Landwirtschaft und Ökologie: Die Kandidaten beziehen Stellung
Fragen an Lars Klingbeil (SPD)
Bleiben wir angesichts von bald 8 Milliar- den Menschen auf der Welt trotz Bio- Boom auf konventionelle Landwirtschaft angewiesen?
Ja, das sind wir. Wer mich kennt, weiß, dass mir das Thema Landwirtschaft besonders wichtig ist. Wir brauchen die konventionelle Landwirtschaft und müssen raus aus der Konfrontation und hin zu den Lösungen. Das geht nur miteinander. Ich kenne viele Landwirte hier vor Ort, die einen guten Job machen und sich Gedanken um ihre Tiere und die Natur machen, und trotzdem wird ihr Job immer schwieriger, da die Anforderungen an Klimaschutz oder Tierwohl steigen. Diesen Konflikt müssen wir überwinden.
Die Weltbevölkerung wird langfristig auch von Überschussproduktion der klimatisch begünstigten EU leben müssen. Weshalb fällt Ihnen eine Auseinandersetzung mit der von der SPD abgelehnten Gentechnik zur Vermeidung von Pestiziden und zur Begünstigung höherer Produktionen so schwer?
Wir als SPD haben beim Thema Gentechnik eine klare Haltung, die der überwiegende Teil der Bevölkerung teilt: Wir wollen keinen Anbau von gentechnisch veränderten Produkten in Europa.
Der Klimaschutz ist der Treiber unter anderem für das Tesla-Unternehmen, das demnächst im großen Stil in Brandenburg produziert. Das Lithium bezieht Tesla aus Bolivien, wo die Förderung die Lebensgrundlagen der Menschen zerstört. Müssten Sie mit Ihrem sozialökologischen Ansatz Tesla den Zugang zum Standort Deutschland unter diesen Bedingungen verweigern?
Ich halte nichts von Verboten. Ich wüsste auch gar nicht auf welcher Grundlage man Tesla verbieten sollte, nach Deutschland zu kommen. Die Zeiten einer solchen Abschottung sind zum Glück vorbei. Wichtig ist, dass wir in die Batteriezellenforschung investieren.
Lithium gibt es auch bei uns im Rotliegenden unter Ihrer Heimatstadt. Über Geothermieprojekte lassen sich zusätzlich nicht unbeträchtliche Mengen generieren. Sollten solche Quellen nicht vorrangig benutzt werden, wo man die Umwelt- und Arbeitsbedingungen kontrollieren kann?
Wir setzen die Standards für die Produkte, die wir importieren. Das geht über Instrumente wie das Lieferkettengesetz, von denen wir noch mehr brauchen.
Welche Ziele streben Sie über welchen konkreten Maßnahmen zu diesem Themenkomplex in den kommenden vier Jahren an?
Wir wollen ein verbindliches, wirksames Tierwohl-Label, für das wir als SPD schon lange kämpfen, aber das bisher an der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der CDU gescheitert ist. Das würde unserer heimischen Landwirtschaft im Preiskampf gegen die billige Konkurrenz aus dem Ausland massiv stärken. Wir haben bis dahin vergleichbare Maßnahmen wie den niedersächsischen Weg bundesweit umgesetzt. Er ist ein beispielhaftes Projekt, von dem ich hoffe, dass die Idee, die dahintersteckt, noch viel weitergetragen wird. Wir fördern dann regionale und direkte Produktions- und Vermarktungsprozesse stärker. Ich glaube, darin liegt eine riesengroße Chance.
Welche Ziele streben Sie über welchen konkreten Maßnahmen zu diesem Themenkomplex mittelfristig, also in den kommenden zehn Jahren an?
Wir haben dann sichergestellt, dass die heimische Landwirtschaft gut für den Klimawandel gerüstet ist. Wir fördern dann noch mehr nachhaltige Lösungen für die Bewässerung und den Anbau resistenterer Pflanzen, das gilt insbesondere für den Wald. Wir haben gleichzeitig die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft sichtbar und nachhaltig reduziert.
Welche Ziele streben Sie über welchen konkreten Maßnahmen zu diesem Themenkomplex langfristig an?
Die Fragen in der Landwirtschaft sind meines Erachtens so drängend, dass wir keine 25 Jahre Zeit haben.
Es geht ja nicht nur um Landwirtschaft, sondern als Megathema um den Klimawandel. Wie ist also Ihr langfristiger Blickwinkel?
Bis 2045 müssen wir klimaneutral werden, das ist das Hauptziel. Wir haben gesagt, bis 2030 wollen wir eine CO2-Reduzierung von 65 Prozent, bis 2045 eine von 88 Prozent. Dafür brauche ich einen Umbau der Industrie, andere Mobilitätssysteme, massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dazu gehört auch der grüne Wasserstoff in der Industrie. Wir haben zudem die Versechsfachung des ÖPNV beschlossen. Das alles darf nicht mit Verzicht und mit Abbau zu tun haben, sondern muss chancenorientiert sein. Das sind alles konkrete Punkte, aber es gibt beim Klimawandel kein Megathema, bei dem man sagen könnte: Das ist die Lösung.
