24 Mitarbeiter von Privatisierung betroffen
Von Anja Trappe
Soltau. Das Labor des Heidekreis-Klinikums (HKK) wird zum 1. Februar kommenden Jahres privatisiert, 24 Mitarbeiter sind betroffen, manche von ihnen arbeiten schon 40 Jahre dort. Ihr Arbeitsplatz und der Arbeitsort an den beiden Standorten in Soltau und Walsrode sollen erhalten bleiben. Enttäuscht über diesen Schritt äußerte sich gegenüber der Böhme-Zeitung eine der Mitarbeiterinnen. Sie sprach von schlechteren Konditionen und der Furcht, dass nach einer gewissen Übergangsphase doch Stellen abgebaut würden. Das HKK selbst hat mittlerweile dazu eine Pressemitteilung herausgegeben, in der das Unternehmen darlegt, wie wichtig und sinnvoll die Privatisierung sei. Es betont, dass das neue Unternehmen LADR aus Geesthacht (Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen) in den Verhandlungen, die im Herbst 2019 begannen, die mitarbeiterfreundlichsten Konditionen angeboten hätte. Alle Larbormitarbeiter würden übernommen, „ohne von der Kündigungsoption nach einem Jahr nach Betriebsübergang Gebrauch zu machen“. Auch die für den öffentlichen Dienst ausgehandelte tarifliche Erhöhung im kommenden April erhielten die Mitarbeiter. Die Ansprüche aus der Altersvorsorge blieben mit ihrer Anwartschaft vollumfänglich erhalten, allerdings können diese für die Zukunft vom LADR nicht weitergeführt werden, da das Unternehmen nicht dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes angehöre.
Lkw pendelt täglich zwischen den Standorten
Zu den hohen Kosten dürfte in der Vergangenheit in dem Bereich auch beigetragen haben, dass das Labor mehrfach umgezogen ist. Zunächst ging es mit der Umstrukturierung der Klinikbereiche von Soltau nach Walsrode. Zwei Jahre später wurde das Labor wieder aufgeteilt, an den beiden Standorten angesiedelt. Inzwischen pendelt täglich ein Lkw zwischen den Standorten in Sachen Laboraufträge. Das Klinikum betont in seiner Mitteilung die Wichtigkeit des Labors. Es sei für einen sicheren und reibungslosen Ablauf des Klinikalltags wichtig, dass jederzeit die Fachkompetenz eines Laborarztes in Anspruch genommen werden könne. Allerdings herrsche ein Mangel an Laborärzten. Um diesem entgegenzuwirken, sei die Zusammenarbeit mit großen Laborbetreibern sinnvoll und üblich. HKK-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge erklärt, dass das Unternehmen LADR über rund 170 solcher Fachärzte mit einer hohen Expertise verfüge. Außerdem könne das Labor mit dem Wechsel in private Trägerschaft auch von niedergelassenen Ärzten im Heidekreis und den medizinischen Versorgungszentren mit genutzt werden.
LADR habe sich bei der im Februar 2020 gestarteten europaweiten Ausschreibung, das das HKK gemeinsam mit dem AKH Celle und dem Klinikum Peine durchgeführt habe, gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. LADR könne die optimale Patientensicherheit bei schnellen Laborergebnissen garantieren und wolle den Laborstandort Soltau mit neuesten labordiagnostischen Geräten ausstatten. Die Mitarbeiter wurden bei einer Informationsveranstaltung über den Schritt informiert. Danach gelten die bisherigen Verträge für acht Jahre, so die Mitarbeiterin. Allerdings bestehe die Sorge, dass dieser große Konzern, zu dem auch das Labor des Rotenburger Diakoniekrankenhauses gehört, dennoch Einschnitte vornehmen werde, um die Kosten zu senken. Der Betriebsrat betonte ebenfalls in der Pressemitteilung des Klinikums, dass er jederzeit über die Vorhaben informiert gewesen sei. Es sei eine sozial verträgliche Lösung gefunden worden. Dem Betriebsrat sei es besonders wichtig gewesen, dass alle Labormitarbeiter vom neuen Arbeitgeber mit der Standortsicherung Soltau und Walsrode übernommen würden.
Infobox: Ärztlicher Direktor zweifelt am Sinn einer Privatisierung
Die Geschäftsführung des Klinikums begrüßt zwar die Übernahme des Labors durch das private Unternehmen. Anders sieht das allerdings der ärztliche Direktor Dr. Frank Schmitz. Dieser nahm in einer Videokonferenz, die die Junge Union kürzlich initiiert hatte, auch zum Thema Labor Stellung. 90 Prozent der Analysen für die HKK-Patienten würden dort geleistet. Er sieht möglicherweise keine Kostenersparnis auf das Klinikum zukommen. Auch wenn das Personal aus dem Etat herausfalle, könne das „Outsourcen“ dieser Aufgaben zwar ein kurzfristiger Gewinn sein, aber die Preise für die Analysen erhöhten sich entsprechend, „sodass es zu einem langfristigen Schaden kommen kann“. Dabei griff Schmitz auf Erfahrungen seines vorherigen Arbeitgebers, eines Krankenhauses in Hildesheim, zurück. Auch da habe man die Ausgliederung durchgerechnet und nach einer intensiven Prüfung beschlossen, diesen Bereich nicht zu privatisieren, weil auf den kurzfristigen Effekt langfristig höhere Kosten folgen. Zudem sei er kein Freund dieser Lösung, weil die zurückgekauften Leistungen keine Leistungen sind, „bei denen ich meinem Mitarbeiter mal sagen kann, mach das mal eben“. Er fühle sich in seiner ärztlichen Freiheit eingeschränkt.