Lesermeinungen: Ein Aus für das Großprojekt Klinikum droht

Zum Krankenhausneubau und Bürgerbegehren

Um es einmal klarzustellen: Ein Neubau ist unabdingbar, zwei Standorte sind seit langem defizitär und in dieser Form auch nicht besser zu strukturieren. Das Gutachten basiert auf Fakten, nicht auf gefühlten Wahrheiten oder Emotionen. Es empfiehlt den Standort F4, dieser faktenbasierten Empfehlung ist der Kreistag gefolgt und hat einen entsprechenden Beschluss gefasst. Öffentlich und transparent. Wer davon nichts mitbekommen hat, muss sich da leider an die eigene Nase fassen. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens „für“ den Standort D4 sind sich bewusst, dass die Zeit bis zur Vergabe der Fördergelder nicht ausreicht, um komplett umzuplanen.

Ein Bürgerentscheid für D4 würde das Aus für dieses Großprojekt bedeuten. Das ist den Initiatoren durchaus bewusst aber schlichtweg egal. Was sie dabei nicht erzählen oder nicht wahrhaben wollen: Was zunächst für einen Sieg für den „Nordkreis“ (wir sind seit 1977 ein Landkreis) gehalten würde, wird zum Schuss ins eigene Bein. Der Landkreis wird die anhaltenden Defizite von ungefähr zehn Millionen Euro jährlich nicht dauerhaft zahlen, eine Privatisierung droht. Diese privaten Unternehmen interessieren sich allerdings nicht wirklich für die Gesundheit der Heidekreisbewohner, ihnen geht es lediglich um Gewinnmaximierung. Dies bedeutet massive Einsparungen, endgültige Schließung unrentabler, nicht zwingend erforderlicher Stationen, sehr wahrscheinlich die Schließung eines kompletten Standortes und Zusammenlegung an einem der alten Standorte. Hauptsache Aktionäre und Teilhaber sind zufrieden.

Jeder, der für das Bürgerbegehren unterschreibt sollte sich dessen bewusst sein, was er da- mit verantwortet. Übrigens: Ich habe mal ausprobiert, wie viel länger man zum Standort F4 anstelle D4 benötigt. Ausgehend von der schnellsten Anfahrt aus dem Nordkreis über die Autobahn, gemessen ab der Anschlussstelle Dorfmark: zu D4 2:31 Minuten, zu F4 4:53 Minuten. Wegen nicht einmal zweieinhalb Minuten längerer Fahrt ein solcher Aufriss.

Michael Felske, Bad Fallingbostel

Lesermeinung: Verlockende Auslobung

Zum Thema Heidekreis-Klinikum

Die Brut- und Setzzeit ging ihrem Ende zu. Nur mit einem Fernglas „bewaffnet“ kehrte ich vom Morgenansitz zu meinem Auto zurück, das am Eingangsweg zum Ahlftener Flatt abgestellt war. Dort traf ich mit einem interessierten Heidegast zusammen. Ein ebenfalls umgehängtes zierliches Fernglas ließ unweigerlich den Natur- und Vogelfreund erkennen, begeistert von dem idyllischen Landschaftspanorama rundum sowie überraschenden Kranichbeobachtungen. Zwangsläufig wurde ich zu unserem flachen Moortümpel näher ausgefragt, der trotz seiner geringen Wassertiefe aufgrund unmerklicher Quellzuflüsse niemals austrocknet und verspätet zufriert.

Mit meinem Großvater hatte ich als Schüler erlebt, wie eine Reitergruppe junger Offiziersanwärter unter dem Kommando des legendären Oberst Winter bei herbstlichen Temperaturen das Flatt durchquerte. Ein Husarenritt als Härtetest. Nachdem mein Gesprächspartner mir im Gegenzug von dem jährlich stattfindenden gesellschaftlichen Spektakel der Bremer Eiswette berichtet hatte, kam ich plötzlich auf die Idee ihn zu fragen – so sportlich wie er mir erschien –, ob er bei kühler Wetterlage einen ähnlichen Ritt für sagen wir mal 130 Millionen Euro wagen würde. Die Antwort lautete: „Um keinen Preis in der Welt könnte ich das riskieren, trotz dieser verlockenden Auslobung! Aber sagen Sie mal, wie kommen Sie gerade speziell auf diese hohe Summe? Auch außerhalb von Corona-Zeiten wäre sie ein unzumutbares Angebot, weil ich durch Bronchialkatarrh vorbelastet bin. Was nützt mir das viele Geld, wenn ich unmittelbar danach an einer Lungenentzündung versterbe?“

„Mir ist dieses Beispiel gerade mal so eingefallen“, entgegnete ich mit einem hintergründigen Lächeln. Nach einem freundlichen Abschiedsgespräch trennten sich an der B 71 unsere Wege. Er fuhr rechts ab Richtung Bremen, auf jeden Fall gen Norden. Ich musste mich südwärts einordnen.

Hermann Wrigge, Soltau

Volksbegehren gefährdet Neubau

Zum Neubau des Heidekreis-Klinikums und die Standortentscheidung des Kreistags am 26. Juni

Inzwischen hat es diverse Berichte und Leserbriefe in Bezug auf die Standortentscheidung des Kreistages gegeben. Schon im Vorfeld der Entscheidung wurde deutlich, dass der „Nordkreis“ den Standort Bad Fallingbostel ablehnen wird. Nur die Abgeordneten der SPD im „Nordkreis“ haben sich vor der Entscheidung intern darauf geeinigt, die Wünsche der Bevölkerung des „Nordkreises“ zu ignorieren. Die heutige SPD hat eigentlich die Möglichkeit der Mitgliederbefragung als Entscheidungshilfe in solchen Fällen vorgesehen. Vielleicht sollten sich die Stadtverbände der SPD auflösen und geschlossen in „Südkreis“ übersiedeln (ich gebe zu, dass das eine sarkastische Äußerung ist und auch nicht ganz ernst gemeint sein kann).

Ein anderer Aspekt spielt aber aus meiner Sicht eine wesentlich größere Rolle. Während sich im „Südkreis“ Zentren gebildet haben, sind die Gemeinden im „Nordkreis“ von einer erfolgreichen Zusammenarbeit noch weit entfernt. Der „Nordkreis“ spricht und entscheidet nicht mit einer Stimme. Das gilt nicht nur in der Frage der Standortentscheidung für das Klinikum. Vielleicht ist das der wahre Grund für die negativen Entscheidungen, in der Vergangenheit, gegen den „Nordkreis“. Es ist bezeichnend, dass nunmehr aus der Bevölkerung heraus ein Volksbegehren vorangetrieben wird, um der Politik zu zeigen, dass sie in solch wichtigen Fragen informiert und gefragt werden will. Von einigen Politikern ist nun zu hören, dass sie Verständnis für die Reaktion der Bevölkerung hat, jedoch sollte man bedenken, dass dadurch der Bau des Klinikums gefährdet ist. Vielleicht wäre es besser gewesen – trotz Corona – vorher die Bevölkerung mitzunehmen und nicht zu versuchen den „Schwarzen Peter“ mit fadenscheinlichen Erklärungen auf diese abzuwälzen.

Günter Schulz, Soltau

Lesermeinung