Lesermeinungen: Wir bezahlen Banken, nicht die Klinik
Zum Standort für ein neues Heidekreis-Klinikum (HKK)
Das „Die Welt wird nach Corona eine andere sein“: Kann man diese Aussage von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier missverstehen? Unser Gesundheitssystem wird neu bewertet: Prioritäten ändern sich, Kosten werden anders beurteilt. Wenn jetzt die Entscheider des HKK-Neubaus einfach weitermachen, ignorieren sie die Realität. Es ist gefährlich, durch den Neubau große Schulden anzuhäufen. Sollte man tatsächlich circa 300 Millionen Euro benötigen und davon zum Beispiel 170 Millionen der Landkreis schultern müssen, muss man allein anfänglich von circa 5 Millionen Jahres- zinsen (bei einem Drei-Prozent-Satz) ausgehen – ohne jegliche Tilgung. Pumpen wir also weiter Jahr für Jahr 10 Millionen in das HKK, sind wir „schon“ in 25 Jahren die Schulden los.
Bis dahin bezahlen wir - nun nicht an die Klinik, son- dern an Banken – für den Bür- ger ändert sich also nichts! Mit diesen hohen Schulden und einem Neubau zwischen Truppenübungsplatz und Pferdekoppel reduziert man seinen Handlungsfreiraum. Dass sich sich dann auch die anderen Probleme (um Bei- spiel Personal) lösen, kann man wirklich nur ho fen. Der Neubau kann gutge- hen. Aber die Gefahr, dass der Kreis mit Steuergeldern ein Luxus-Krankenhaus baut, dieses wirtscha tlich aber nur bedingt erfolgreich ist und dann nach wenigen Jahren an einen privaten Betreiber „ver- schenkt“ wird, dür te wohl nicht unrealistisch sein. Dann kommt der Satz: „Das war al- les nicht abzusehen!“, das ken- nen wir ja schon.
Für eine Entscheidung zum HKK-Neubau müssen jetzt alle Kosten und Auswirkungen auf den Tisch! Unvollständige Kalkulationen und kurzfristig genannte Zahlen, Daten und Fakten bleiben „pseudo-ob- jektiv“ und höchstgefährlich, wenn man sie nicht frühzeitig ofen diskustiert. Der Kreis- tag kann nicht „objektiv“ be- urteilen, wenn die Optionen nicht mit konkreten Zahlen fundiert sind. Transparenz war angekündigt, ist sie wirk- lich vorhanden?
Es fehlt die Zwei-Stand- ort-Lösung (Ertüchtigung) als Option – Corona hat uns gelehrt, dass in der „Standort- Redundanz“ Chancen liegen. Die Begründung, dass das keine Option darstellt, muss dringend unvorbelastet auf den Prüfstand. Denn die der- zeitigen HKK-Standorte zu- sammen sind die „Mi te“ des Heidekreises! Nur so erreicht man alle Bürger. Ich hä te da sehr gerne einmal die Beurtei- lung des Beratungsunterneh- mens gesehen. Ho fen wir, dass es der Kreistag scha ft, sich von den eingefahrenen Ansichten zu befreien, vor dem Hintergrund der neuen Randbedingungen noch einmal unabhängig Ge- danken und Entscheidungen im Sinne aller Bürger zu fin- den. Bei Schulden ist Eile nie ein guter Berater!
Dr. Claus Eikemeier, Soltau
In der Böhme-Zeitung vom 29. Mai wird wieder über den umstrittenen Standort der neuen Kreisklinik be- richtet. Vor Jahren wurden zwei Krankenhäuser für den Land- kreis gebaut. Die schwarze Null setzt Prioritäten. Ich male mir einen relativ un- nötigen Krankenhaus-Neubau in den praktischen Umständen aus. Unter dem Begriff Sicherheit ver- steht eine einflussreiche Gruppe ein starkes Militär mit den ent- sprechend teuren Geräten. Die Sicherheit der Menschen ist je- doch ein auskömmliches plan- bares Leben ohne Angst.