China will zwar ebenfalls klimaneutral werden, baut aber massiv die Kohlekraftwerke aus. Müssten Sie beim Thema Klimawandel und Ressourcenschonung nicht auch die Produktionsverlagerung der EU nach China infrage stellen?
Wir wollen bei uns gute Arbeitsplätze neu schaffen und erhalten. Wir werden uns als SPD dafür einsetzen, dass der wachsende Klimaschutz in Deutschland kein Standortnachteil, sondern ein Standortvorteil für Unternehmen ist und die Produktionsbedingungen in Deutschland attraktiv bleiben. Die großen Firmen engagieren sich selbst schon deutlich für Klimaneutralität und haben auch ein gemeinsames Interesse daran, dass dieser Weg gelingt. Ein Bild, das ständig davon ausgeht, dass man Klimaschutz gegen die Wirtschaft durchsetzen muss, ist falsch.
Aber wird unser Umbau nicht von China und Indien konterkariert?
Die ganze Welt guckt, ob wir Deutschen das hinbekommen. Und wenn es gelingt, dann haben wir auch massenhaft Innovation, mit der ich den Umbau ja auch in anderen Ländern wie China anschiebe. Bei der Fotovoltaik waren wir Weltmarktführer, haben dann den Markt selbst kaputtgemacht. Wir wollen, dass wir das mit dem Wasserstoff wieder hinbekommen, deswegen bin ich ja auch so dahinter her. Interview: bk
Fragen an Carsten Büttinghaus (CDU)
Bleiben wir mit bald acht Milliarden Menschen auf konventionelle Landwirtschaft angewiesen?
Die Weltbevölkerung wächst exponentiell. Studien erwarten den Scheitelpunkt meist bei 10 bis 14 Milliarden Menschen. Manche auch erst bei 20 Milliarden. Der Ressourcenbedarf ist ohne konventionelle Landwirtschaft nicht zu bewältigen.
Das CDU-Programm beklagt die pauschale Verurteilung von Landwirten. Unerwähnt bleiben Missstände, wie sie die Tierrechtsorganisation Peta mit heimlichen Aufnahmen aus Ställen dokumentiert.
Sich an die Seite der Landwirte zu stellen, ist richtig. Die Enthüllungen zweifle ich nicht an. Schwarze Schafe gibt es immer und überall. Aber wer in einer bäuerlichen Struktur wie im Heidekreis rechtmäßig arbeitet, darf nicht aus einer grün-schizophrenen Haltung heraus dafür angegriffen werden, nicht nachhaltig genug zu produzieren. Es sind doch unsere Gesetze. Nehmen wir etwa die Abferkelbox in der Sauenhaltung. Nach heutigem Verständnis kein schönes Bild...
...eine Sau im Kastenstand kann sich nicht einmal um ihre eigene Achse drehen.
Genau. Das schaut sich keiner gerne an. Ich auch nicht. Aber der Kastenstand wurde mal aus tierschutzrechtlichen Gründen eingeführt, damit keine Ferkel erdrückt werden. Heute gilt er als ganz schlimm. Die Ansprüche verändern sich. Unter den Landwirten, die ich kenne, gibt es fast keinen, dem das Thema Tierwohl nicht am Herzen liegt. Ich wehre mich aber dagegen, dass die Landwirtschaft zum Spielball gesellschaftlicher Stimmungen wird. Ein Stallumbau kostet locker ein bis zwei Millionen. Der Landwirt muss darauf vertrauen dürfen, dass das für zehn, 15 Jahre Bestand hat. Arbeitsbedingungen verändern sich sowieso laufend. Beispiel Glyphosat-Einsatz: Wenn die EU-Lizenz im Dezember 2022 ausläuft, will Deutschland keiner Verlängerung zustimmen.
Die richtige Entscheidung?
Ja, wegen möglicher Gesundheitsgefahren. Was mir in der oft populistischen Debatte aber fehlt, ist der Hinweis, dass die Dosis das Gift macht. Landwirte sprühen nicht rücksichtslos alles ein. Ihre Fahrzeuge haben GPS, Felder und Bodenproben sind im Bordcomputer gespeichert. Pflanzenschutzmittel werden exakt dosiert. Daran besteht auch ein wirtschaftliches Interesse. Landwirte pflegen ihr Land, es ist ihr Einkommen. Ihre Hightech-Systeme „wissen“, wo wie viel Dünger oder Pflanzenschutz ausgebracht werden muss.
Die Nitratwerte im Grundwasser steigen aber. Wie passt das zusammen?
