Lesermeinungen: Wird das Werk „Südkreisklinikum“ vollendet?

Zum Standort für ein neues Heidekreis-Klinikum (HKK):

„Südkreisklinikum“? Wird das Werk vollendet? Vor circa zehn Jahren ergab eine Studie über das damals schon angeschlagene Kreis- klinikum, dass sich eine Kinderabteilung in Soltau besser rechnete als in Walsrode. Da aber nicht sein konnte, was nicht sein durfte, wurde so lange herumgetüftelt, bis eine „verbesserte“ Studie das Gegenteil ergab. Das Weitere ist bekannt. Die Kinderklinik Soltau wurde abgewickelt, die Gynäkologie gleich mit, denn ohne Kinderklinik waren keine Kaiserschnitte in der Ge- burtshilfe mehr möglich. Das Defizit des Kreis- klinikums hat sich von 1,3 Millionen Euro 2014 auf 13 Millionen 2018 verzehn- facht. Die Fallzahlen sanken dramatisch. Die Hälfte der Erkrankten sucht heute ein Krankenhaus außerhalb des Heidekreises auf.

Nach zehn Jahren wird nun dem Kreisvolk mitge- teilt, was schon damals deut- lich war. Ein Kreisklinikum mit zwei Standorten ist nicht nur unwirtschaftlich, es kann auch die Qualität, sprich Fall- zahlen, nicht gewährleisten. Doppelstrukturen sind teuer und die fachärztlichen Wei- t e r bi l dungs e r mäc ht i gunge n sind gefährdet. Also ein ein- ziges Klinikum in der Mitte des Landkreises ist die Lö- sung! Wo aber ist die Mitte des Landkreises? Wir wissen es nun. Die Mitte des Land- kreises ist südlich von Fal- lingbostel. Wie kommt man darauf, dass der Standort des Kreis- klinikums dort der richtige ist? Man gibt ein Gutachten in Auftrag. Und genauso wie vor zehn Jahren wird wieder getrickst. Statt sich auf die Bedürfnisse des Heidekrei- ses zu fokussieren, lässt man ausrechen, wieso südlich von Fallingbostel wirtschaftlich der günstigste Standort ist. Man orientiert sich einfach an „Kunden“ südlich des Hei- dekreises, die angeblich die- ses neue Klinikum bevölkern sollen.

Auf wundersame Weise er- scheint dieser Standort nun in so leuchtenden Farben, dass man annehmen könn- te, hier entsteht statt eines Groschengrabs sogar eine zu- künftige Einnahmequelle für den Landkreis. Dafür lohnt es sich dann eben, Gemein- den im Nordkreis einfach ab- zuhängen. Ein zynischer Spruch lau- tet: „Ich traue nur der Sta- tistik, die ich selbst gefälscht habe.“ Uns soll in diesem Juni weisgemacht werden, dass sich der geographisch und wirtschaftlich einzig mögli- che Standort des Heidekreis- klinikums wenige Kilometer vom Krankenhaus Walsrode entfernt befindet.

Wenn diese Planung um- gesetzt wird und nach 2027 die vorgerechneten „Fallpo- tentiale“ von außerhalb des Heidekreises sich als Luft- buchungen erweisen, bleibt für die Nordkreisgemeinden eigentlich alles beim Alten. Sie finanzieren das „Süd- kreisklinikum“ mit, und ihre Bürger suchen weiterhin me- dizinische Hilfe in den Kran- kenhäusern in Buchholz, Ro- tenburg oder Uelzen. Noch kann der Kreistag die Weichen umstellen. Die Mitte des Heidekreises ist nicht südlich von Fallingbos- tel, sondern bei Dorfmark. Dorfmark ist von den der- zeitigen HKK-Standorten Soltau und Walsrode etwa gleich weit entfernt. Das ist der richtige Standort für ein gemeinsames Klinikum.

Dr. Günter Meyer, Schneverdingen

Für durchschnittlich in- formierte Bürger ist die Entscheidungsfindung für ein neues Kranken- haus im Heidekreis unüber- sichtlich. Offensichtlich müssen wir uns besser informieren und dann einmischen. Bei einer Ent- scheidungsfindung dieser Trag- weite für Bürgerinnen und Bür- ger, der Atraktivität von Ar- beitsplätzen in der Region und damit der zukünftigen Entwick- lung im Heidekreis halte ich einen Volksentscheid für ange- messen. Ein Volksentscheid wird die einzige Möglichkeit sein, Bür- gerakzeptanz für diese Ent- scheidung zu erzeugen. Also liebe Politiker: keine Angst vor den Bürgerinnen und Bürgern!

