Heute Nachmittag ist großes Stühlerücken im Kreistag
Schichtwechsel im Kreistag für mehr als die Hälfte der Belegschaft. Personelle Veränderungen gehören zu den Gesetzmäßigkeiten am Beginn einer neuen Wahlperiode. Bei der heutigen konstituierenden Sitzung in der Heidmarkhalle Bad Fallingbostel fällt diese Zäsur aber ungewöhnlich groß aus: 30 der 50 ehrenamtlichen Kreistagsabgeordneten sind neu im Geschäft und werden verpflichtet. Als 51. Kreistagsmitglied wird auch der seit Anfang dieser Woche tätige neue Landrat Jens Grote offiziell vereidigt. Vor der Verpflichtung der neuen Kreistagsmitglieder sieht die Tagesordnung erst einmal Verabschiedungen ihrer Vorgänger vor. Alle Ausscheidenden ausführlich zu würdigen, würde den zeitlichen Rahmen der Sitzung sprengen. Laut Kreisverwaltung sind aber Würdigungen für diejenigen mit „längerer“ Verweildauer im Landkreisparlament angedacht. Dabei ragen zwei Männer heraus, die aufgrund ihrer langjährigen Zugehörigkeit getrost als „Urgesteine“ bezeichnet werden können, die die Arbeit des Kreistages in zahleichen Funktionen mitgestaltet, sie teilweise sogar bestimmt haben: Dieter Möhrmann war 40 Jahre Kreistagsabgeordneter, Hermann Norden sogar 49 Jahre. Möhrmann kam 1981 als 33-Jähriger in den Kreistag und war dort 32 Jahre Vorsitzender der SPD-Gruppe. Auch wenn die Sozialdemokraten stets nur die zweitstärkste Fraktion hinter der CDU stellten, ist es dem Schneverdinger einige Male gelungen, Allianzen zu schmieden und Mehrheiten zu organisieren. So war er 2007 Initiator des Parteienbündnisses „Kompetenz für SFA“, das Manfred Ostermann gegen den CDU-Kandidaten Dr. Karl-Ludwig von Danwitz auf den Landratssessel hievte. Möhrmanns Zugehörigkeit wird noch einmal deutlich getoppt von Hermann Norden. Der CDU-Mann aus der heute zu Walsrode gehörenden Ortschaft Borg ist seit 1972 ununterbrochen Kreistagsabgeordneter. Norden ist damit der letzte Verbliebene in der Reihe der Kommunalpolitiker, die in zwei verschiedenen Kreistagen mitgewirkt haben, von 1972 im Fallingbosteler und seit 1977, dem Jahr der Landkreisfusion, im Kreistag von Soltau-Fallingbostel beziehungsweise ab 2011 des Heidekreises. An seine erste Sitzung könne er sich noch gut erinnern: Es war der 13. November 1972, der Tag, an dem ein gewaltiger Orkan über Norddeutschland hinwegfegte und riesige Schäden in den Wäldern anrichtete. Auch die Straßen zum Sitzungsort, dem Fallingbosteler Hotel „Zur Lieth“, seien von umgestürzten Bäumen blockiert gewesen. „Die Feuerwehr hat uns den Weg freigesägt“, erinnert er sich noch gut. Der gelernte Landwirt, der über ein Begabtenstipendium ein Lehramtsstudium absolvierte und lange Jahre bei der Volkshochschule tätig war, war ebenfalls einige Jahre CDU-Fraktionschef und zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender des Heidekreis-Klinikums.
Krankenhausstreit bedauern beide „Veteranen“
Was die beiden „Veteranen“ neben dem Alter, beide sind 73 Jahre alt, eint, ist das Bedauern über die Verwerfungen durch den Kranken-hausstreit, der das Finale ihrer Kreistagsarbeit überlagerte, die Auseinandersetzungen über den Standort für den geplanten Neubau des Heidekreis-Klinikums. Beide waren Verfechter des Standorts F4 bei Bad Fallingbostel und sind weiter überzeugt, dass es der richtige ist. Dabei seien keine geografischen Präferenzen ausschlaggebend gewesen, sagt Norden: „Es geht um die Menschen im Heidekreis. Nichts anderes.“ So sieht es auch Möhrmann, der in der übernächsten Woche mit anderen ein weiteres Mal verabschiedet wird, aus dem Schneverdinger Stadtrat, dem er 49 Jahre angehörte. Dazu wird die Böhme-Zeitung ein längeres Interview mit ihm veröffentlichen. Er bedauere, dass man sich vielfach nicht als gemeinsamer Landkreis fühle. Da hätten die Bemühungen, die Menschen zusammenzuführen, wie zum Beispiel die Umbenennung von Soltau-Fallingbostel in Heidekreis, nicht im erhofften Maße gefruchtet.