Man muss genau schauen, welcher Messpunkt was meldet. Das darf man hinterfragen, auch als Journalist, der die Wahrheit recherchieren und nicht auf gelieferte Daten hereinfallen will. Kommt ein Wert vom NLWKN oder von einer privaten Stelle? Wer misst was? Auf den Karten mit den rot markierten Gebieten mit erhöhten Nitratwerten bleibt einiges unklar. Nötig sind fortlaufende unabhängige Untersuchungen. Trinkwasserschutz ist elementar.
Sie sind auch Jäger – wie blicken Sie auf den Wolf?
Ich bin ihm mehrfach auf der Jagd begegnet, das war nie bedrohlich. Aber ich verstehe den Ärger von Weidetierhaltern, wenn Naturschutz mit ihrer Lebenswirklichkeit kollidiert. Wie im FFH-Gebiet Aller-Leine-Tal, wo Zäune nur einen Meter hoch sein dürfen. Da springt der Wolf drüber. Wölfe haben ihre Nische, sie gehören dazu. Aber die Wolfsdebatte ist überhitzt. Die deutsche Population ist stabil, daher gehört die Art ganz normal ins Jagdrecht.
Welche agrarpolitischen Maßnahmen streben Sie kurzfristig an?
Die Struktur der EU-Landwirtschaft muss zwecks Planungssicherheit harmonisiert werden. Wer weiß, dass sich sein Milchviehbetrieb in den nächsten zehn Jahren nicht rechnet, weil polnische oder rumänische Betriebe günstiger produzieren, stellt seinen Betrieb um. Das ist besser, als irgendwann vor einem Scherbenhaufen zu stehen, weil eine Subvention wegfällt. Für mich gilt die regionale Landwirtschaft. Vor Ort produzieren und konsumieren ist aktiver Klima- und Umweltschutz. Viele Betriebe möchten auf Ökolandbau umstellen. Das gilt es zu fördern.
Was muss mittelfristig passieren?
Weitere Höfe werden wahrscheinlich sterben. Das schmerzt. Wir müssen die familiengeführte bäuerliche Landwirtschaft stützen, so gut es geht. Dabei geht es auch um kulturelle Identität. Sie fahren ebenso gerne ins Hofcafé oder zum Hofladen wie ich. Auch Hamburger Grünenwähler blättern im Landlust-Magazin und träumen von wackelnden Gießkannen und bepflanzten Schubkarren. Ländliche Struktur zu erhalten ist mir wichtig. Wir wissen, wo unsere Tiere herkommen und wie sie leben. Wir kennen unsere Bauern persönlich.
Sie wollen bäuerliche Strukturen subventionieren?
EU-Subventionen wird es weiter geben. Bislang gilt: Je größer der Betrieb, desto besser. Da bin ich nicht dabei. Wir müssen kleine, plurale Strukturen fördern. Regionalität ist das wahre Bio. Manche kaufen ja Bio-Avocados und meinen, so die Welt zu retten. Dabei wär ein heimischer Apfel die bessere Wahl.
Wie sollte die Landwirtschaft in 25 Jahren aussehen? Viel mehr bio?
Das Bio-Segment wird weiter wachsen, aber es geht um viel mehr. Es gibt heute auch in der CDU niemanden mehr, der Umwelt- und Klimaschutz nicht ernst nimmt. Solche Vorwürfe von Fridays for Future sind falsch. Der Unterschied ist, dass wir keine zum Scheitern verurteilte Revolution wollen, sondern eine gesellschaftliche Transformation, die alle mitnimmt. Landwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Der Landwirt der Zukunft ist Nahrungsproduzent, Energielieferant, Umwelt- und Klimaschutzdienstleister. Interview: ari
Fragen an Dr. Michael Kopatz (GRÜNE)
Bleiben wir angesichts von bald 8 Milliarden Menschen auf der Welt trotz Bio-Boom auf konventionelle Landwirtschaft angewiesen?
Wir müssen uns auf zehn Milliarden Menschen einstellen. Die Schadstoffeinträge in unserem Grundwasser sind tickende Zeitbomben. Sprechen Sie mal darüber mit Leuten aus den Wasserwerken. Wir sind drauf angewiesen, unsere Landwirtschaft mit innovativen Technologien zu entwickeln, sodass Ackergifte überflüssig werden. Richtig ist, dass wir 10 Milliarden Menschen nicht mit ökologisch tragfähiger Landwirtschaft ernähren können, wenn diese genauso viel Fleisch essen wie die Deutschen. Aus internationaler Perspektive wäre es notwendig, dass sich der gegenwärtige Fleischkonsum der Bundesbürger wenigstens halbiert. Dazu brauchen wir umfängliche Aufklärungsarbeit und motivierende Kampagnen.
Gentechnik könnte zur Schlüsselfrage zur Ernährung der Welt werden. Überspitzt gefragt: Hungertod oder rettende Gentechnik?
Wir müssen bedenken, dass die Hälfte der Weltbevölkerung durch Kleinbauern ernährt wird und wohl weit noch mehr ohne Gentechnik. Bisher war die Gentechnik vor allem ein gutes Geschäftsmodell für Konzerne wie Monsanto. Es hat aber Millionen Landwirte abhängig gemacht und in die Armut getrieben.
