwaltungshandeln drehten, sie so mit Fakten aufwarten konnte. Da konnte auch Dirk Sobczak, parteilos, kaum mithalten, obwohl er schon 20 Jahren im Rathaus beschäftigt ist und bei seiner Vorstellung meinte, dass es Zeit für Veränderungen werde.
Ruhig und abgeklärt präsentierte sich Grube, indem er auf ein Paket an beruflicher und ehrenamtlicher Erfolge und Erfahrung verwies. Er versprach Munster neben der Bundeswehr ein zweites Standbein in Form einer gesunden Mittelschicht zu schaffen, ein Ziel, das ihn während der gesamten eineinhalbstündigen Diskussion begleitete. Selbstbewusst gab sich Fleckenstein. Das trug sie mit roter Jacke nicht nur farblich nach außen, sondern sagte es auch: Sie habe die Arbeit in den vergangenen sieben Jahre gut gemacht. Munster sei schön, Luft nach oben sei natürlich immer da.
Gleich beim ersten Thema, der Entwicklung der Innenstadt, wurde das deutlich: Der Einzelhandel werde für Munster nicht mehr der Frequenzbringer sein, sagte Fleckenstein. Deshalb habe der Rat den Weg für ein Sanierungsgebiet freigemacht. Ganz aktuell vermeldete sie den Eingang einer Fördersumme von 345 000 Euro für die Voruntersuchung. Letztlich stünden weitere Fördermittel bis 90 Prozent für die Umgestaltung in Aussicht.
Grube hielt das Thema Sanierungsgebiet für richtig. Er meinte allerdings, dass die Innenstadt Spiegelbild der Kaufkraft sei. Und diese müsse gestärkt werden. Munster, so sein Ziel, solle vor allem für Familien, für den Mittelstand attraktiv sein. Das habe Priorität. Mittelstand fördern sei für ihn der notwendige erste Schritt.
Sobczak wiederum will auf Gespräche mit Inhabern und Eigentümern in der Innenstadt setzen. Wichtig ist für ihn ist, die Grundversorgung der Bevölkerung zu sichern, zwei Cafés nützten nichts, wenn es an Bäcker und Bekleidungsgeschäft mangele. Die Kaufkraft allein bringe nichts.
Das wiederum brachte Fleckenstein dann doch auf: Das höre sich an, als wäre sieben Jahre nichts passiert. Sie spreche selbstverständlich mit Händlern und Eigentümern, die würden nur tätig, wenn sie davon leben könnten. Nicht umsonst habe der Bäcker wieder geschlossen, ebenso wie das Schuhgeschäft, das auch Bekleidung angeboten habe.
Für Kinder und Jugendliche etwas tun
Zu einer Frage der Zuschauer zu Wohnmobilstellplätzen kündigte Fleckenstein eine Lösung an, auch für Grube stand das Thema mit oben auf der Liste. Weniger Chancen sah Fleckenstein für eine Diskothek: Die rechne sich nicht. Grube verwies dabei wieder auf die Kaufkraftstärkung, und Sobczak meinte, schnell ran an das Thema zu müssen, um für Kinder und Jugendliche etwas zu tun.
Weitere intensiv diskutierte Themen drehten sich um Schule und Kindergarten. Zu Kita und Ganztagsgrundschule müsse man noch Hausaufgaben machen, sagte Grube. Beim Schulneubau in Breloh habe er das Gefühl, es gehe nicht weiter. Die Vorwürfe Sobczaks und Grube, die Schule sei schon jetzt zu klein konzipiert, ließ Fleckenstein nicht gelten. Mehrbedarf dort lasse sich durch eine Umstrukturierung der Schuleinzugsbezirke steuern. Mit der Dreizügigkeit in Breloh auszukommen, sei im Zuge der Baukostensteigerung die richtige Lösung.
Fehlende Gewerbeflächen war ein Thema Grubes. Da gebe es Nachholbedarf. Das bestätigte Fleckenstein. Aber vor ihrer Zeit seien Bauflächen für einen Euro pro Quadratmeter abgegeben worden, was ein Fehler gewesen sei. Heute müssten Eigentümer überzeugt werden, der Stadt Flächen zu verkaufen.
Gewerbe war auch bei der Diskussion der Finanzlage der Stadt bestimmend. Grube verwies erneut auf die Stärkung auch durch Gewerbeansiedlung und -pflege für den Mittelstand, ansonsten müsse er sich den Haushalt angucken und wolle kreativ sein.
Fleckenstein hielt entgegen, dass unterdurchschnittliche Kaufkraft nicht so ohne Weiteres zu ändern sei. In den vergangenen Jahren habe die Stadt die Schulden von 11 auf 3,5 Millionen Euro senken können. Die Posten Schule und Kita-Betreuung würden diese wieder anheben. Kaputtsparen dürfe sich die Stadt nicht, es gebe keine Patentlösung.
Weitere diskutierte Themen waren der Lkw-Verkehr, der Umbau des Panzermuseums und die Amerikalinie, aber auch die Urlaubspläne der Bewerberin und der Bewerber spielten eine Rolle.