Thema Altersarmut

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Abseits von Kriegen und anderen Großkatastrophen vollziehen sich demografische Entwicklungen in langen Zyklen. So ist es auch bei der Alterung der deutschen Gesellschaft, die seit Jahrzehnten beschrieben und beklagt wird. Ihre höchsten Geburtenraten verzeichneten die Bundesrepublik und die DDR 1964. In diesem Babyboom-Jahr wurden in beiden deutschen Teilstaaten zusammen gut 1,4 Millionen Babys geboren. Danach drehte sich der Trend, und zwar gewaltig. 1972 lag die Sterberate in der Bundesrepu- blik erstmals höher als die Geburtenrate.

Der bevorstehende Eintritt der geburtenstärksten Jahrgänge in den Ruhestand wird das Umlagesystem, in dem die jeweils erwerbsfähige Generation über Einzahlungen in die gesetzliche Rentenkasse unmittelbar die aktuelle Rentnergeneration finanziert, extrem belasten. Es ist eben nicht so, dass sich Arbeitnehmer durch jahrzehntelanges Einzahlen „etwas fürs Alter ansparen“. Sie erwerben eine Rentenanwartschaft, aber ihre Beiträge werden sofort wieder ausgezahlt.

Jüngere sehen in Altersarmut eines der größten Probleme ihrer Generation

Innerhalb eines umlagefinanzierten Systems gibt es verschiedene Stellschrauben, um auf eine demografische Unwucht zu reagieren. Die meisten sind eher unpopulär. Rentenbeiträge können angehoben, das Rentenniveau abgesenkt, das Renteneintrittsalter angehoben, private Vorsorge forciert werden. Steuerzuschüsse, kapitalgedeckte Rentenanteile und die Einbeziehung neuer Personengruppen in die Rentenversicherungspflicht, längerfristig auch eine aktivere Familien- und Einwanderungspolitik, können das System stärken. Aber die Zuversicht, dass das befriedigend gelingt, ist gerade in der jüngeren Bevölkerung gering. In einer aktuellen repräsentativen Umfrage des GfK-Marktforschungsinstituts im Auftrag des Versicherers Generali wurden 18- bis 32-Jährige nach den größten Problemen ihrer Generation befragt. Drohende Altersarmut landete hinter Klimawandel und Pandemien auf Platz drei.

Unvermeidliches Schicksal Altersarmut? Oder Jammern auf hohem Niveau? Junge Menschen treten heute aufgrund längerer, häufig universitärer Ausbildung später ins Arbeitsleben ein. Sie haben viel seltener eine eigene Immobilie als es bei der heutigen Rentnergeneration der Fall ist. Ihre Erwerbsbiografien sind oft gebrochen, mit Lücken und schlecht bezahlten Phasen im Niedriglohnsektor. Weniger gut ausgebildete Personen bleiben dort auch schnell dauerhaft hängen. Gleichzeitig herrscht in vielen Branchen praktisch Vollbeschäftigung und es wird soviel vererbt wie niemals zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik.

RenteAndre Ricci