Unumgänglich, so zentral wie möglich zu bauen

Zu "Mehrheitsvotum akzeptieren", BZ vom 28. August 2020

Es ist sehr lobenswert, wenn sich junge Leute Gedanken machen über das, was in ihrem Umkreis geschieht und das zum Ausdruck bringen. Nur sollten sie einmal genau darüber nachdenken, ob das, für das sie argumentieren wollen, überhaupt in ihrer Interessensebene liegt. Nicht sie sind es, die das Krankenhaus häufig brauchen und dann über die Autobahn schnell einmal dorthin kommen. Sie wollen oder können aber augenscheinlich nicht so weit denken, dass auch sie einmal älter werden und sich dann vielleicht nicht mehr über die überfüllte BAB trauen, sondern lieber über die Landstraße fahren, was dann aus den entfernteren Winkeln des Landkreis-Nordteils nicht mehr in 30 Minuten zu schaffen ist, sondern eine Stunde dauern kann. Dorfmark wäre dann immerhin in etwa 45 Minuten zu schaffen – unter günstigen Verkehrsverhältnissen.

Vielleicht fragen sie einmal Eltern, Großeltern oder ältere Bekannte, die nicht gerade in Fallingbostel oder Walsrode leben, wie lange man aus ihrer Sicht von Ortschaften, die im nördlichen Randgebiet des Kreises liegen und keinen Bahn- oder Busanschluss haben, nach Ho-nerdingen braucht, wenn man kein Auto hat. Dann merken sie vielleicht, dass unumgänglich ist, ein Krankenhaus so zentral wie möglich, eben in Dorfmark, zu bauen. Zumal auch diese Kreisbewohner durch ihre Steuergelder zum Bau beitragen müssen.

Es ist auch nicht einzusehen, weshalb das dort für den HKK-Bau ausgewählte und mit Steuermitteln gekaufte Grundstück plötzlich nicht mehr geeignet sein soll. Und wenn das so sein sollte, wer ist dafür verantwortlich und haftet dafür? Ein sehr schwaches Argument ist es auch, Ärzte würden sich wegen fehlender Infrastruktur und Ähnlichem nicht in einem Haus in Dorfmark bewerben. Ich traue einem Akademiker durchaus zu, sich in Fallingbostel, einem Kurbad, anzusiedeln und dann die besagten „3 bis 4,5 Minuten“ Fahrzeit zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen, die „kluge“ Köpfe ermittelt haben wollen.

Winfried Przibilla, Munster

Ungeschickt Vertrauen verspielt

Zur Standortfindung für das neue HKK, BZ vom September 2020

Die Gesundheitsministerin Reimann, SPD, hat sich für die Standortwahl ein offenes und transparentes Verfahren gewünscht. Intransparent und zur Eile getrieben lässt man den Kreistag nur noch über zwei Standorte abstimmen. Bei Protest über das Ergebnis Fallingbostel wird dann plötzlich behauptet, Dorfmark wäre gar nicht genehmigungsfähig. Die Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast widerlegt das in ihrer Stellungnahme. Daraufhin bittet man jemand anderes in ihrem Ministerium um seine Meinung. Letztere wird dann von einem Kreistagsmitglied auf eigene Art interpretiert. Dann noch eine falsche Behauptung: Der Standort in Dorfmark wäre gar nicht bebaubar. Warum wurde Dorfmark dann als Alternative zur Entscheidung gegeben? Ein Krankenhaus mit ausschließlich Einzelzimmern ist nicht genehmigungsfähig.

Die Finanzplanung rechnet mit einem Mehrwertsteuer-Zuschlag, den es gar nicht gibt! Wussten die Planer das alles nicht? Die verbleibende Finanzierung reicht nicht für ein neues Krankenhaus, das wissen auch die Planer: höchstens 130 Millionen Euro Fördergeld, keine 25 Millionen Euro Mehrwertsteuerzuschlag und ein geplanter Eigenanteil von höchstens 50 Millionen Euro. Welche Abteilungen will man streichen, um mit den 180 Miillionen Euro auszukommen? Endlich muss ein tragfähiger Finanzierungsplan her! Durch Patienten-Abwerben aus den Nachbarkreisen will man, trotz primärer Ausklammerung eines Drittels der eigenen Kreisbevölkerung, noch wirtschaftlich werden. Dies war schon 2011 ein Argument für die Fehlplanung. Das Abwerben ist nicht gelungen.

Die Fördergeld-Bewilliger wollen übrigens keine Abwerbung aus Nachbarkreisen, denn diese Häuser fördern sie ja auch. Im Wettbewerb mit anderen Antragstellern um Fördergeld sollte man doch ein überzeugendes, durchdachtes, mit der Bevölkerung transparent erarbeitetes und allseits akzeptiertes, förderungssicheres Konzept vorlegen. Mit dem bisherigen Verhalten verwirken wir unsere Chance auf Förderungs-Zuschlag. Sebastian Zinke war schon an den Abteilungsverlagerungen von 2011 maßgeblich beteiligt und hat die folgenden Millionenverluste im Aufsichtsrat hautnah erleben dürfen. Jetzt hätte er die Chance, zu korrigieren und sich gleichzeitig als Versöhner der beiden Altkreise zu profilieren. Warum verspielen Politiker derart ungeschickt das Vertrauen derer, die sie gewählt haben? Den erwischten Planern ist nichts peinlich. Höchstens sind sie für Stellungnahmen nicht erreichbar.

Dr. Wolfram Franz, Soltau

Nicht in der Lage, Fördergelder korrekt zu berechnen?

Zu "HKK: Landrat rechnet mit Geld, das es wohl nicht gibt", BZ vom 16. September 2020

Ich frage mich, wieso unser Herr Landrat und seine Verwaltung nicht wissen, wie Fördergelder korrekt berechnet werden. Es wird ja sicher nicht der erste Förderantrag in der Geschichte des Heidekreises gewesen sein. Hier zeigt sich wieder, dass wir Bürger hinters Licht geführt werden. Herr von Danwitz hat es zumindest relativiert, in dem die eigentliche Fördersumme noch nicht beschlossen ist und durchaus anders ausfallen kann, positiv wie negativ. Doch wie naiv Herr Ostermann hier vorgeht, ist absolut nicht zu verstehen. Das HKK-Projekt war sicher eine gute Gelegenheit, die ewige Nord-Süd-Debatte zu begraben, doch das Gegenteil ist der Fall.

Der Graben zwischen Nord und Süd scheint tiefer denn je. Es zeigt sich zum Beispiel in den sozialen Medien, wo teilweise unter der Gürtellinie gepöbelt wird. Aber auch die Politik mit ihren undurchsichtigen Entscheidungen trägt hierzu bei. Herr Ostermann, das Projekt Heidekreisklinikum wächst Ihnen und Ihren Kollegen über den Kopf hinaus, als Oberhaupt des Landkreises sind Sie an erster Stelle dafür verantwortlich. Wieso treten Sie nicht einfach zurück, bevor Sie nächstes Jahr mit einer derben Wahlschlappe abgewählt werden?

Sören Schulz, Schneverdingen

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