Eine Sendung mit klarer Richtung
VON MARCEL MAACK Heidekreis. „Nachfragen. Mitdiskutieren. Ein neues Heidekreis-Klinikum.“ Darum geht es in der neuen Video-Reihe „Klinik im Dialog“, zu sehen mittwochs um 18.30 Uhr sowohl auf der Facebook-Seite als auch im Youtube-Kanal des Heidekreis-Klinikums. Die Premierenfolge verfolgten live rund 180 Zuschauer, davon etwa 140 auf Facebook sowie um die 40 auf Youtube.
Das Schwerpunktthema der ersten Folge hieß „Im Notfall schnell und sicher versorgt“. Moderator Jonas Timm begrüßte im Studio Dr. Achim Rogge, Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums, Klaus Hammer, Leitender Arzt Zentrale Notaufnahmen der Standorte Soltau und Walsrode, sowie Dr. Benjamin Dorge, Ärztlicher Leiter Ret- tungsdienst für die Landkreise Harburg, Heidekreis und Rotenburg. Das Publikum zu Hause an PC, Tablet oder Smartphone war eingeladen, Fragen via Kommentar-Funktion zu stellen, musste sich jedoch darüber im Klaren sein, dass es sich hier nicht um eine neutrale Sendereihe handelt. Im Gegenteil, die Kernfrage einer jeden Folge lautet: „Wie und warum profitiert der ganze Landkreis langfristig von einem modernen Gesamtklinikum?“ Passend dazu prangte in großen Lettern an der Studiowand hinter den Gesprächsgästen der Schriftzug „Nur wer Nein sagt, rettet das Heidekreis-Klinikum“. Dass das Bürgerbegehren zum Heidekreis-Klinikum-Neubau zugelassen werden muss, hatte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg just am Tag zuvor entschieden.
Hammer erläuterte den Ist-Zustand: Man habe nicht nur ein Klinikum mit zwei Standorten, sondern „leider auch eine Standorttrennung, was die Fachdisziplinen angeht“. Schwerpunkte in Soltau seien Unfallchirurgie, Kardiologie, Geriatrie und Schlaganfalleinheit, Schwerpunkte in Walsrode Viszeralchirurgie, Gastroenterologie, Gynä kologie, Kinder. Zwar könne die Notfallversorgung eines Patienten an beiden Standorten sichergestellt werden, unmittelbar darauf stehe man jedoch vor der Frage: „Wo geht’s weiter?“ Bei einem Gesamtklinikum, so Hammer, „würde so etwas nicht mehr nötig sein. Das würde uns enorm entlasten und auch Personal freisetzen für andere Sachen.“
Welches Klinikum ist für welchen Notfall geeignet?
Mag sein, dass ein Patient, der aus eigener Kraft eine Notfall- aufnahme aufsucht, die nächstgelegene auswählt – wählt er dagegen den Notruf „112“, läuft das Ganze anders ab: Das Team der Rettungsleitstelle, so Dorge, stelle dem Anrufer Fragen und entscheide daraufhin eventuell bereits, welches Klinikum das geeignete ist. Endgültig gefällt werde die Entscheidung, welche Klinik angefahren wird, wenn der Rettungsdienst vor Ort beim Patienten sei. Eine wichtige Rolle hierbei spiele die Frage, ob ein sogenannter zeitkritischer Notfall wie Herzinfarkt oder Schlag- anfall vorliege. Das Problem im Heidekreis: „Wenn man nicht alles unter einem Dach hat, kommt man unter Umständen bei diesen zeitkritischen Fällen in das Dilemma, dann den Patienten weiterverlegen zu müssen, was weitere Probleme verursachen kann.“
Dr. Rogge veranschaulichte anhand eines konkreten Beispiels, welche Schwierigkeiten die fachdisziplinäre Trennung an den Standorten Soltau und Walsrode mit sich bringe: Komme eine schwangere Patientin nach einem Verkehrsunfall mit gebrochenen Beinen nach Soltau, dann könne man sie dort zwar versorgen, allerdings habe man vor Ort keine Geburtshilfe, keine Pädiatrie, die gebe es in Walsrode. Als Ziel für die Zukunft nannte er, alles an einem Ort zu haben, Patienten nicht verlegen zu müssen, sprich: „eine vollständige, sichere Notfallversorgung im Stufenkonzept abbilden (zu) können“. Dr. Rogge weiter: „Das ist die Herausforderung, die nur in einem Neubau realisiert werden kann.“
„Wir reden nicht nur über ein neues Krankenhaus“ – Dr. Achim Rogge, HKK-Geschäftsführer
Ein neues Gesamtklinikum, so Dr. Rogge weiter, biete im Übrigen die Chance, Fachgebiete auszubauen, in denen es momentan noch Defizite gebe. In puncto Notfall sei hier primär der Bereich Neurologie zu nennen. Aus dem Publikum kam per Kommentar die Frage, ob ein Ge- samtklinikum den Heidekreis für Ärzte und Pflegekräfte attrakti- ver machen und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken solle. Dr. Rogge: „Das spielt eine enorme Rolle.“ Ein modern ausgestatteter Standort, auf den man stolz sein könne und der alles unter einem Dach anbiete, sei wichtig, das gelte auch im Bereich Ausbildung. Eine andere Frage lautete, was im Fall des Klinikum-Neubaus mit den beiden alten Standorten passiere, auch hinsichtlich der Notfallmedizin. Dr. Rogge hierzu:„Wir reden nicht nur über ein neues Krankenhaus, sondern über ein Gesamtkonzept, auch was die Notfallversorgung angeht.“ Letztere werde „in keiner Weise tangiert. Das heißt, die Standorte bleiben erhalten, die Ausstattungen bleiben erhalten. Wir bekommen eine zentrale Notaufnahme mit entsprechend großem, hochqualifiziertem Personal. Die alten Standorte werden weiterentwickelt. Das, was baulich entwickelt werden kann, wird in ambulante und stationä- re Altenpflege entwickelt und an beiden Standorten werden wir unsere medizinischen Versorgungszentren behalten und tags- über auch Notfallbehandlung haben.“
Zum Abschluss der Sendung wandte sich Dr. Rogge direkt an die Zuschauer: „Die Fragestellung, die in dem Bürgerentscheid gestellt wird, lautet: ‚Sind Sie für ein neues Klinikum nördlich von Dorfmark?‘“ Das sei unrealistisch und nicht realisierbar, hierfür würde man keine Förderung erhalten, weshalb es im Heidekreis auf absehbare Zeit keine neue Versorgung geben werde. Er könne nur appellieren: „Gehen Sie zur Wahl, machen Sie Ihr Kreuz und ich hoffe, dass wir Sie in den nächsten Wochen transparent und klar überzeugen können, welche Gründe dafür sprechen, rational Nein zu sagen.“ Am Mittwoch soll es um politische Fragen gehen. Zu Gast sind dann neben Dr. Rogge die CDU-Landtagsabgeordete Gudrun Pieper und Landrat Manfred Ostermann.