Neubau soll Klinik der kurzen Wege werden
Soltau. Fünf Zeichnungen, ein Modell und 54 Seiten Dokumentation haben die 16 Architekturbüros jeweils anonymisiert für den geplanten Neubau des Heidekreis-Klinikums eingereicht. Begeistert von den Modellen sind alle, die bereits einen genaueren Blick darauf werfen durften, wie die beiden an der Projektleitung beteiligten Berater des Unternehmens Archimeda, Dietmar Schulz und Dr. Hartwig Jaeger. Doch noch gibt es eine strenge Geheimhaltung, denn auf die Entscheidung des Preisgerichts, das erst am 19. und 20. April tagt, darf kein Schatten fallen. Die Entscheidung im Architektenwettbewerb ist wohl der größte Posten in der Förderunterlage Bau. Diese soll wie gefordert im September im Sozialministerium eingereicht werden, um die Chance auf die Fördermittel in Höhe von bisher 130 Millionen Euro zu wahren.
Noch vor dem Architektenwettbewerb haben die Mitarbeiter des Klinikums selbst den Neubau gedanklich durchgespielt. Aus allen Fachrichtungen und Abteilungen gingen fast 2000 Vorschläge ein. „Wir haben kein Überangebot an Pflegekräften, deshalb brauchen wir Ar- beitsbedingungen, die gut sind“, so Berater Jaeger, der selbst Mediziner ist. Es sei darum gegangen, nicht alles den Architekten zu überlassen, sondern auch aus der Praxis heraus zu denken: „Pflege macht die Klinik.“ In Workshops habe man die Anforderungen und Verbesserungspotenziale als „ziemlich klare Vorgaben für die Architekten herausgearbeitet“. Jaeger erläuterte einige Punkte: So sei es enorm wichtig, die Eingänge zur Klinik und Notaufnahme nebeneinander zu legen, damit die Patienten ihre Ziele schnell fänden. Im Notfall käme die Hälfte mit dem eigenen Pkw oder zu Fuß – und nicht mit dem Rettungswagen. Geschäftsführer Rogge weist beispielhaft zum Ist-Stand im Krankenhaus Soltau: „So wie es hier gebaut ist, ist es eine Katastrophe.“ Den Mitarbeitern sei es auch wichtig, dass der Kreißsaal neben dem OP liege, dass es in der Intensivstation von einer Art Pflegestützpunkt aus eine Sichtbezie- hung zu den Patienten gebe: „Wir brauchen ein Klinikum der kurzen Wege und eines mit viel Tageslicht“, erklärt Pflegedienstdirekto- rin Meike Heins.
An vielen Stellen gehe es zudem darum, Geräusche zu minimieren, in der Kinderheilkunde auch darum, dass die Eltern ihren Nachwuchs bis zur Anästhesie-Schleuse vor dem OP begleiten können. Auch Einzelzimmer stünden bei den Wünschen des Personals weit oben. Nach Ver- handlungen im Sozialministerium stehe fest, dass das neue Klinikum nicht zu 100 Prozent damit ausgesta tet werden dürfe, aber die Hälfte aller gut 370 geplanten Zimmer nur mit einem Bett belegt werden könne. Jedes Einzelzimmer bekomme eine eigene Toilette, nur die Dusche werde man sich mit dem Nachbarn teilen müssen. Dort gebe es kein Infektionsrisiko – im Gegensatz zur Klobrille.
„Wir wollen die Gesundheitsversorgung verbessern, das ist der Hintergrund der gesamten Planung“, betont HKK-Aufsichtsrat Hermann Norden. Einig sei er sich mit Geschäftsführer Dr. Achim Rogge, dass der Bau nur noch auf F4 umzusetzen sei. Der Architekturwettbewerb mit den städtebaulich-freiraumplanerischen, den hochbaulichen und funktionalen Konzepten beziehe sich ausschließlich auf die dortigen Gegebenheiten wie Land- schaft, verkehrliche Anbindung oder Lärm. Erneut stellten sie klar, dass das Land nur dann Fördermittel vergebe, wenn das Grundstück gesichert und die Planung darauf abgestimmt sei.
35 Kriterien und ein AmpelVerfahren entscheiden
Aktuell erfolgt die Vorprüfung der Unterlagen aus dem Architekturwettbewerb. Rund 40 Experten aus Architekturbüros, vom Land und Landkreis gehören schließlich zum Preisgericht, das im April nach 35 Kriterien und einem Ampel-Verfahren den Sieger küren soll. Im Anschluss geht es in die Vertragsverhandlung und die Beauftragung der Planungsleistung und weiter in die konkrete Planung. Im September müsse dann die Förderunterlage Bau vorgelegt werden. Wenn man das Datum nicht einhalte, dann müsse man sich am Ende wieder ganz hinten anstellen, meinte Rogge. Die Förderunterlage Bau wiederum werde im Sozialministerium auf Herz und Nieren geprüft, sodass im Juni 2022 der Krankenhausplanungsausschuss schuss über die Fördermittelvergabe entscheiden könne. Bislang ist noch immer nicht klar, was der Neubau kosten wird. Die Architekten haben sich an einer Grobvorgabe von rund 160 Millionen Euro für das Gebäude orientiert. Enthalten sei darin der Hubschrauberlandeplatz, aber noch nicht die Brand- schutzplanung oder die Bauphysik. Sparen werde man sich voraussichtlich die Küche. Die Versorgung könne auch in Zukunft das Walsroder, dann möglicherweise ehemalige, Krankenhaus weiter übernehmen. at