„Sie sind nicht unterversorgt“
Von Anja Trappe
Munster. Ein wenig hätte die Veranstaltung, die SPD-Politiker und HKK-Vizeaufsichtsratschef Sebastian Zinke, in Munster absolvierte, einem Besuch in der Höhle des Löwen gleichen können. Zumindest mit Blick auf das dem Thema, mit dem er vor Ort war: Klinik-Neubau. Denn die Menschen in Munster und den noch weiter östlich gelegenen Ortschaften sind die, die es kaum schaffen werden, in der vorgegebenen 30-Minuten-Fahrzeit den geplanten Neubaustandort in Bad Fallingbostel zu erreichen. Diesem hatte die SPD-Kreistagsfraktion unter Führung Zinkes geschlossen zugestimmt.
Für den Fraktionschef und Landtagsabgeordneten blieb es am Donnerstagabend aber gefahrlos. Das lag möglicherweise an der überschaubaren Zahl von 20 Zuhörerinnen und Zuhörern, darunter viele Parteimitglieder, die zur Veranstaltung der örtlichen SPD ins Hotel Stadt Munster gekommen waren. Aber dort ging es sogar so weit, dass Zinke eine Art Liebeserklärung von einem seit Jahren streitbaren Gegner der Krankenhausstrukturveränderungen erhielt: Zu einem „ich mag Sie“, ließ sich der Soltauer Dr. Wolfram Franz hinreißen. An dessen Meinung zu der Historie und der aktuellen Entwicklung änderte das nichts. Wie auch der Munsteraner Adolf Köthe engagiert sich Franz aktuell für das Bürgerbegehren, dessen Argumente beide in der Versammlung erörtern konnten.
Das passte zu dem von Zinke erklärten Ziel des Abends: „Wir wollen in den Dialog kommen.“ Er wolle, „schlicht und ergreifend“ erklären, warum die SPD den Standort südlich von Bad Fallingbostel für den besten halte. Eine Selbsterkenntnis gab es gleich darauf: Zum Krankenhaus habe es viele Entscheidungen gegeben, nicht alle seien richtig gewesen. Dabei bezog sich Zinke auf das Jahr 2011, damals möge es „Gemauschele“ gegeben haben, das wolle er nicht bestreiten, sagte er in Richtung der CDU. Damals, als Abteilungen aus dem Krankenhaus Soltau nach Walsrode verlegt wurden, saß er bereits im Aufsichtsrat. Für sich schloss er auch für heute aus, dass es einen Südkreiskomplott gebe. Verständnis habe er aber zum Misstrauen bei diesem Thema. Anhand verschiedener Punkte erklärte er die Entscheidung für F4. Letztlich, so versicherte er den Munsteranern, seien sie nicht abgehängt. Das Krankenhaus könne durchaus auch in 33 oder 34 Minuten erreicht werden. „Sie sind nicht unterversorgt.“
Warum die SPD für den Krankenhausstandort gestimmt habe, habe auch an weiteren Punkten gelegen, die die Sozialdemokraten eingebracht hätten: Dabei ging es um die Aufforderung, die Finanzierung zu klären und die Öffentlichkeitsarbeit durch den Landrat zu forcieren, vor allem aber wegen des Gesamtkonzeptes Klinik mit einer Weiterentwicklung der bestehenden Standorte Soltau und Walsrode zu Family-Centern mit niedergelassenen Ärzten und Seniorenbetreuung. Ausführlich ging Zinke auf die Ergebnisse der Gutachten ein, die mit der Lage des Grundstücks, den erwarteten Patientenströmen, dem möglichen Bahnanschluss und dem raumordnerisch sicheren Standort die Fraktion in ihrer Entscheidung für Bad Fallingbostel bestärkt hätten. Warum es mit den Planungen so eilig sei, begründete er mit der Konkurrenz anderer Landkreise um die Fördermittel. Zu den Kosten erklärte er, ihm sei es egal ob das Krankenhaus 180 oder 210 Millionen Euro kosten werde, es müsse nur im Rahmen dessen sein, „was wir uns leisten können“. Jeder der jetzt eine Zahl sage, gehe nicht redlich vor.
„Aus Friedensgründen muss man für Dorfmark sein“
Köthe betonte, dass man an vielen Punkten gleicher Meinung sei. Nicht akzeptieren könne er allerdings den Standort Bad Fallingbostel: „Wir fühlen uns wieder benachteiligt.“ Und: „Aus Friedensgründen muss man für Dorfmark sein.“ Der Erfolg einer neuen Klinik sei eben an die Akzeptanz gebunden, und wenn die nicht da sei, gehe das Gutachten nicht auf. Die Entscheidung des Aufsichtsrates für F4 sei ein Riesenfehler, damit habe man die Gräben erneut aufgerissen. Am Ende war der Dialog in kleinem Rahmen in Munster gelungen. Doch klar wurde auch, dass dieser zu spät kommt: „Die Entscheidung ging am Bürger vorbei, der muss doch gefragt werden. Nun sind die Gesichter lang, weil es ein Bürgerbegehren gibt“, sagte ein Zuhörer.