Eine hochgerüstete profitori- entierte waffenstarrende Welt hat mit Sicherheit nichts zu tun – eher mit dem Gegenteil. Es be- stehen zwei funktionierende Krankenhäuser, die den Heide- kreis relativ gut versorgen. Wenn es lediglich am Geld liegt, sollte man auf den Kauf der völlig über- flüssigen Jagdbomber für die Lu twa fe verzichten, die verord- neten Fallpauschalen überden- ken und alles für den Erhalt bei- der Standorte tun. Momentan sehen wir sehr deutlich, dass ein kleines Tierchen die ganze hoch- gerüstete Welt vor eine völlig neue Situation stellt. Der Firma Roland Berger dürfte eine reale Versorgung des Heidekreises re- lativ egal sein – bei entsprechen- den Honoraren.
Winfried Montzka, Munster
Nach den bisher veröf- fentlichten Berichten in unserer Heimat- presse über das Zu- sammenwachsen Nord- und Süd- kreis sowie Neubau Heidekreis- klinikum reizt es mich sehr, meine Gedanken dazu zu veröf- fentlichen. Ich lebe erst seit we- nigen Jahren in Soltau, arbeite aber bereits sehr lange hier und verfolge mit Interesse die Kreis- und Stadtpolitik, da ich selber einmal in meiner Heimatstadt politisch tätig war.
Die laufenden Diskussionen um Nord- und Südkreis in unse- rem Heidekreis trennen ein wohl wünschenswertes Zusammen- wachsen. Zuerst der Verrat des damaligen HKK-Geschäftsfüh- rers zusammen mit dem bis heu- te tätigen Aufsichtsratsvorsit- zenden Hermann Norden zur Verlegung der gut gehenden Ab- teilungen im HKK Soltau nach Walsrode. Dies war der auslösen- de Punkt des Millionendefizits, das uns leider heute noch be- schäftigt. Dann der völlig über- flüssige Beschluss , die alten KFZ- Kennzeichen SOL und FAL nicht wieder einführen zu dürfen und nun die Festlegung eines Stand- orts für einen Neubau des HKK in den Südkreis.
Dazu ergeben sich für mich, und für viele Bürgerinnen und Bürger im Heidekreis, einige Fra- gen an den Aufsichtsratsvorsit- zenden HKK, Hermann Norden, an den Landrat Manfred Oster- mann und an den neuen Ge- schäftsführer des HKK, Dr. Achim Rogge: Wo bleibt ein Zahlenwerk über den Neubau sowie über die entsprechende Infrastruktur? Ist es nicht unverantwortlich, ohne konkrete Zahlen der Kosten vom Kreistag eine Entscheidung für einen Neubau zu fordern? Was ist Demokratie für Sie, sehr geehrte Herren, wenn sie aus dem Aufsichtsrat eine Arbeits- gruppe zum Neubau gründen, bestehend aus drei Personen CDU, zwei aus SPD und einem aus Bündnis 90/Grüne, aber zwei im Aufsichtsrat und Kreistag vertre- tene Fraktionen ausgeschlossen werden? Dazu kommt noch, dass diese Gruppe ausschließlich aus Südkreispolitikern besetzt war, bis nach vielen Protesten ein Nordkreispolitiker dabei sein durfte. Ist dies in Ihren Augen Demokratie sowie eine verant- wortungsvolle Politik für alle Bürgerinnen und Bürger?
Und was bewegt Sie, Herr Landrat Ostermann, dies alles hinzunehmen, wohlwissend des 120-Millionen-Defizits. Wo sind Ihre Lösungsansätze, wo ist Ihr Verantwortungsgefühl für diesen wunderschönen Heidekreis ? Mein Vorschlag als interessier- ter Bürger im Heidekreis: Kein Neubau des HKK ohne ein aus- sagekräftiges Zahlenwerk. Sehr geehrte Kreispolitiker, insbeson- dere im Nordkreis, überlegen Sie sich gut, ob Sie die Hand heben für den Neubau des HKK. Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, im kommenden Jahr sind Kom- munalwahlen. Überlegen Sie schon einmal.
Uwe Haufe, Soltau