Lesermeinung: Abgeordnete tun alles für den einstelligen Prozentbereich
Zur HKK-Standortentscheidung, BZ vom 27. Juni 2020
Vorab erst einmal mein Dank an die BZ für die Veröffentlichung des Abstimmungsverhaltens der Kreistagsabgeordneten in der Standortentscheidung. Zu normalen SPD-Mitgliedern wie mich sind im Vorfeld keinerlei Angaben zu irgendwelchen Fakten, die für den Standort F4 sprechen würden, durchgedrungen. Hier schließe ich mich vollumfänglich der Kritik von Herrn Ruhkopf zur Informationspolitik der SPD an und überlege (noch) seinem Schritt zu folgen. Ist der SPD-Fraktion im Kreistag eigentlich klar, wie sehr sie der demokratisch ausgerichteten politischen Kultur durch ihr Abstimmungsverhalten geschadet hat? Wie ist es gelungen, in einer solch existenziellen Frage für alle Bewohner des HK ein einstimmiges Votum nur für einen, wenn auch nicht unbedeutenden Teil, hinzukriegen? Es hat offensichtlich durch die Herren Zinke und Norden eine Einnordung in Zinkermanier der Nordkreisabgeordneten der SPD gegeben.
Sich diesem Prozedere dann auch noch bei einer Abstimmung, die unter demokratisch astreinen Voraussetzungen stattgefunden hat, zu unterwerfen, ist für die gewählten Entscheidungsträger unwürdig und beschämend. Gerade deshalb ist dieses Abstimmungsverhalten der SPD-Nordkreisvertreter nicht nachvollziehbar. Dorfmark, also der Standort „D 4“ ist die geografische Mitte des HK, und auch er bietet die erforderlichen strukturellen Voraussetzungen. Das hat der NFV bei der Zusammenlegung der beiden Altkreise 1977 bereits erkannt und entsprechend gehandelt. Vorstandssitzungen, Sportgerichtsverhandlungen wurden, und werden meines Wissens auch heute noch, in Dorfmark abgehalten.
Eine Entscheidung für den Ort als Standort des HKK wäre für jedermann verständlich gewesen. Das für mich auch nur unter dem Aspekt, dass es zu der immer noch im Raum stehenden ungeklärten Frage, inwieweit ein Neubau überhaupt zwingend erforderlich ist, und es dazu keine adäquate Alternative geben sollte. Ein Kostenvergleich mit anderen öffentlichen Bauvorhaben von Großprojekten in Deutschland, wie zum Beispiel BER, Bahnhof Stuttgart, Elbphilharmonie und vieles andere mehr, verbietet sich vielleicht. Dennoch, eine Kostenexplosion ist auch bei diesem Objekt nicht nur zu erwarten, sondern vorhersehbar. Hier im HK tun die SPD-Granden des sogenannten Nordkreises jedenfalls alles, die Partei bei der nächsten Kommunalwahl in den einstelligen Pozentbereich der Stimmenanteile zu bringen. Es tut mir leid um die SPD-Politiker in der Berliner Groko, die wirklich gute Arbeit leisten.
Karl-Heinz Maurer, Wietzendorf
Alles beim Alten lassen
Irgendwie finde ich es mittlerweile belustigend, mit welcher Verbissenheit über den Standort gestritten wird. Was ist denn eigentlich so wunderbares an einem Krankenhaus, dass es jeder vor seiner Haustür haben möchte? Bedeutet dort zu liegen, wenn an einem herumgeschnipselt wird, schlechtes Essen, schlechtes Raumklima, Krankenhauskeime und vieles mehr, sich so was anzutun das höchste Glück auf Erden oder was? In den vergangenen paar Jahren kam eine Bekannte mit Magenproblemen ins Krankenhaus. Nach zwei Wochen wurde sie abgeholt – vom Bestattungsunternehmer. Im Walsroder Krankenhaus traf ich im Korridor einen Nachbarn traurig auf einer Bank sitzend. Er sagte mir: „Ich glaube, ich komme hier nicht wieder lebend raus.“ Ein paar Wochen später verließ er das Krankenhaus – als tiefgekühlte Leiche.
Ein zusammengelegtes Klinikum von doppelter Größe birgt auch automatisch viele Unannehmlichkeiten, angefangen von der Größe der Parkplätze. Die Größe des Parkplatzes vom jetzigen Soltauer Krankenhaus ist ja noch überschaubar, ebenso der Parkplatz des Walsroder Krankenhauses. Bei großen Anlagen wie zum Beispiel das Rotenburger Klinikum gibt es schnell Ärger und Stress bei der Parkplatzsuche, Hingang und Auffinden der richtigen Aufnahmestelle sowie das Wiederauffinden des eigenen Autos auf dem riesigen Parkplatz. Mir ist es so ergangen, als ich einen Bekannten in Rotenburg abholen sollte, der wegen seines Herzschrittmachers dringend ins Rotenburger Klinikum musste: Es war in der dunklen Jahreszeit. Ich war zuvor nie dort gewesen. In der Eile merkte ich mir nicht präzise, wo ich mein Auto abgestellt hatte. Als ich mit dem frisch operierten alten Mann nach draußen kam, suchten wir verzweifelt mein Auto.
Der gerade Operierte fing bald an zu stöhnen und sagte: „Ich kann nicht mehr.“ An einer Bank auf dem riesigen Parkplatz sagte ich ihm: „Setz dich hier hin und warte, ich suche das Auto und hole dich ab.“ Es dauerte insgesamt wohl 30 Minuten, bis endlich der erkrankte Mann sich erschöpft ins Auto fallen lassen konnte. Wie Sabine Dwenger aus Soltau am 6. Juli richtig schreibt, scheint eine weite Fahrt zu irgend welchen bekannten Einkaufs- oder Vergnügungszentren mit größerer Anreiseentfernung überhaupt kein Hinderungsgrund zu sein, so fällt auf, dass fremde Autokennzeichen aus ganz Norddeutschland bei der Zufahrt zum Designer Outlet Center in Harber weit die Mehrzahl sind. Meine Meinung: lasst alles beim Alten und freut euch, wenn ihr kein Krankenhaus braucht.
Wilhelm Pröhl, Wietzendorf