Also definitiv keine Gentechnik?
Die Möglichkeiten durch die sogenannte Gen-Schere darf man gleichwohl nicht schlichtweg abtun. Hier können sich tolle Chancen für die Landwirtschaft ergeben. Gleichwohl gilt, dass das bisherige Zulassungsverfahren auch auf diese Technologie angewendet werden sollte. Diese Überlegung basiert auf dem Vorsorgeprinzip.
Das Ifo-Institut kritisiert scharf das Koppeln der Klimaziele an starren Jahreszahlen. Wissen Sie heute schon, was der deutscher Forscher- und Entwicklergeist in den kommenden neun Jahren zur Marktreife bringt?
Wer weiß das schon? Die Klimaziele kommen nicht von den Grünen, sondern von der Bundesregierung in Abstimmung mit den anderen Staaten dieses Planeten. Mich irritiert die Kritik vom Ifo-Institut. Natürlich brauchen wir jährliche Zielvorgaben. Der Kampf gegen die Klimahitze geht auch so viel zu langsam voran. Im Übrigen, was wäre denn passiert, wenn Deutschland, wie vermutet, das Klimaziel nicht erreicht hätte?
Sagen Sie es mir.
Nichts. Es ist doch nicht mehr als eine Orientierung, um zu wissen, ob man sich auf dem richtigen Weg befindet. Ohne technische Innovationen hätten wir nicht so gewaltige Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht. Ich erinnere daran, dass die großen Energiekonzerne noch Anfang 1990 Anzeigen geschaltet haben, wonach Deutschland auch langfristig nicht mehr als vier Prozent in der Stromversorgung mit erneuerbaren Energien erzeugen werden können. Die Grünen haben damals gesagt, das geht sehr wohl.
Da hatten Sie recht.
Ja. Wir haben an die technologischen Entwicklungen geglaubt – zusammen mit vielen klugen Ingenieuren –, die heute Realität sind. Wir haben durch gesetzliche Rahmenbedingungen die Innovationsrichtung vorgegeben, hin zu grünen Energien. Das passiert jetzt auch beim Verkehr. Die EU gibt vor, wie viel CO2 Autos 2025 und 2023 emittieren dürfen. So müssen wir den Leuten auch keine Vorschriften machen, was für ein Auto sie kaufen. Und wie die Ingenieure dieses Ziel erreichen, das überlassen wir den Profis.
Airbus will den Wasserstoffantrieb bis 2035 ausgereift haben. Bis aber alle Flugflotten der Welt umgesattelt haben, werden noch Dekaden vergehen. Bleiben die Luftfahrzeuge solange am Boden?
Nee, das ist ja Quatsch. Zunächst einmal wünsche ich mir nur, dass das Bundesverkehrsministerium nichts tut, dass wir in Deutschland keine zusätzlichen Startbahnen bauen, die Flugsicherungsbehörde keine weiteren Slots vergibt für Starts und Landungen. So wäre sichergestellt, dass der Flugverkehr zumindest nicht weiter wachsen kann. Die Deutschen fliegen schon jetzt extrem viel. Und natürlich: Den Flugverkehr zeitnah klimaneutral zu machen, ist eine mega Herausforderung.
Welche Ziele und Maßnahmen streben Sie in den ersten vier Jahren an?
Wenn wir die Erderhitzung auf das 1,5 Grad-Ziel begrenzen wollen, wozu sich Deutschland 2015 in Paris verpflichtet hat, müssen wir 2035 klimaneutral sein. Mit dem aktuellen Fahrplan der Bundesregierung ist das nicht zu schaffen. Wir müssen endlich das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren, die energetische Sanierung unserer Gebäude und den klimaneutralen Umbau unserer Industrie vorantreiben. So könnte in der Stahlindustrie beispielsweise Wasserstoff statt Kohle eingesetzt werden. Die Unternehmen haben sich längst auf den Weg gemacht, aber es fehlt der politische Rahmen.
Was haben Sie in den kommenden zehn Jahren auf dem Sektor vor?
In den kommenden zehn Jahren müssen der klimaneutrale Umbau unserer Energieversorgung, die Verkehrswende, die energetische Sanierung unserer Gebäude und der klimaneutrale Umbau unserer industriellen Produktion bereits sehr weit fortgeschritten sein.
Welche langfristigen Ziele sind Ihnen wichtig, und wie wollen Sie sie umsetzen?
Mein grundsätzliches Anliegen habe ich in meinem Buch „Ökoroutine“ ausgearbeitet. Eine breite Mehrheit ist für Klimaschutz, Verkehrswende und Tierschutz, doch bei der Umsetzung im Alltag scheitern die meisten. Wer will schon allein verzichten? Es fühlt sich besser an, das Richtige zu tun, wenn die anderen auch mitmachen. Ökoroutine heißt, dass ökologisch verantwortliche Handlungen überwiegend durch strukturelle Veränderungen zur Routine werden. Die politischen Rahmenbedingungen sind so zu gestalten, dass die Alltagsroutinen der Bürger nachhaltiger werden. Diese Veränderungen sollten die Menschen einfordern, etwa in Form von politischem Engagement. Interview: bk
Fragen an Alexander Künzle (FDP)
Bleiben wir angesichts von bald 8 Milliarden Menschen auf der Welt trotz Bio-Boom auf konventionelle Landwirtschaft angewiesen?
