Klare Mehrheit der Wähler spricht sich für F4 aus
Heidekreis. Die ersten Stimmergebnisse zum gestrigen Bürgerentscheid über den zukünftigen Standort eines geplanten Neubaus des Heidekreis-Klinikums liefen auf der Internetseite des Landratsamts aus einem im südlichen Landkreis verorteten Wahllokal ein: 92 Prozent Nein-Stimmen standen 8 Prozent Ja-Stimmen ge- genüber. Als erstes ausgezählt hatten die beiden Wahllokale im geimeindefreien Bezirk Osterheide: 6 Personen hatten für Ja, aber 199 für Nein gestimmt. Doch bei dieser Eindeutigkeit sollte es nicht bleiben. Sobald die ersten Wahlkreise im Norden des Landkreises ausgezählt waren, verschob sich das Bild. Allerdings blieb es durchweg bei einer Mehrheit der mit Nein Stimmenden. Denn anders als im Süden, wo es fast kaum Befürworter für eine Umplanung nach Dorfmark gab, lief die Abstimmung im nördlichen Teil. Dort votierten viele Wähler auch weiter für F4, am deutlichsten in Neuenkirchen: Dort sprachen sich fast 30 Prozent der Menschen, die ihre Stimme abgegeben hatten, für den beschlossenen Standort südwestlich von Bad Fallingbostel aus.
„Es sieht so aus, als könnten wir weitermachen“, stellte der Grüne Kreispolitiker Dr. Hans-Peter Ludewig schon nach gut einer Stunde Auszählung in der Runde der F4-Berfürworter im Kreishaus fest. Dort hatten sich hauptsächlich Vertreter aus dem südlichen Kreisteil und der Kreisverwaltung eingefunden, um die Auszählung quasi hautnah zu verfolgen. Wenig beruhigt war da allerdings noch Karin Thorey. Die Bad Fallingbosteler Bürgermeisterin hat ihre Erfahrungen mit Bürgerentscheiden. Denn bei dem 2019 in ihrer Stadt stattgefun- denen brachten die Briefwahlstimmen letztlich ein anderes als von ihr erhofftes Ergebnis. Die Auszählung der per Brief eingegangenen Stimmzettel zog letztlich tatsächlich den ganzen Wahlablauf in die Länge. Rund 11 000 Bürger im Süden und 7000 im Norden des Heidekreises hatten ihre Stimme bereits vor dem gestrigen Wahlsonntag abgegeben. 13 Wahlvorstände im Kreishaus öffneten zunächst die Briefe, prüften dann den Inhalt und warfen die Wahlscheine zunächst in eine Wahlurne, bevor sie sie auszählten.
Thorey findet Diskussion um Entfernung lächerlich
„Das ist mitten in der Planung eine richtige Hürde, die wir genommen haben“, stellte Bürgermeisterin Thorey dann aber doch zufrieden fest. Jeder wolle ein neues Krankenhaus, durch die vier Initiatoren des Bürgerbegehrens sei aber eine Schärfe in die Diskussion ge- kommen, die nicht hätte sein müssen. Die Entfernungsdiskussion wertete die Soltauerin, die jeden Morgen nach Bad Fallingbostel fahre, als lächerlich. Sie freue sich, dass es nun ein neues Krankenhaus gebe. Die Freude war auch Landrat Manfred Ostermann anzusehen. „Das ist ein deutliches Ergebnis für ein Gesamtklinikum“, stellte er fest. Es zeige, dass es sich gelohnt habe, den aufwendigen Weg des Bürgerentscheids zu gehen, dass das Projekt nicht an fünf Kilometern oder drei Fahrminuten scheitern dürfe. Ganz, ganz viele wolle man jetzt zudem einfangen, in dem auch das Modell des Neubaus präsentiert werde. „Darauf kann man sich freuen“, ist sich Landrat Ostermann sicher dann gut präsentieren zu können, was der Neubau für die zukunftsfähige Gesundheitsversorgung im Heidekreis bedeuten wird.
Erleichtert über das Ergebnis des Bürgerentscheids zeigte sich HKK-Aufsichtsratschef Herrmann Norden. Er freue sich, nun die Arbeit fortsetzen zu können. Aber auch Genugtuung habe er verspürt aufgrund des doch sehr deutlichen Ergebnisses, dennoch habe er große Hochachtung davor, wie die Beteiligten des Bürgerbegehrens für ihre Position gekämpft hätten. Nun gehe es darum, dass am Ende ein gemeinsames Projekt daraus werde, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern – mit einer guten Aussta tung und mit Fachkräften, beides wesentliche Bestandteile. Das neue Heidekreis-Klinikum solle im niedersächsischen Vergleich ganz vorne stehen, blickte Norden in die nahe Zukunft, dass am Ende alle Menschen sagen würden: „Toll, was wir hier haben.“
Gegen 21 Uhr lag das Gesamtergebnis zwar noch nicht vor, das war erst gegen 22.15 Uhr, dennoch waren die Initiatoren und weitere Beteiligte des Bürgerbegehrens mit da noch fast 40 Prozent der Stimmen recht zufrieden. Dass die neue Klinik nicht vollständig akzeptiert werden wird, werde durch das Ergebnis bestätigt. Dass die Wahlbeteiligung in einigen Kommunen vor allem im Norden doch recht gering war, war für die Initiatoren dafür noch ein deutlicheres Zeichen. Viele würden andere Krankenhäuser aufsuchen und blieben vermutlich auch dabei. Letztlich erfülle das Ergebnis des Bürgerentscheids die Vorgaben aus Hannover für den Bau eines zentralen Klinikums nicht: Die breite Mehrheit sei nicht vorhanden. Grundsätzlich zeige der Bürgerentscheid dem Landkreis auch, dass der Bürger vor solch einer Entscheidung auch gefragt werden sollte.