Lesermeinungen: Ein teures Gutachten ist nicht nötig

Zur HKK-Berichterstattung

Es ist äußerst wichtig für mich, das Bürgerbegehren und den sofortigen Stopp aller Aktivitäten im Zusammenhang mit einem neuen zentralen Krankenhaus im Heidekreis zu unterstützen. Es muss einfach die Sachlichkeit und nicht politisches Kalkül überwiegen. Bereits der erste Ansatz, den Standort Honerdingen vorzuschlagen, war eine starke Provokation. Ab diesem Zeitpunkt brach der ewige Konflikt Südkreis gegen Nordkreis wieder aus. Im Anschluss folgte der Hinweis von Herrn Dr. Rogge, ein Krankenhaus mit ausschließlich Einzelzimmern zu bauen. Wenig überlegt und unsachlich. Ein Kontakt mit Krankenkassen hät- te frühzeitig die Nicht-Machbarkeit unterstrichen. Es wäre ein Krankenhaus für wohlhabende Privatpatienten und „Geldadel“ (aus dem Ausland) geworden. Patienten unseres Landkreises würden automatisch ausgeschlossen.

Wie bereits von Ärzten und Nordkreislern sachlich beschrieben, schrieb das Krankenhaus Soltau schwarze Zahlen. In Soltau arbeiteten damals kompe- tente Fachmediziner, hervorra- gendes Pflegepersonal und eingespielte Laborkräfte. Es funktionierte alles. Dann folgte schrittweise die Au lösung dieser guten Konstellation durch den Vorsitzenden des Krankenhaus-Beirates. Das Krankenhaus Soltau leerte sich zunehmend. Patienten wanderten ab in umliegende Krankenhäuser mit kompetenter Behandlung. Aus dem Kreishaushalt mussten Zuschüsse von jährlich zehn Millionen bezahlt werden. Also Steuergelder der Unternehmen und Bürger des Landkreises. Auch war das Krankenhaus Walsrode für einen solchen Umbruch nicht geeignet. Parkplätze reichten weder für das Personal geschweige denn für Patienten und Angehörige. Die verzwickte Einbahnstraßen- Situation in Walsrode verstärkte die fatale Situation des Krankenhauses.

Ein zentraler Standort aus sieben vorgeschlagenen Standorten sollte gefunden werden. Der Geschäftsführer Herr Dr. Rogge leitete ein Gutachten ein, dessen Inhalt bisher nicht veröffentlicht wurde. Favorit war plötzlich der Standort F4. Es sollte aber ein neues, modernes Krankenhaus, zentral erreichbar für alle Mitbürger des Landkreises gefunden werden. Die Kalkulation, Patienten aus den angrenzenden Kreisen herzuziehen, war reinste Spekulation, weil südkreisnah die Medizische Hochschule Hannover vorhanden ist. Dazu braucht man kein teures Gutachten. Eine dringende Bitte an die Südkreis-Bürger und Bürgermeisterinnen und Bürgermeister habe ich zum Schluss. Versucht es mal mit Sachlichkeit und Kompromissbereitschaft, um den offensichtlichen Konflikt zu glätten.

Dr. Uwe Green, Soltau

Auch nach Ansicht mehrerer Mediziner anderer Bundesländer sei es lobenswert für Niedersachsen, diejenigen Krankenhäuser, die bereits am Wirtschaftlichkeitslimit stehen, durch eine moderne Klinik zu ersetzen. Problematisch könne allerdings eine objektive Entscheidungsfindung zu der bevölkerungsmäßig so weitreichenden Maßnahme werden. Die Medizin müsse dabei im Vordergrund stehen mit einem beispielsweise schnellstmöglich erreichbaren Herzkatheter im Mittelpunkt, der überlebenswichtige Bedeutung habe.

Meiner Meinung nach wird die im Gegensatz zu den übergangenen Bürgern kleine Gruppe ausgewählter Volksvertreter, gleichsam als „beschlussfähige Wunderheiler“ auftretend, an- stelle eines weißen Kittels ihr lokalpatriotisch und parteipolitisch be lecktes Mäntelchen vorgegebener Harmonie nicht ablegen wollen. Das muss doch wohl zu korrigieren sein.