Gefühlt haben wir schon 50 Prozent Öko-Landwirtschaft, tatsächlich ist der Anteil immer noch sehr gering. Ich habe gerade mit Bauern gesprochen, die haben mir erzählt, dass aktuell die Getreidelager relativ leer sind. Das liegt nicht am Öko-Landbau, sondern an den Wetterbedingungen der vergan- genen Jahre. Es zeigt aber, dass es nicht selbstverständlich ist, dass immer Brot auf dem Tisch steht. Wir brauchen konventionelle Landwirtschaft, weil nur sie effektiv dafür sorgen kann, dass weltweit genügend Lebensmittel vorhanden sind.
Die FDP will einheitliche EU-Tierschutzstandards. Die deutschen Standards gelten als vergleichsweise hoch. Sie wollen diese also absenken.
Wir wollen europäische Standards anheben!
Andere EU-Staaten werden nicht einfach das deutsche Niveau übernehmen. Man wird sich irgendwo in der Mitte treffen.
Mag sein. Aber damit wäre viel mehr erreicht, als wenn wir Deutschland allein zur Tierwohl-Hochburg ausrufen. Man gewinnt nichts, wenn man Nutztiere erst in anderen Ländern niedrigeren Standards aussetzt und sie dann auch noch über lange Wege nach Deutschland fährt. So geschieht das aber mit Schweinen aus Polen oder Dänemark, die zu den deutschen Schlachtbetrieben von Tönnies transportiert werden. Wir müssen uns praxisorientiert fragen, was Nutztieren wirklich hilft. Wenn nicht tiergerechte Haltung einfach in Nachbarländer ausgelagert wird, hilft das nicht.
„Bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen brauchen wir eine marktwirtschaftliche Preisbildung“, steht im FDP-Programm. Im Klartext: Wer am billigsten produziert, bekommt den Zuschlag. Das fördert nicht das Tierwohl. Landwirte klagen, dass Preisdruck sie zwingt, ihre Tiere konzentriert zu halten.
Darum ist ein einheitliches europäisches Tierwohl-Level so wichtig. Wir wollen verbindliche Mindeststandards. Dafür ist der Staat zuständig, nicht der Markt. Der hat die Aufgabe, optimale Lebensmittelversorgung zu gewährleisten, und darin ist er ungeschlagen. Die Versorgungslage in Ländern die versuchen, das staatlich zu organisieren, ist bedeutend schlechter. Ich kann deshalb nur davor warnen, den Markt im Bereich der Nahrungsmittelversorgung zu verteufeln. Er hat Probleme, aber die sind lösbar.
Wir haben eher das Problem einer Überproduktion als des Mangels, gerade beim Fleisch.
So ist es.
Kein anderes Wildtier polarisiert so sehr wie der Wolf. Die FDP hat ihn ins Wahlprogramm aufgenommen und will ihn zum Abschuss freigeben...
... wir wollen ihn nicht einfach abschießen lassen, sondern eine Bestandsregulierung.
Jedenfalls wollen Sie die bislang streng geschützte Art bejagen lassen. Und das, obwohl sich das Wachstum der deutschen Wolfspopulation ausweislich des Wolfsmonitorings bereits verlangsamt. Macht die FDP Wahlkampf mit der kulturell tief verwurzelten Angst vor dem „bösen Wolf“?
Es geht nicht um diffuse Ängste. Für viele Menschen hat die Verbreitung des Wolfs in Deutschland konkrete Konsequenzen. Die Sonderstellung, die er genießt, kann ich nicht nachvollziehen. Inzwischen leben wohl mehr als 1000 Wölfe in Deutschland. Da gehört er nicht mehr auf die Liste der komplett geschützten Arten. Das große Problem ist, dass der Wolf zum Politikum geworden ist. Es wäre angebracht, etwas Ideologie aus der Debatte zu nehmen und nüchtern zu schauen, welche Gefahren vom Wolf ausgehen. Ich würde sagen, da gibt es genügend Indizien, die auf seine Gefährlichkeit hindeuten, etwa gerissene Schafe und Kühe.
Sehen Sie auch eine Gefährlichkeit gegenüber dem Menschen?
Im Moment nicht. Aber dass der Wolf irgendwann auch eine Bedrohung für Menschen darstellen könnte, lässt sich nicht von der Hand weisen. Unabhängig davon meine ich, dass bereits die Gefahr für Weidetiere die bestandsregulierende Bejagung rechtfertigt.
