Offener Brief: Heidekreis-Klinikum: Wo ist die Mitte?

Offener Brief verschiedener Unternehmen an die Kreistagsabgeordneten zur Standortfrage für ein neues HKK

Verständlicherweise beschäftigt die Standortsuche für das neu zu planende Heidekreis-Klinikum die Bürger und Unternehmen in Nord- und Südkreis gleichermaßen intensiv, zumal das Verhältnis zwischen Nord- und Südkreis auf Grund diverser Erfahrungen in der Vergangenheit nicht das beste ist. Da könnte ein zentraler Bau eines neuen Klinikums in einer von zumindest den meisten als solche empfunde- nen Mitte des Heidekreises eine große Chance sein, eine versöh- nende und verständigende Wirkung haben. Für den wirtschaftlichen Erfolg des neuen Klinikums wird der Standort eine zentrale Rolle zu spielen, da ein wesentlicher Grund für die hohen Verluste der letzten Jahre in der durch geringe Akzeptanz viel zu niedrigen Patienten- zahl liegt. Zahlreiche Bewohner aus dem Nordkreis hatten sich vom Heidekreis-Klinikum ab- gewandt, weil sie sich durch die Entscheidungen der Vergan- genheit benachteiligt sahen.

Wie alle gut geführten Un- ternehmen sollte sich auch das Heidekreis-Klinikum vorran- gig nach den Kunden, also den Patienten, richten. Das wird am besten durch einen Stand- ort erreicht, der von den Bür- gern im Nord- und im Südkreis als fair und ausgewogen be- trachtet wird. Das schafft die günstigsten Voraussetzungen, neben guten Ärzten etcetera, für deutlich erhöhte Patien- tenzahlen und damit kräftiges Umsatzwachstum. Wenn das gelingt, sind auch Themen wie die Feuerwehr von untergeord- neter Bedeutung. Vorrangig für den langfristigen Erfolg eines jeden Unternehmens ist ein gesunder Umsatz.

Doch wo liegt eine ausge- wogene und als fair empfunde- ne Mitte? Braucht man dafür wirklich ein Gutachten, noch dazu ein zweifelhaftes, das trotz angeblich transparentem Verfahren noch nicht einmal der Aufsichtsrat vollumfäng- lich erhalten hat? Ein Stand- ort Tetendorf nur circa drei Kilometer vom bisherigen Sol- tauer Standort des Klinikums entfernt wird es wohl genauso wenig sein, wie die vorgeschla- genen Standorte südlich von Fallingbostel, die wiederum nur sechs Kilometer vom bis- herigen Walsroder Standort des Klinikums entfernt liegen. Würde es einer dieser Stand- orte werden, würde das erneut zu großer Ablehnung im süd- lichen oder nördlichen Kreis führen, mit entsprechenden Folgen für erreichbare Patien- tenzahlen und die Rentabilität des neuen Klinikums. Die Re- aktion in der Bevölkerung auf einen dieser Standorte sollte man insbesondere aufgrund der durch eine ungeschickte Politik aufgeworfenen tiefen Gräben zwischen Nord- und Südkreis nicht unterschätzen.

Es wird weder dem Nord- noch dem Südkreis nützen, ein neues Klinikum direkt vor Ort zu haben, das wie das bisheri- ge Klinikum aufgrund gerin- ger Patientenzahlen dauerhaft subventioniert werden muss und absehbar im medizini- schen Angebot eingeschränkt wäre. Für die Unternehmen im gesamten Heidekreis ist ein leistungsstarkes Klinikum mit einem gutem medizinischen Angebot neben den Schulen ein wichtiger Standortfaktor in Anbetracht der durch die de- mografische Entwicklung zu- nehmend schwieriger werden- den Personalgewinnung. Der langfristige unternehmerische Erfolg wird davon wesentlich beeinflusst. Insofern steht bei der Wahl des neuen Standor- tes für das Klinikum deutlich mehr auf dem Spiel als die me- dizinische Versorgung im Hei- dekreis. Es geht in erheblichem Maße auch um die Chancen für die Personalgewinnung und die damit verbundenen wirt- schaftlichen Aussichten für die Unternehmen im gesamten Heidekreis.

Wenn das neue Klinikum in zu großer Entfernung von den Betrieben im Nord- oder im Südkreis gebaut würde, wä- ren die Standorte der dort an- sässigen Firmen für Bewerber, insbesondere höher qualifizier- te, noch weniger attraktiv als derzeit. Das könnte zu einer schweren Belastung für die be- troffenen Firmen werden, mit entsprechenden Folgen für die Arbeitsplätze. Daher möchten wir sehr an den Kreistag appellieren, seiner Verantwortung für den gesamten Heidekreis gerecht zu werden und sich für einen Standort im Raum Dorfmark zu entscheiden. Nur dieser hat aus unserer Sicht eine Chance von den Bürgern im Norden und im Süden als fairer Kom- promiss angenommen zu wer- den, da relativ mittig zu den bisherigen Klinikumsstand- orten gelegen. Eine deutliche Schwächung der Wirtschaft im Nordkreis oder im Südkreis hätte negative Folgen für die zukünftige Finanzkraft des ge- samten Heidekreises!

Außer dem Standort sind nach unserer Auffassung un- bedingt die Kosten für einen Neubau und den Weiterbetrieb des bisherigen Klinikums zu betrachten. Hier sind derzeit sehr unterschiedliche Zahlen im Umlauf, die teilweise be- sorgniserregende Höhen errei- chen und sich gravierend auf die Gewerbesteuerbelastung der örtlichen Unternehmen auswirken könnten. Eventu- ell muss man noch einmal auf ganz neue Gedanken kommen, wenn es dazu mehr Klarheit gibt.

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