Hermann Wrigge, Soltau

Auch den „letzten“ Bürgerinnen und Bürgern ist es mittlerweile klar, auch dank der Berichterstattungen, die Entscheidung der Standortfrage des HKK war längst ge- troffen und ist nicht änderbar. Es ist peinlich, beschämend und skandalös, weiterhin kleinpolitische Machtkämpfe auf Kosten der Gesundheitsfrage auszutragen. Trotzdem versuchen sich, angebliche Entscheidungsträger und Wahlkandidaten zu positionieren und zu profilieren, sie durften in den Medien auftreten und Wahlkampf führen. Es sind Aufsichtsratsplätze zu vergeben, verwunderlich nur, dass plötzlich Abstimmungen von gleichen Personen im Kreis anders als in der Gemeinde sind; vielleicht merken dieses die Wähler nicht.

Die Entscheidung ist aber eine große Chance, neue Ideen einfließen zu lassen und sich einen „Namen“ zu machen. Für die Stadt Munster zum Beispiel: Das Sanitätszentrum der Bundeswehr, ähnlich wie die Bundeswehrkrankenhäuser, allen zugänglich zu machen. Hier gibt es alles (Personal, Ausstattung, Infratruktur), was die modernste Medizin zu bieten hat. Kurze Anfahrtswege, die bei der Standortfrage das entscheidene Kriterium waren; übrigens gibt es auch neben Rettungswagen mittlerweile Rettungshubschrauber, da wäre die Anfahrtszeit kein Problem. Also keine Energie und Zeit verschwenden aus niedrigen Beweggründen sowie keinen Himmelsrichtungsstreit mehr entfachen, sondern endlich anfangen. Es sollte darum gehen, Leben zu erhalten beziehungsweise Menschen zu heilen.

Karlheinz Patock, Munster

Zur HKK-Berichterstattung, Bezug auf Leserbrief von Uwe Sieberg, BZ vom 31. August. 2020

Was für ein zynischer Leserbrief. Die möglichst beste ärztliche Versorgung gäbe es also nur am Standort F4, nicht aber in einem gleichwertigen Klinikum am Standort D4? Wer gegen den Standort F4 ist, macht sich schuldig am Tod von Menschen? Was ist denn mit der Möglichkeit, dass jemand aus dem Nordkreis nicht rechtzeitig versorgt werden könnte oder verstirbt, weil der Weg nach Bad Fallingbostel länger dauert als nach Dorfmark? Macht sich in diesem Fall der Gegner von D4 schuldig? Unerträglich ist die Unterstellung, dass D4-Befürworter aus dem Nordkreis ihre Mitmenschen hassen. Dagegen verwahre ich mich entschieden. Ich hasse niemanden aus dem Südkreis – auch keinen F4-Befürworter. Ich finde es absolut inakzeptabel, im Rahmen der Diskussion zum HKK-Standort das Wort „Hass“ zu verwenden.

Zur Historie der Entstehung des Unmuts der Bürger des Nordkreises empfehle ich u.a. das HKK-Dossier der Böhme-Zeitung. Der Einleitungstext fasst die Geschehnisse gut zusammen. Bis zu der vor rund zehn Jahren eingeleiteten Umstrukturierung (u.a. durch Verlegung der Kinderklinik von Soltau nach Walsrode) hat der erfolgreiche Standort Soltau das defizitäre Haus in Walsrode am Leben erhalten – was wohl ein Dorn im Auge der Südkreis-Politiker war. Nur durch diese zweifelhaften und nicht nachvollziehbaren Maßnahmen wurden jährliche Zuschüsse überhaupt notwendig. Die Parameter der Ergebnismatrix (siehe BZ vom 29. Mai 2020) zeigen für F4 und D4 keine gravierenden Unterschiede. Eine Entscheidung für D4 – in der Mitte des Heidekreises – hätte emotional daher einen großen Schritt bedeutet, die Einwohner des gesamten Heidekreises „mitzunehmen“. So aber besteht „seit 1977 ein Landkreis“ (Leserbrief von Herrn Felske vom 3. August 2020) für viele weiter nur auf dem Papier..

Peter Thorey, Soltau

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