Bürgerbegehren: Initiative entfacht Gegenwind

Von Anja Trappe

Soltau. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens zum neuen Standort eines Heidekreis-Klinikums bekommen Gegenwind. Und das auch wortwörtlich, denn eine kürzlich gegründete Initiative heißt „Gegenwind-Heidekreis – für ein zentrales Klinikum in Bad Fallingbostel, für Zusammenhalt im Heidekreis“, die durchweg junge Leute angeschoben haben. „Auch kleine Stimmen sollen sichtbar werden“, sagt Isabell Lohrengel, 24 Jahre alt und aus Kirchboitzen, und meint damit, dass eine Vielzahl der Menschen im Heidekreis den Grund für das Bürgerbegehren eben nicht verstünden. Auch diese sollten gehört werden: „Denn es ist eine Chance, die wir jetzt haben, eine große Investition mit einem gemeinsamen Krankenhaus zu bekommen. Es ist ein Thema des ganzen Heidekreises.“

Vor allem die jungen Menschen könnten die Diskussion um Nord und Süd im Heidekreis nicht nachvollziehen. Das betonen auch die Mitstreiter Birhat Kaçar und Bjarne Grätsch, der Soltauer ist 22 Jahre alt, der Bad Fallingbosteler 16. Grätsch spricht gar von gefälschten Informationen, die genutzt würden, um Unterschriften gegen den Neubau zu sammeln. Das sagt auch Lohrengel: „Wir unterstellen, dass pauschal nicht mit richtigen Aussagen Unterschriften gesammelt werden.“ Es fehle an Fakten und Informationsmaterial. Daraus ziehen sie den Schluss, dass die Initiatoren des Bürgerbegehren gar kein neues Krankenhaus als Ziel hätten und sie nur aufgrund des Kirchturmdenkens agierten, wie Kaçar betont. „Wenn das Bürgerbegehren durchkommt, gibt es gar kein Krankenhaus.“

Lohrengel war zunächst im sozialen Netzwerk Facebook aktiv, hat dort die Gruppe „Ein Heidekreis-Klinikum in Bad Fallingbostel – Wir sind ein Heidekreis“ unterstützt. Aufgrund der dortigen Beiträge habe sie mit Kaçar und Grätsch weitere Mitstreiter gesucht. Sie seien auch auf Instagram unterwegs sowie auf der eigenen Webseite www.gegenwind-heidekreis.myportfolio.com ansprechbar. Dass alle drei der SPD mindestens nahestehen – Kaçar ist in Soltau Ratsmitglied –, sei kein Grund für das Engagement: „Wir machen das als Bürger, nicht für die SPD und nicht als Wahlkampf.“ Die SPD im Heidekreis hatte sich schon im Vorfeld der Kreistagsentscheidung zum Standort für ein einheitliches Ja zum Standort F4 südlich von Bad Fallingbostel positioniert. „Wir sind jung und haben etwas zu sagen. Wir sind überparteilich, unterstützen als junge Bürger den demokratisch gefassten Beschluss und sind für den Standort F4“, sagen die drei jungen Leute.

Infobox: Gegen F4, für einen Standort bei Dorfmark

Am 26. Juni hat der Kreistag mit einer Zweidrittelmehrheit für den Neubaustandort eines zentralen Klinikums für den Heidekreis südlich von Bad Fallingbostel, F4, gestimmt. Gut einen Monat später gründete sich eine Gruppe von Vertretern aus den sechs Nordkreiskommunen, die ein Bürgerbegehren anschoben. Ihr Ziel ist es, den vom Kreistag gefassten Beschluss für den Standort F4 zu kippen, um letztlich einen Standort „bei Dorfmark“ durchzusetzen. Der Kreisausschuss gab für das Bürgerbegehren am 10. August grünes Licht. Die Initiatoren haben nun zunächst bis zum 5. Oktober Zeit, 8621 amtlich anerkannte Unterschriften zu sammeln. Dem könnte schließlich ein Bürgerentscheid folgen, der voraussichtlich im Januar 2021 stattfinden soll. at

Für gefährlich, da mit Ängsten gespielt werde, halten die Initiatoren der Gegenwind-Kampagne, (von links) Bjarne Grätsch, Isabelle Lohrengel und Birhat Kacar, das angestrebte Bürgerbegehren. Foto: at

Für gefährlich, da mit Ängsten gespielt werde, halten die Initiatoren der Gegenwind-Kampagne, (von links) Bjarne Grätsch, Isabelle Lohrengel und Birhat Kacar, das angestrebte Bürgerbegehren. Foto: at

Anja Trappe