Meinungskampf um Klinikstandort in Betrieben

Heidekreis. Die Standortentscheidung des Kreistags für das Heidekreis-Klinikum (HKK) im Süden Bad Fallingbostels ist umstritten und weit entfernt von einer allgemeinen Akzeptanz. Die Risse in der Gesellschaft gehen inzwischen bis tief in die Betriebe der Unternehmen. „Der Nord-Süd-Konflikt zieht sich mittlerweile auch durch die Belegschaften und führt zu Reibereien und Unfrieden“, berichtet etwa Hans-Gert Kalender von Tamke Technics aus Soltau. Kalender wünscht sich deshalb eine politisch ausgewogene Lösung für die Standortfrage im Falle einer Zusammenführung der beiden HKK-Häuser.

Quellen des Unmuts sind der Umgang mit dem Bürgerbegehren durch den Kreisausschuss, der bis vor Gericht und zu einem harschen Eintrag ins Stammbuch des Landkreises seitens des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg führte. Zusätzlich emotional befeuert wurde die Stimmung durch die öffentliche Verkündung der Strafverfolgung einer Handvoll mutmaßlich gefälschter Unterschriften im Bürgerbegehren durch Landrat Manfred Ostermann sowie das Befeuern des Meinungskampfs durch nicht haltbare, zum Teil sogar der Gesetzeslage widersprechenden, Behauptungen – etwa seitens des SPD-Kreisfraktionsvorsitzenden Sebastian Zinke, die stationäre klinische Versorgung im Heidekreis könnte im schlimmsten Fall sogar ganz wegbrechen. Wie tief die Risse gehen, lässt sich in den sozialen Nertzwerken im Internet ablesen. Dieser Zwist zwischen den Befürwortern des Bürgerbegehrens pro Dorfmark und ihren Gegnern wird zum Teil mit aggressiver Rhetorik geführt – ein Zoff, der bis hinein in den Betriebsfrieden von Unternehmen führt.

„Tiefe Gräben im Heidekreis aufgeworfen“

Auch wenn SPD-Altvorderer und Kreistagsmitglied Dieter Möhrmann in einer eigenen Stellungnahme erneut erklärt, „ein modernes Klinikum im Stadtgebiet von Bad Fallingbostel ist für die Fachkräftegewinnung im gesamten Heidekreis von Vorteil“, befürchtet etwa Maimed-Geschäftsführer Dirk Pfemfert das Gegenteil. Er sieht die Nordkreiswirtschaft gefährdet. „Ein Klinikneubau in zu großer Entfernung der Betriebe würde die Personalgewinnung und die Weiterentwicklung der betroffenen Betriebe erschweren“, so Pfemfert. Die Besonderheiten des Heidekreises seien nicht berücksichtigt und „jetzt tiefe Gräben im Heidekreis aufgeworfen“ worden, ergänzt der Soltauer Unternehmer Jürgen Röders. Schwierigkeiten auf dem Personalmarkt sieht auch Mario Dreismann von We-Ef Leuchten aus Bispingen auf sein Unternehmen zukommen. Die Entfernung des HKK würde „die Attraktivität der betroffenen Betriebe in den Augen der Bewerber erheblich beeinträchtigen“.

Das bestätigt auch Ilse-Marie Gellert von Gellert Transport und Erdarbeiten aus Munster. Sie fürchtet, ihre Arbeitnehmer könnten „sich den Arbeitsplatz in einem mit recht zentraler, medizinischer Versorgung angelegten Ort“ suchen, sprich sich von Munster Richtung Südkreis orientieren. Die Sorge um die Wirtschaft im Nordkreis ist groß. Arnulf Winkelmann, Chef eines großen Autohauses in Soltau, fordert vor diesem Hintergrund einen „fairen Kompromiss für alle Bürger, der Nord- und Südkreis näher zusammenbringt“. Wie dieser Kompromiss aussieht, beschreibt Hanno Schröder, Chef eines Schneverdinger Tiefbauunternehmens: „Ein Heidekreis-Klinikum in der Mitte des Landkreises ist der einzig gangbare Weg.“ Das schaffe breite Akzeptanz und hohe Patientenzahlen. Ein Klinikneubau sei eine Entscheidung für viele Jahrzehnte, wirbt Röders für einen möglichst langfristigen Blickwinkel. „Daher sollte der Standort sorgfältig und mit Bedacht gewählt werden und nicht von möglicherweise kurzfristig zu erlangenden Fördermitteln abhängig gemacht werden.“

Bernhard Knapstein