Lesermeinung: Norden sollte sich Nachbarn anschließen

Zur Diskussion um den Standort eines neuen Heidekreis-Klinikums

Oh, welch ein Wunder! In der DPD (ehemals SPD) darf man noch eine eigene Meinung haben. Endlich äußern sich mal unsere Stadtvertreter. Hochachtung Frau Fleckenstein, sehr positiv, dass endlich mal eine Meinung kommt. Auch wenn der Rat der Stadt Munster jetzt einen Beschluss dazu gefasst hat, wird an dem Kreistagsbeschluss wohl nichts mehr geändert. Im Südkreis hätte das wohl so ausgesehen, das alle Kommunen geschlossen ein Statement abgegeben hätten. Da hat Herr Jung in seinem Kommentar vom 25. Juni 2020 in der Böhme-Zeitung wohl recht in seiner Einschätzung.

Da sind die Interessen, auch durch die Nähe der Gemeinden einfacher unter einen Hut zu bringen. Im Nordkreis, auch durch die geografische Lage, ist das ganz anders. Da wird der Südkreis sich immer durchsetzen, weil man sich dort immer einig zu sein scheint. Da ich aber nicht immer zu den Verlierern gehören möchte, sollte man sich im Nordkreis mal was einfallen lassen. Den Altkreis Soltau wird es nicht wieder geben, wirtschaftlich dann einfach zu schwach. Aber durch einen Bürgerentscheid in Erwägung zu ziehen, sich den Landkreisen Uelzen, Lüneburg, Celle, Harburg oder Rotenburg anzuschließen, das kann vorstellbar sein. Auch diese Landkreise haben ländliche Strukturen, sodass wir da gut reinpassen würden. Nur ist es politisch, zumindest im Moment nicht gewollt und so dann auch nicht durchsetzbar. Ich hoffe, dass das nicht immer so bleiben wird. Lieber was neues, als immer hinten dran.

Frau Dwenger, ich sehe da schon einen Unterschied ob ich Kleidung kaufe oder in ein Klinikum muss. Völlig egal, wann ich Kleidung kaufe, ein paar Minuten eher oder später. Zu spät im Klinikum, kann das Leben kosten, oder noch schlimmer, bleibende Schäden verursachen. Ich wünsche keinem, dass das mal passiert. Da kommt der Südkreis nicht und sagt, das wollten wir so, deshalb unterstützen wir sie nun. Dann ist immer noch die Frage, ob ein Südkreisklinikumsarzt uns dann die Wahrheit dazu sagen darf. Das hätte dann wohl rechtliche Folgen für das Südkreisklinikum. Die Facharztzentren in den alten Kliniken nehmen aber keine Notfallpatienten aus einem Rettungswagen an. Also nützt mir die Nähe zu Soltau dann nichts. Für einen normalen Termin bei einem Arzt fährt man mittlerweile eh schon lange Strecken. Politik gegen die eigenen Wähler machen, das rächt sich. Wartet mal ab, nächstes Jahr werden euch die Augen tränen. Aber bestimmt nicht vor Freude. Da könnt ihr nur hoffen, dass der Südkreis euch einen sehr guten Listenplatz einräumt. Sonst heißt es: aus die Maus.

Hartmut Benecke, Munster

Zweifel an den Gutachten

Zur Diskussion um den Standort eines neuen Heidekreis-Klinikums

Dass vor der Entscheidung über den Standort des neuen Heidekreis-Klinikums die Diskussionswellen hoch gingen, ist verständlich. Dass jetzt nach der Entscheidung viele – überwiegend kritische – Kommentare zu hören und zu lesen sind, ist genau so verständlich. Auch ich halte die Entscheidung für den Standort bei Bad Fallingbostel für falsch. Für unzweckmäßig halte ich auch den Fraktionszwang (der offiziell nicht existierte) der SPD-Kreistagsfraktion bei der Standort-Abstimmung und die Resolution des Munsteraner Stadtrates zu dem Thema. Die Gutachten, die zur Vorbereitung der Standortwahl erstellt wurden, habe ich nicht gesehen. Ich weiß nur, was darüber in der Zeitung zu lesen war. Und das lässt mich an der Zweckmäßigkeit dieser Gutachten zweifeln.

Aber: Wir leben in einer Demokratie. Jeder hatte das Recht und die Möglichkeit, sich durch Briefe an Abgeordnete, Teilnahme an öffentlichen Sitzungen und so weiter in die Vorbereitungen zu der Entscheidung einzubringen. Ich wollte das auch. Bei dem „Wollen“ ist es dann aber auch geblieben – überwiegend aus Bequemlichkeit. Und darum habe ich jetzt auch kein moralisches Recht, an den Entscheidungen um die Standortwahl für das Klinikum herumzukritisieren. Ich kann nur hoffen, dass die ganze Sache doch noch einen halbwegs positiven Verlauf nimmt und am Ende kein dauerndes Millionengrab für die Bevölkerung des Landkreises wird.

