Lesermeinungen: Realistische Antworten vermisst
Zu "Defizitabbau ist nicht das primäre Thema fürs HKK" – BZ vom 3. April 2021
Die Ware Mensch hätte sicher auch als Überschrift gepasst. Anders kann man es nicht definieren, wenn es in dem Artikel immer wieder auftaucht, dass „es ökonomisch schwer ist“, „über Zahlen zur Wirtschaftlichkeit“, „Medizinbereiche, bei denen wenig zu verdienen ist“, „dass die Fallzahlen stimmen“, „auch der ökonomische Erfolg trägt zu einer positiven oder negativen Beurteilung bei“, „Personaleinsparung erforderlich“. Es geht also nicht mehr um das Wohl der Patienten, sondern um Gewinnmaximierung, wie es bei privat geführten Krankenhäusern „üblich“ ist. Wenn man sich allerdings damit vergleichen will, sollte die Führung und Kalkulation des Klinikums auch auf privatrechtlicher Basis erfolgen. Dann wäre man sicher nicht überrascht, dass eine Heizung nach 45 Jahren ihren Geist aufgibt, dass Motoren von Aufzügen auch überwacht und eventuell ausgetauscht werden müssen. Der Clou sind dann „ständige“ Wasserrohrbrüche. Und für all diese Reparaturen scheinen keinerlei Rückstellungen in den letzten Jahren vorgenommen worden zu sein.
Vermisst habe ich auch ein paar Fragen und realistische (wahrheitsgemäße) Antworten nach den tatsächlichen Kosten für einen Neubau. Nur durch Zufall liest man dann, dass die Ausstattung mit Einzelzimmern inzwischen revidiert (gestoppt) wurde, dass bei der Kalkulation des Neubaus die Brandschutzvorsorge noch nicht genehmigt wurde (hoffentlich kein 2. Flughafen Berlin), Bahnhof wohl nicht kommt (hoffentlich zumindest eine Haltestelle), Kosten Hubschrauberlandeplatz? Gewundert habe ich mich auch über die Entwicklung des Geschäftsführers (Herr Rogge), der m. E. bei Antritt der Position „für alles offen“ war, aber schon nach kurzer Zeit plötzlich nur noch die Ansichten des Aufsichtsratsvorsitzenden (H. Norden) öffentlich vertreten hat. Manche Bewohner sprachen seinerzeit davon, dass er „eingenordet“ wurde. Dass er trotz des Vordrängens beim Impfen auch hierfür die Zustimmung erhielt, war zu erwarten.
Als Zugereister kann ich für mich in Anspruch nehmen, nicht vorgeprägt gewesen zu sein (Nord-Südkreis), was dann jedoch im Laufe der Jahre das HKK betreffend alles zu verdauen war, muss man als „schwere Kost“ bezeichnen. In einem einigermaßen funktionierendem Unternehmen wären die Entscheidungsträger rechtzeitig in „vorläufigen Ruhestand“ geschickt worden.
Herbert Wiegand, Soltau
Weitergewurschtelt wie in 70er-Jahren
Zum Nord-Süd-Konflikt
Es mag sein, dass es diese Polarisierung gibt, ich bin erst 1977 als Soldat hierhergekommen. Aber man kann sie nicht auf das aktuelle Thema Südkreis-Klinikum anwenden. Hier geht es einzig und allein um Ausgrenzung, Abkopplung von medizinischer Notversorgung, Daseinsvorsorge, Lebensperspektive für die Zukunft und wirtschaftliche Schlechterstellung einer ganzen Region, (halber Landkreis) die ja wirtschaftlich nicht gut dasteht. Wenn hier auf Grund F4 Unternehmen nicht mehr in den Nordkreis kommen, sind wir einzig und allein auf das Handwerk angewiesen. Es wird weniger zukunftssichere Arbeitsplätze geben.
Die Jugend wird noch mehr gezwungen sein, zur Ausbildung in andere Regionen abzuwandern. Die Arbeit in den Vereinen leidet ja jetzt schon darunter, dass wenn man die Jugendlichen durch Lehrgänge und längere Arbeit mit Kindern endlich so weit hat, dass sie eigenverantwortlich eine Gruppe führen können, sind acht von zehn zur Ausbildung oder Studium weg. Bei den zweien kommt dann Freund oder Freundin. Der Nachwuchs für ehrenamtliche Arbeit fehlt einfach. Ich stehe ja nicht um sonst mit 65 noch am Beckenrand. Und die Rentner, wenn die eine nahe Klinik-Versorgung wünschen, müssen sie in Zukunft in den Südkreis ziehen, zum Beispiel ins neue Altenheim, im noch Walsroder Krankenhaus. Soziale Bindungen zur Heimat futsch. Circa 45 Jahre sind wir ein Landkreis, aber die Politik hat es nicht verstanden, ein Miteinander zu formen. Ich habe für die Vereinsarbeit zum Beispiel sehr gut mit guten Leuten aus dem Südkreis zusammengearbeitet, diese Zeit möchte ich nicht missen.
Die Politik macht es sich zu einfach, immer vom Nord-/Süd- Konflikt zu sprechen, das ist eben einfacher, als sich mit den Themen genauer zu befassen. Warum hat man zum Beispiel mittlerweile nicht ein Kreishaus in Dorfmark statt neue in Fallingbostel und Soltau. Das wäre eine echte Kostenersparnis gewesen. Aber vielleicht wollen die Kreisbeschäftigten auch nicht nach Dorfmark zur Arbeit fahren. Das wäre doch ein Fingerzeig gewesen für ein miteinander. Stattdessen wird weitergewurschtelt wie in den 70er-Jahren. Das geht natürlich nur, wenn man mit den Bürgern spricht und nicht immer in Hinterzimmern im Südkreis mit den Strippenziehern Norden, Ripke, Zinke und Co. Politik macht. Ich wünsche mir, von der Politik informiert, beteiligt und mitgenommen zu werden und nicht ausgegrenzt zu sein. Der HKK-Standort D4 wäre ein guter Anfang. Sonst ist es die endgültige Teilung des Landkreises.
Hartmut Benecke, Munster
Der normale Bürger bildet Rücklagen
Zu „Wir werden schwarze Zahlen schreiben“ – BZ vom 3. April 2021
Herr Norden beklagt sich über die anstehende Erneuerung der Heizungs- und Lüftungsanlage (circa 50 000 Euro). Die Betreiber des HKK Soltau und Walsrode sind ja wohl weltfremd. Heizungen in normalen Gebäuden sind nach circa 30 Jahren abgängig, ebenso eine Lüftungsanlage. Der normale Bürger bildet Rücklagen. Aber dieses ist wohl nicht gottgewollt. Und solche Leute wollen ein neues Krankenhaus bauen. Sehr bedenklich.
Edmund Kauck, Schneverdingen