Nord-Süd-Konflikt: Neue Generation, anderer Dialog

Von Anja Trappe

Soltau. Ein großes Projekt umzusetzen, das, so vermutet Sebastian Zinke, werde im Heidekreis nie gelingen, wenn es wie bisher nur ein Gegeneinander und kein Miteinander gebe. „Wenn wir als Landkreis uns zukünftig positiv entwickeln wollen, wenn wir im Wettbewerb der Regionen mithalten wollen, dann müssen wir die Konflikte zwischen den Altkreisen beenden und die Wunden schließen.“ Zinke, Sozialdemokrat, Landtagsabgeordneter, Fraktionschef im Kreistag, künftiger SPD-Kreisvorsitzender, Vize-Aufsichtsratsvorsitzender des Heidekreis-Klinikums, hat es in den vergangenen Wochen insbesondere im Norden des Landkreises nicht leicht. Grund: Die SPD-Fraktion hat im Kreistag einstimmig für den Standort F4 gestimmt, südlich von Bad Fallingbostel soll damit der zentrale Neubau des Heidekreis-Klinikums entstehen. In Soltau haben daraufhin zwei langjährige Mitglieder die SPD verlassen, in Leserbriefen und im sozialen Netzwerk wird darauf verwiesen, dass sich diese Entscheidung bei der Kommunalwahl 2021 wenig positiv niederschlagen werde, ein Bürgerbegehren ist angeschoben worden.

Für Zinke, der in Benefeld lebt, ist der Konflikt zum HKK-Standort eindeutig einer zwischen dem Norden und dem Süden. Dass dieser durchaus auch mit Entfernungen zu tun hat, sieht er nicht. Es sei eher ein Gefühl, dass Dorfmark die Mitte sei. Für ihn ist F4 weiterhin mit dem besten Grundstück, der besten Topografie, der besten Erreichbarkeit der beste Standort, betont er in einer Nachlese gegenüber den heimischen Medien zu dem Thema. Wenn Dorfmark dort vorn gelegen hätte, hätte „man für Dorfmark gestimmt“, sagt er. Einen Fraktionszwang in dieser Frage weist er erneut zurück. Den Jüngeren, so meint er, sei der Konflikt zwischen den Altkreisen im Norden und Süden völlig fremd. Daher solle es nun „unsere Generation schaffen, die Konflikte zu beheben“. Sein Eindruck sei, dass die Altkreise nicht viel voneinander wüssten.

"Es gibt kein Machtzentrum in Walsrode" – Sebastian Zinke, SPD Heidekreis

Für jeden sei der jeweils andere weit weg. Wenn man sich weiterhin daran abarbeite, dann werden „wir auch künftige Projekte nicht hinkriegen“. Daher sei der vermutlich anstehende Generationswechsel bei der kommenden Kommunalwahl nun Anlass, verstärkt in den Dialog zu treten. Es gebe im Heidekreis zwar immer noch zwei Kreissparkassen, getrennte Organisationen bei den Landfrauen und der Jägerschaft und einiges andere, zählt Zinke auf. Anerkennen müsse man auch, dass es im Heidekreis kein Zentrum gebe, auch „kein Machtzentrum in Walsrode“, meint er. Soltau sei allerdings vielleicht die schönste Stadt. Und sowieso müsse sich Soltau nicht verstecken, die Kommune habe sich toll entwickelt, brauche sich nicht benachteiligt fühlen.

Kleinere und mittlere Orte sollen Aufgaben übernehmen

Am Ende solle es aber um einen Konsens gehen, welche kleineren und mittleren Orte könnten welche Aufgaben im Kreisgebiet übernehmen, wäre zum Beispiel eine Frage, der man sich nähern könnte. Er sieht diese Aufgabe insbesondere beim Landrat. Manfred Ostermann hat auch für die nächste Wahlperiode seinen Hut in den Ring geworfen, Zinke allerdings bezweifelt, dass dieser in der Lage dazu sei. Daher sei die Kommunalpolitik aufgerufen, den Dialog zwischen Nord- und Südkreis zu forcieren. Zunächst wolle die SPD diesen Dialog in den Ortsvereinen anstoßen.

Anja Trappe