Sonst setzt die FDP immer gerne auf technische Lösungen. Die gäbe es auch hier, zum Beispiel wolfssichere Weidezäune.
Zäune sind nie hundertprozentig sicher und immer auch ein Kostenfaktor. Ich bleibe dabei: Warum sollten für den Wolf andere Regeln gelten als für andere Wildtiere?
Welche konkreten Maßnahmen in der Landwirtschaft streben Sie für die kommenden vier, fünf Jahre an?
Entfesselung von Bürokratie. Es gibt unfassbar viele Dokumentationspflichten, das muss auf EU-Ebene deutlich weniger werden. Davon würden gerade kleinere und mittlere Höfe profitieren. Und wir müssen zu einer einheitlichen EU-Landwirtschaft kommen, deutsche Alleingänge wie beim Glyphosat-Verbot darf es nicht mehr geben.
Heißt Bürokratieabbau auch Subventionsabbau?
Ja, aber erst auf mittlere Sicht. Wir müssen weg vom Flächensubventionssystem. Innerhalb von zehn Jahren sollte das umgesetzt sein.
Wie soll unsere Landwirtschaft in 25 Jahren aussehen? Subventionsfrei?
Das hoffe ich. Landwirte sollen ihren Beruf auch noch in 25 Jahren gerne ausüben. Daher müssen wir kleinere und mittlere Höfe erhalten. Und dafür sorgen, dass Landwirte nicht mehr pauschalen Anfeindungen ausgesetzt sind. Das Wichtigste ist aber, dass die Nahrungsmittelproduktion auch noch in 25 Jahren so sicher ist wie heute.
Mit viel größerem Bio-Anteil als heute?
Ich bezweifle, dass der Begriff „bio“ in 25 Jahren noch so relevant ist. Wenn sich die Landwirtschaft insgesamt positiv verändert und das Vertrauen in Lebensmittel wieder steigt, wird der Unterschied zwischen bio und konventionell langsam verschwimmen. Interview: ari
Fragen an Volker Körlin (AfD)
Bleiben wir auf konventionelle Landwirtschaft angewiesen?
Natürlich. Es ist ja nicht so, dass die konventionelle Landwirtschaft einfach Gift auf die Felder sprüht und ihr ansonsten alles egal ist. Düngemittel braucht man für einen guten Ertrag, das kann man nicht ignorieren. Die konventionelle Landwirtschaft ist interessiert daran, ertragreiche Böden zu erhalten. Ihr ist klar, dass sie Böden nicht auf Teufel komm raus ausbeuten darf. Konventionelle Landwirte betreiben inzwischen große Bemühungen für Nachhaltigkeit. Man täte ihnen bitter Unrecht, würde man ihnen vorhalten, dass nur Bio-Landwirte umweltgerecht wirtschaften.
Die AfD will die Zuständigkeit für Agrarpolitik in die alleinige Verantwortung der Nationalstaaten legen. Wie wollen Sie vermeiden, dass das zu einem Unterbietungswettbewerb bei ökologischen und tierschutzrechtlichen Standards führt?
Die Zuständigkeit soll nur für ein Übergangsstadium in die nationalstaatliche Hoheit gelegt werden. Um raus zu kommen aus einer Situation, die Deutschland benachteiligt. Standards zum Tierwohl oder auch zu den Düngemitteln sind in Deutschland derzeit höher als in vielen anderen EU-Staaten. Tierwohl zählt dort nichts, deshalb können die billiger produzieren.
Die Standards in Europa werden kaum besser, wenn alle Länder sie selbst für sich festlegen.
Das wäre, wie gesagt, nur eine Übergangsregelung. Wir brauchen Weideprämien. Bauern müssen es vergütet bekommen, wenn sie weniger Tiere auf einer Fläche halten und dadurch dem Tierwohl und Umweltschutz dienen. Ohne Unterstützung sind sie dazu nicht in der Lage. Solche Standards müssen so in Europa implementiert werden, dass Deutschland keinen Wettbewerbsnachteil hat.
Europaweite Standards? In Ihrem Programm steht das Gegenteil.
Wir müssen zurück in die nationalstaatliche Verantwortung, um handlungsfähig zu werden. Momentan dürfen wir unseren Bauern nicht unter die Arme greifen, weil uns durch die EU die Hände gebunden sind. Die Kompetenz muss zurück zu den Regierungen. Danach bin ich für neue gemeinsame Standards im Sinne einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. EWG statt EU.
Heißt das auch stärkere nationalstaatliche Subventionierung?
Subventionierung würde ich das nicht nennen. Wir wollen den Landwirten nicht pauschal Geld geben.
Sie wollen ihnen „unter die Arme greifen"
Ein Beispiel: Wenn Bauern Blühstreifen einrichten, brauchen sie spezielles Saatgut, und sie müssen die Flächen pflegen. Das ist aktiver Landschafts- und Umweltschutz. Das muss natürlich bezahlt werden. Wer die Straßen reinigt, bekommt auch Geld dafür.
