Köthe: Es gibt keinen Konsens für F4
Soltau. Eigentlich hätten die Initiatoren des Bürgerbegehrens ihren Auftrag bereits erfüllt, seit der Termin für den Bürgerentscheid steht: „Jetzt liegt es an den Bürgern“, stellt Adolf Köthe als einer der Beteiligten zum Wahlgang am Sonntag fest. „Wir haben für die Bürger ihr Recht auf einen Bürgerentscheid erstritten. Jetzt muss aber jeder einzelne von seinem Wahlrecht auch Gebrauch machen.“ Aber selbstverständlich kämpfen die Initiatoren bis dahin weiter für die nach ihrer Ansicht nötige Akzeptanz, die der Neubau eines Krankenhauses haben müsse und der deshalb dort entstehen solle, wo ihn die meisten Einwohner gut erreichen könnten: bei Dorfmark. Für das Bürgerbegehren jedenfalls bilanziert Köthe schon jetzt, dass ein breiter Konsens für den vom Kreistag mit einer großen Mehrheit beschlossenen Standort südwestlich von Bad Fallingbostel, F4, nicht gegeben sei. Der aber sei nötig, damit die Fördermittel flössen.
„Wir führen 2:0“, erklärt Otto Elbers zu den Erfolgen vor dem Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht. Am Sonntag werde man das dritte Tor schießen, ist der Soltauer siegesgewiss. Dafür müssten alle, die beim Bürgerbegehren unterschrieben hätten, nun ihre Freunde, Nachbarn, Verwandten zum Wahlgang motivieren. Gemeinsam mit weiteren Beteiligten aus den Kommunen im Nordkreis zieht Elbers Bilanz des bisherigen Engagements. Marietta Hemmerle, die in Bispingen Infostände betreute, betont, dass der Frust bei den Menschen tief sitze. Es sei unterschätzt worden, dass die Leute das Gefühl hätten, wieder beschummelt zu werden, blickt sie auf die Krankenhausentscheidungen von vor gut zehn Jahren zurück. Und je mehr „Munition“ das Klinikum und der Kreis verschossen hätten, unter anderem mit Informationsbroschüren, um so verstimmter seien die Menschen in der Gemeinde geworden.
Der Wietzendorfer Bernd Knobloch betonte, dass man sich die immer härteren Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern hätte sparen können, wenn der Landkreis das Begehren gleich zugelassen hätte. Dann wäre man längst durch und wahrscheinlich besser im Zeitplan. Für Munster geht Adolf Köthe davon aus, dass dort kaum jemand Nein sagen werde. „Eigentlich wollen die meisten Soltau behalten, aber Dorfmark werde gerade noch so akzeptiert.“
„Ein Sieg für die bürgerliche Demokratie“
Elbers und die Soltauer Mitstreiter hätten bei den Ständen auf dem Wochenmarkt und bei Edeka große Unterstützung erfahren. „Bis zur letzten Sekunde“ wolle man weiter für ein Ja werben. Ähnlich betont das Werner Salomon für Schneverdingen. Torge Stamer aus Neuenkirchen erklärt, dass es der Bürgerinitiative gelungen sei, aus einer planerischen Diktatur eine demokratische Entscheidung zu machen. Auch wenn sich D4 am Sonntag nicht durchsetzen sollte, hätte dennoch die bürgerliche Demokratie gesiegt. Kritik äußern die Initiatoren erneut an den Summen, die dafür ausgegeben worden seien, gegen den Bürgerentscheid zu werben. Mit den Kosten von zwei Broschüren hätte man locker die marode Heizung im Krankenhaus austauschen können. „Für ein neues Krankenhaus sind wir auch, und die 2000 Vorschläge der Mitarbeiter können in jedem Fall berücksichtigt werden“, sagt Köthe.
Auch der Behauptung, dass F4 einen Bahnanschluss bekommen werde, widersprechen die Initiatoren nach Kontakt mit der Landesnahverkehrsgesellschaft: Von dort heißt es in einem der BZ vorliegenden Schreiben: „Bei dem derzeitigen Ausbauzustand der Schieneninfrastruktur bestehen keine Fahrzeitreserven, um im Fahrplan einen zusätzlichen Bahnhalt zwischen Fallingbostel und Walsrode zu realisieren.“ Explizit wird mit dem aktuellen Ausbauzustand auf die Eingleisigkeit hingewiesen. Dorfmark sei zulässig und habe eine breite Akzeptanz, so die Initiatoren. Eine Umplanung sei zeitlich und rechtlich noch bis zum Jahresende möglich. at