Rainer Alms, Soltau

Offenbar haben unsere im Südkreis verorte- ten Kreistagsmitglie- der – allen voran die Herren Hermann Norden und Sebastian Zinke – von Anfang an nicht verstanden, dass hier ein Heidekreisklinikum entste- hen soll und nicht ein Südkreis- klinikum. Die Aussage von Herrn Zinke, dass man nicht in kommunalen Grenzen denken dürfe (BZ vom 28. Mai 2020), spricht Bände. Den Herren ist es offenbar wichtiger, Patienten aus anderen Landkreisen anzu- locken statt die Belange der Bürger zu vertreten, für die sie im Kreistag des Heidekreises sitzen. Dazu gehören auch die Einwohner des Nordkreises!

Es dürfte wohl als gesichert anzusehen sein, dass rund 40 000 Einwohner des Heide- kreises ein (ihr) Klinikum am Standort F4 nicht innerhalb von 30 Minuten werden erreichen können. Der Umstand, dass unter anderem dafür rund 80 000 aus Nachbarkreisen er- wartet werden, kann doch nicht dazu führen, einer nur betriebs- wirtschaftlichen Sichtweise den Vorrang einzuräumen. Natür- lich muss dieser Punkt bedacht werden. Es ist aber sehr schade, wenn ein Herr Dr. Achim Rogge erklärt, dass für ihn nur Daten, Zahlen und Fakten zählen (BZ vom 28. Mai 2020). Wie es scheint, stehen die Belange der Heidekreis-Einwoh- ner bei ihm und den oben ge- nannten Herren nicht an vor- derer Stelle. Zudem werden mit einer solchen Sichtweise offen- bar auch rechtliche Vorgaben nicht berücksichtigt (BZ vom 4. Juni 2020). Herrn Bernhard Knapstein, der in seinem Kom- mentar darauf hinweist, dass hier in Rede stehende Pflichten nicht dem reinen ökonomi- schen Zahlenwerk geopfert wer- den dürfen, ist ausdrücklich zuzustimmen.

Um den immer noch schwe- lenden Konflikt zwischen dem Norden und Süden des Kreises nicht neu zu befeuern, muss der für den gesamten Heidekreis bestmögliche Standort ausge- wählt werden. Und das ist nun mal Dorfmark, das dann auch für die Einwohner von Munster unter der 30-Minuten-Grenze liegt. Übrigens: Einen Autobahn- anschluss haben sowohl Bad Fallingbostel als auch Dorf- mark. Wie kann denn das ein ausschlaggebender Punkt für Bad Fallingbostel gewesen sein (BZ vom 27. Mai 2020)? Und zum Kommentar von Anja Trappe (BZ vom 29. Mai 2020) kann ich nur sagen: Bra- vo, Frau Trappe! Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.

Peter Thorey, Soltau

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Da kommt man ja nie hin

Zu "HKK-Aufsichtsrat will Neubau bei Bad Fallingbostel", BZ vom 13. Juni

Da kommt man ja nie hin, wenn man aus der Ecke Neuenkirchen kommt. Ohne Auto ist man auf- geschmissen. Bis der Re tungswagen da ist, hat der Bestatter schon die Bestellung aufgenommen.

Carmen Ausber

Dann kann das Krankenhaus auch in Walsrode bleiben. Die paar Minuten mehr, die man nach Walsrode braucht, machen den Bock auch nicht mehr fett.

Dennis Weber

Gerade in der Ferienzeit sollte man dann keinen Notfall haben. Wenn dann die netten Staus sind und die Umleitung gefahren wird, ist oft hinter Vierde Richtung Fal- ling Stop and Go und somit keine Chance, das zuküntige Kranken- haus zeitnah zu erreichen.

Susanne Kleinschmidt

Man kann es nie allen Recht ma- chen. Käme das HKK nach Sol- tau, sind die Walsroder wütend, käme es nach Walsrode, sind die Soltauer/Schneverdinger wü- tend. (...) Man kann herumrech- nen und herummeckern, eines bleibt: Wir sollten diesen Nord- kreis-Südkreis-Zwist beiseite le- gen. Bei diesem gesellschaft- lichen Druck bin ich zumindest froh, dass wir überhaupt ein neues HKK bekommen.

Bjarne Grätsch

Lesermeinung