Die AfD wirbt für den Kauf regional erzeugter Lebensmittel, unabhängig davon, ob sie biologisch oder konventionell erzeugt wurden. Warum sollte Fleisch aus einer Massentierhaltung in Niedersachsen vorzugswürdig sein gegenüber Fleisch aus artgerechter Haltung in Bayern?
Die Unterscheidung zwischen bio und konventionell lehnen wir ab. Auch die nicht als biologisch zertifizierte Landwirtschaft arbeitet biologisch, nur nicht nach den spezifischen Kriterien von Bioverbänden wie Demeter.
Warum sind Sie gegen Zertifikate? Aus ideologischen Gründen, weil „bio“ irgendwie links ist?
Nein, darum geht es nicht. Ich sage nur, dass auch der konventionelle Landwirt biologisch wirtschaftet, wenn er Getreide anbaut und seine Felder bestellt. Er hat aber seine Produktionsmethoden weiterentwickelt, sodass er effizienter und günstiger ist. Bio-Produkte sind teurer und können nicht in der Masse produziert werden, die nötig wäre, um unser Land zu ernähren. Lösungen für Umweltprobleme müssen mit der konventionellen Landwirtschaft entwickelt werden, nicht gegen sie. Konventionelle Landwirte dürfen nicht an den Pranger gestellt und gegenüber Bio-Landwirten benachteiligt werden.
Ihre Argumentation klammert intensive Nutztierhaltung aus.
Massentierhaltung ist noch einmal ein anderer Punkt. Die hat bei Hühnern Züge von Agrarfabriken angenommen. Die Politik und die Verbände der Geflügelhalter müssen gemeinsam für wenigstens halbwegs artgerechte Haltungsmethoden sorgen. Ich bin schon froh, dass wenigstens das Kükenschreddern ab 2022 verboten ist. Kühe und Schweine sollten möglichst auf die Weide, das muss gefördert werden.
Welche Veränderungen in der Landwirtschaft streben Sie kurzfristig an?
Wir müssen Europa neu denken und dazu in einem ersten Schritt die Kompetenz unter anderen für die nationalen Landwirtschaften den Regierungen übertragen.
Was sollte auf mittlere Sicht passieren und wie sollte die Landwirtschaft in 25 Jahren aussehen?
Wir brauchen die Reform der EU und der EU-Landwirtschaft. Die Länder brauchen Zeit, um wirklich zusammenwachsen zu können. Wenn wir jetzt die Nationalstaaten stärken, sind die politischen Voraussetzungen für einen wirklichen europäischen Staat in 25 Jahren eher gegeben als heute.
Ihr Fernziel ist ein europäischer Bundesstaat?
Das ist meine subjektive Vorstellung. Die AfD will erst einmal Kompetenzen von der EU-Kommission zurückholen.
Wenn die europäischen Regierungen in nationaler Verantwortung über die Landwirtschaftspolitik bestimmen und anschließend internationale Standards vereinbaren, landet man doch nach 25 Jahren wieder dort, wo wir heute sind.
Die heutigen Standards werden durch die EU-Kommission gesetzt, von oben nach unten. Wir wollen es andersrum: Von unten nach oben, unter Beteiligung der Landwirte und ihrer Verbände. Interview: ari
Fragen an Kathrin Otte (DIE LINKE)
Bleiben wir auf konventionelle Landwirtschaft angewiesen?
Der Ökolandbau könnte eine wachsende Weltbevölkerung ernähren, wie eine Studie belegt, auch bei einer vollständigen Umstellung auf Bio. Doch die Menschen müssten ihren Fleischkonsum auf ein gesundes Maß senken, weniger Lebensmittel vergeuden und die Fütterung in der Tierhaltung umstellen.
Gentechnik bei Agrarprodukten könnten angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums und dem Wunsch nach ökologischem Landbau für die Menschheit von großer Bedeutung sein. Wieso lehnen Sie das ab?
Die Agrarwirtschaft wird europaweit immer stärker auf Gentechnik und Export ausgerichtet. Dies trägt zur Zerstörung landwirtschaftlicher Strukturen bei. Ein rasantes Bevölkerungswachstum gibt es übrigens nur in benachteiligten Ökonomien, wo Armut und geringe Bildung herrschen. Dies kann man nicht mit Genmanipulation beheben – im Gegenteil. Landwirtschaft soll Teil ökologischer, eingebetteter Kulturtechnik für regionale Bedürfnisse sein.
Sie wollen höhere Erzeugerpreise, weniger Agrarsubvention und entschlackte Handelsmargen. Ist das ist nicht nur auf Kosten von Arbeitsplätzen im Handel machbar?
