„Mehrheitsvotum akzeptieren“

Von Anja Trappe

Soltau. Die jungen Menschen im Heidekreis seien sehr wohl politisch. Das sei ein Fakt, betont Birhat Kaçar und verweist dabei auch auf solche Videoplattformen im Internet wie Tik-Tok, auf der sich „unsere Generation“ politisch äußere. Das müsse sich allerdings noch deutlicher in den Räten und im Kreistag zeigen: „Da brauchen wir noch mehr junge Menschen“, sagt das Soltauer SPD-Stadtratsmitglied. Auch seine Mitstreiter bei der nun angeschobenen Gegenwind-Kampagne zum Heidekreis-Klinikum betonen, dass junge Menschen durchaus auch in den ländlichen Gebieten bleiben und dafür auch politisch aktiv werden wollten, „weil hier unser Zuhause ist und wir ein Recht haben, es mitzugestalten“, sagt Isabell Lohrengel aus Kirchboitzen. Deutlich Position bezogen haben junge Politiker anderer Parteien zur Diskussion um den Krankenhausstandort. So hatte die Junge Union ein „Ende der Grabenkämpfe“ gefordert und ihr Vorsitzender Timo Albeshausen aus Walsrode sich dafür eingesetzt, das medizinische Zukunftskonzept in den Fokus zu rücken.

Beide Standorte mit gewisser Berechtigung

Inzwischen haben sich auch die Jungen Liberalen zum Thema Krankenhausneubau geäußert: Sie betonen, dass sie die aktuelle Entwicklung mit dem Bürgerbegehren sehr kritisch sähen. Es sei klar, dass beide Standorte eine gewisse Berechtigung hätten und es jeweils Vor- und Nachteile gebe. Dennoch sei eine Abstimmung im Kreistag eindeutig zugunsten von Standort F4 in Bad Fallingbostel ausgefallen. „Also eine klare Mehrheitsentscheidung durch gewählte Volksvertreter“, so Jan Hendrik Linke, Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen aus Schneverdingen. Man stehe hinter dem Ergebnis. Zudem könnte ein Standortwechsel zu einer Neuplanung und damit zu einem Verlust der Fördergelder führen. Um aber den Heidekreis langfristig zukunftssicher zu machen, sei dieses Krankenhaus unabdingbar und müsse gebaut werden.

Um den Heidekreis zukunftssicher zu gestalten, wollen die Jungen Liberalen Heidekreis mit den verantwortlichen Initiatoren des Bürgerbegehrens in Kontakt treten und eine Position vertreten, „mit der wir die Versorgung im Heidekreis über die nächsten Jahrzehnte sicherstellen können“. Es sei bedauerlich, dass diese Standortdebatte die Menschen im Heidekreis so polarisiere. Es würden dabei immer wieder die alten Kreisgrenzen aufgeführt und damit der Standort begründet. „Dabei sind wir ein Kreis und sollten zum Wohle unserer Zukunft einmal über diese Narbe hinwegsehen, die immer wieder neu aufgerissen wird. Es geht hierbei nicht um eine Entscheidung für die nächsten zwei Jahre, sondern um eine Entscheidung für die nächsten 30 oder 40 Jahre.“ Für die Jungen Liberalen gebe es demnach auch keine Grenzen zwischen den Parteien, sondern hier sollten alle gemeinsam für eine Zukunft im Heidekreis einstehen.

Die Initiatoren der Kampagne Gegenwind sehen das ähnlich. Sie wollen nicht, dass der Landkreis aufgrund der Reduzierungen von Kliniken in zehn Jahren überhaupt kein Krankenhaus mehr hat. Sie werfen den Initiatoren des Bürgerbegehrens daher Populismus vor und greifen die Unterschriftensammler in einem Brief, der auf der Webseite der Kampagne nachzulesen ist, an. „Sie scheinen nicht zwischen vergangenen Niederlagen und lebendiger Zukunft zu unterscheiden“, heißt es dort. Die Kampagne stehe dagegen für Wahrheit und tatsächlich Realität. Auch wenn Kaçar erklärt, dass letztlich jedes Gutachten mit Verschwörungstheorien zu hinterfragen sei, vertraue man den Experten, die die Unterlagen erstellt hätten, die letztlich für die Standortentscheidung F4 Grundlage waren. Die Initiative wolle nun Sammelbecken für Menschen sein, die ein Krankenhaus wollten. Weitere Unterstützer können sich beteiligen, per E-Mail an gegenwind-heidekreis@web.de. Aktionen fänden zurzeit nur im Internet beziehungsweise über die Webseite statt.

Rechtlich steht das Bürgerbegehren auf sicheren Füßen, für den Heidekreis bezweifeln das Vorhaben insbesondere Vertreter der jüngeren Generation. Foto: vo

Rechtlich steht das Bürgerbegehren auf sicheren Füßen, für den Heidekreis bezweifeln das Vorhaben insbesondere Vertreter der jüngeren Generation. Foto: vo

Anja Trappe