Rudolf Töpperwien, Munster

Rettungsdienste einbinden

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Dieses Affentheater um einen Krankenhaus-Neubau. Der Kreistag hat entschieden und damit aus. Ich aus Schneverdingen werde mich künftig in Rotenburg (Agaplesion Diakoniekrankenhaus, die Redaktion) oder Buchholz (Krankenhaus Buchholz, die Redaktion) behandeln lassen, wenn es nötig ist. Ich hatte am 14. November 2019 auf der Gesundheitskonferenz Landrat Manfred Ostermann und auch den HKK-Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Norden auf den künftigen HKK-Standort angesprochen. Ich habe ihnen vorgeschlagen, dass sie die Rettungsdienste bei der Suche nach einem sinnvollen Standort mit einbinden. Denn deren Vorschlag hätte wohl, sowohl aus dem Nord- als auch aus dem Südkreis, deutliche Akzeptanz gefunden. Mein Vorschlag wurde sowohl vom Landrat als auch vom HKK-Aufsichtsratsvorsitzenden abgelehnt.

Durch die Antworten und das Herumlavieren ist mir klar geworden, wo der Neubau des Heidekreis-Klinikums (HKK) entstehen soll – und zwar nicht in Dorfmark. Diese Erkenntnis habe ich seit dem Gesundheitstag des Heidekreises am 14. November 2019 in der Alten Reithalle in Soltau.

Karl-Heinz Röder, Schneverdingen

Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack

Zum Neubau eines Heidekreis-Klinikums

Ein akuter Herzinfarkt wird in 35 Minuten versorgt, eine Gehirnerschütterung in 5 Minuten. Ist es das Gleiche wie die Versorgung des Infarkts in 5 Minuten, dafür die Gehirnerschütterungen in 35 Minuten? Beide Szenarien brauchen 40 Minuten, aber der erste Herzinfarkt wäre wohl verstorben. In den Trinovis-Folien zum Heidekreis-Klinikum-Gutachten werden solche Dinge gleichbehandelt. Das ist unverständlich, besorgniserregend, wenn darauf eine 250-Millionen-Euro-Entscheidung mit Schulden noch für unsere Enkelkinder basiert. Nach 50 Jahren hat das Gebäude wohl nur noch Schrottwert.

Beschreibt ein Berater ausschließlich Vorteile von Einzelzimmern (Daten- und Infektionsschutz), werden die Entscheider einseitig, also schlecht beraten. Vorteile bedingen meist auch Nachteile: deutlich höhere Investitionen (größeres Bauvolumen, doppelt so viele WC-Räume), höhere laufende Kosten (Putzpersonal) und auch die Pflegenden haben erheblich längere Laufwege zu den Zimmern. Aussagen zum Fracking/Bergbau wurden schon in der Bürgerfragestunde vom Gutachter „kassiert“, und so weiter. Wurden die Gutachten denn nicht durch den Aufsichtsrat des Heidekreis-Klinikums geprüft? Was macht dieses Gremium, wenn es nicht Aussagen kritisch hinterfragt? Sind es Claqueure? Der Aufsichtsrat handelt fahrlässig, wenn er eigene Aussagen wie „Wir haben eine Nachnutzung für die Altstandorte: ambulante und stationäre Altenpflege“ unkommentiert lässt.

Diese „Senioren-Heilanstalten“ benötigen genauso funktionierende Fahrstühle und eine Wärmedämmung wie ein Krankhaus – Gründe, warum man ja die Altstandorte schließen „muss“. Werden da die nächsten 150 Millionen Euro „verplant“? Am Ende bleiben große Zweifel an der Lauterkeit der Entscheidung Zentralklinikum und am Standort F4. Das Parlament der „Heide-Acht“ (das ist wirklich kein Kreis) hat mit Ausnahme von Frau Thorey-Elbers und Frau Schörken am Thema vorbeidiskutiert. „Falsch informiert, falsch diskutiert.“ Akzeptanz für das Klinikum und „Wundheilung“ kommt dann, wenn die Gutachten und Schlüsse über alle Zweifel erhaben sind und wenn Transparenz da ist – wenn also eine saubere Arbeit gemacht wurde. Bleibt das Heidekreis-Klinikum nicht bei den Menschen – auch im Nordkreis –, bleiben nur Schulden und leere Gebäude, also wie schon häufig vorher der „bittere Nachgeschmack“. Wir brauchen mehr Qualität, vielleicht in der Medizin, aber ganz sicher in dieser Politik.

Dr. Claus Eikemeier, Soltau

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