Vier große Einzelhandelskonzerne bestimmen 85 Prozent des Lebensmittelverkaufs in Deutschland und machen fette Profite, während viele Landwirte kaum über die Runden kommen. Regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen sind eine wirksame Gegenstrategie zur Marktmacht von Konzernen, die wir durch ein effektives, gemeinwohlorientiertes Kartellrecht beschränken. Dabei werden nicht Arbeitsplätze gefährdet, sondern Profite der Konzerne reduziert. Fördergelder wollen wir an wissenschaftlich fundierte Umwelt- und Sozialkriterien sowie den Tierschutz binden. Arbeitsplätze werden durch höhere Erzeugerpreise geschaffen. Durch gerechte Gewinnverteilung wird gesichert, dass Lebensmittelpreise bezahlbar bleiben.
Ihr Wahlprogramm unterstellt, dass in Deutschland im Klimawandel Wald zerstört wird, dabei nehmen die Waldflächen seit dem Zweiten Weltkrieg kontinuierlich zu. Betreiben Sie hier nicht Panikmache?
Wir sind entschlossen, die Vielfalt der Ökosysteme wirksam zu schützen. Häufig stehen kurzfristige Interessen von Unternehmen und ihrer Lobby dem entgegen. Das haben die Auseinandersetzungen um den Hambacher und Dannenröder Forst prominent gezeigt. Entsprechende Probleme fanden Wissenschaftler des Thünen-Instituts bei Fichten, Eichen, Kiefern und Buchen. Laut Waldzustandsbericht beträgt der Anteil der Bäume mit intakten Kronen nur noch 21 Prozent. Die Linke steht für eine schnellstmögliche Kehrtwende. Das geht nicht ohne klare Regeln für Unternehmen und Gesellschaft.
Die Unterschutzstellung von Kulturland im Heidekreis belegt, dass Bio-Landwirtschaft gefährdet wird, wenn Landwirte die Mahd nicht fachgerecht betreiben dürfen. Gibt es für Sie auch eine Grenze beim Naturschutz?
Naturschutz und Landwirtschaft müssen Hand in Hand gehen. Weidetierhaltung zur Pflege der Kulturlandschaftistgesellschaft ist gesellschaftlich akzeptiert. Sie trägt zum Schutz der biologischen Vielfalt und zum Klimaschutz bei. Sie wird also dringend gebraucht. Dennoch sind die Weidetierhaltenden die Verlierer der EU-Agrarpolitik und der Bundespolitik, obwohl die soziale Krise in der Weidetier-, insbesondere der Schaf- und Ziegenhaltungen, lange bekannt ist.
Sie wollen ein Rücknahmesystem für Medikamente. Erklären Sie das bitte.
Multiresistenzen sind ein weltweites Problem. In vielen Ländern sind Antibiotika ohne ärztliche Verordnung frei verkäuflich. Auf Ebene von EU und WHO muss es Regelungen und Maßnahmen geben, den Antibiotikaeinsatz einzudämmen. Eine Hauptursache bleibt der Einsatz in Geflügelzucht und Schweinemastbetrieben – wahre Trainingslager zur Herausbildung von Resistenzen. Tierärztliche Verschreibungen und Verkauf von Antibiotika müssen getrennt, die lockere Verschreibungspraxis in der Humanmedizin begrenzt und die Pharmaindustrie dem Gemeinwohl verpflichtet werden.
Welche Maßnahmen wollen Sie für Ihre Ziele in den ersten vier Jahren ergreifen?
Wir müssen Ressourcenverbrauch und klimaschädliche Emissionen absenken. Dies wird nur klappen, wenn wir den ewigen Zwang zur Profitgenerierung stoppen. Das streben wir über einen weitgehenden Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung einer Wirtschaftsdemokratie an. Wir wollen eine sozial-ökologische Investitionsoffensive, mit guten Löhnen und neuen Arbeitsplätzen bei einer 28- bis 35-Stundenwoche mit vollem Lohnausgleich. Mit unserem Zukunftsinvestitionsprogramm können wir bis 2025 eine Million gut bezahlter Arbeitsplätze schaffen.
Welche Ziele und konkreten Maßnahmen streben Sie mittelfistig an?
Über das Zukunftsinvestitionsprogramm machen wir Wirtschaft und Infrastruktur bis 2035 klimaneutral. Ein Ausstieg aus der Förderung und Verbrennung aller fossiler Brennstoffe bis 2030 beziehungsweise bis zur Erreichung der Klimaziele 2035 soll mit Hilfe von Transformationsfonds und Transformationsräten erfolgen, damit den dort Beschäftigten kein Nachteil entsteht.
Welche langfristigen Ziele und umzusetzende Maßnahmen verfolgen Sie langfristig?
Deutschland darf sein CO2-Budget nicht überziehen oder sich in anderen Ländern freikaufen. Die bisherige Bundesregierung hat das Restbudget spätestens in 15 Jahren aufgebraucht. Die Klimakatastrophe ist im Bewusstsein angekommen und die Industrie wird nicht mehr verschont. Ob bis 2046 die Erde eine klimaberuhigte Welt geworden ist, vermag niemand zu sagen. Unser Optimismus beruht auf der Änderungsbereitschaft der Gesellschaft. Interview: bk