HKK: SPD-Fraktion stimmt für F4
Von Anja Trappe
Soltau. Ja, man habe eine Meinung, sagte Professor Dr. Hans-Jürgen Sternowsky zum Standpunkt der SPD-Kreistagsfraktion, die er im Detail zumindest vor gut einer Woche nicht öffentlich machen wollte. Er jedenfalls zweifle das Gutachten nicht an, betonte der Soltauer, der auch dem Förderkreis des Heidkreis-Klinikums vorsteht. Sachliche Gründe sprächen für Bad Fallingbostel, insbesondere sei der Standort einfacher erreichbar. Mit einem Nein dazu würde man ein Nichtbauen des zentralen Klinikums riskieren. Inzwischen hat sich die gesamte Fraktion der SPD zu dem Thema abgestimmt und will in der Kreistagssitzung am 26. Juni für den von den Gutachtern und dem Aufsichtsrat des HKK favorisierten Standort südlich von Bad Fallingbostel, F4, stimmen. „Es ist die wahrscheinlich schwierigste Entscheidung, die wir in der Wahlperiode zu treffen haben“, so Fraktionschef Sebastian Zinke, der zudem dem Aufsichtsrat als Stellvertreter vorsteht.
Die Entscheidung, so Zinke, basiere auf den erhobenen Zahlen, Daten und Fakten: „Wir können aber den Bauch auch nicht gänzlich ausschalten.“ In der Diskussion habe man sich daher intensiv damit befasst, ob nicht Dorfmark der bessere Standort sei, weil er gefühlt mittiger im Landkreis liege, und zudem, ob sich der Landkreis den Neubau überhaupt leisten könne. Ein Befürworter des Standorts Für Bad Fallingbostel ist explizit Dieter Möhrmann. Das Kreistagsmitglied kommt aus Schneverdingen. Für ihn sei die Entfernung nicht so entscheidend: Ob es nun 28 oder 35 Minuten bis zum Erreichen des Klinikums seien, sei weniger wichtig. Wichtig sei, dass 70 Prozent der Patienten eingeliefert würden, der Krankenwagen das nächstgelegene Haus anfahren könne. „Im Wesentlichen geht es um die Qualität, die Leistung und das Image“, so Möhrmann zum Neubau. Letztlich benötige man eine eindeutige Mehrheit im Kreistag, um dem Projekt den Schwung zu geben und gegenüber der Landesregierung zu zeigen, dass man das Vorhaben verwirklichen wolle. „Die SPD-Kreistagsfraktion ist sich ihrer Verantwortung sehr bewusst und gibt daher ein eindeutiges und geschlossenes Votum ab“, so Zinke.
HKK ist Teil eines Gesundheits-Gesamtkonzepts
Einige Punkte, so Zinke, hätten letztlich den Ausschlag zwischen Fakten und Bauchentscheidung ergeben: Das HKK sei Teil eines Gesundheitskonzeptes für den Heidekreis, und die SPD habe genau solch ein Konzept bei einem Sonderparteitag 2019 gefordert: Die Erweiterung der jetzigen Krankenhäuser zu Versorgungszentren für Jung bis Alt, die Einrichtung von Kurzzeit- und Dauerpflegeplätzen, die dezentrale Rettungswachen und eine qualitativ hochwertige stationäre medizinische Versorgung der Bevölkerung durch eines der modernsten Krankenhäuser Niedersachsens. Zudem hat die SPD-Fraktion die Fläche F4 mit Google-Maps selbst auf die schnelle Erreichbarkeit geprüft und festgestellt, dass diese gegeben sei. Auf das Gutachterbüro Trinovis bezieht sich die Fraktion im Hinblick auf das zu erwartende Fallpotenzial, das bei F4 am höchsten sei. Weitere ausschlaggebende Punkte seien die mögliche Erschließung des Standortes von zwei Seiten, der Bahnanschluss, die Topografie, die Flächengröße und die schnellste Erreichbarkeit in Notfällen.
Zu Letzterem allerdings, das hatte die BZ bereits berichtet, ist nur die 15-Minuten-Frist für die Fahrt des Rettungswagens zum Patienten ausschlaggebend. Die SPD verweist zudem auf das Risiko der Raumordnung: Letztlich läge der Standort F4 näher am Grundzentrum Bad Fallingbostel, die Dorfmarker Fläche liege in einem Ortsteil und „demzufolge nicht in dem Grundzentrum.“ Da sei das Risiko höher, dass ein Bebauungsplan für das neue Krankenhaus als rechtswidrig bewertet werde.
Infobox: Auch andere Flächen sichern
In der Kreistagssitzung am 26. Juni wollen die Sozialdemokraten den Beschluss zu Standort des Heidekreis-Klinikums erweitern und haben einen Änderungsvorschlag eingereicht. So soll zur Sicherung der alternativen Flächen für den Neubau auch mit den Eigentümern der Flächen in Soltau, Dorfmark und Walsrode gesprochen werden, um notfalls ein weiteres Grundstück zu haben. Landrat Manfred Ostermann soll zudem mit der Erarbeitung eines Finanzierungsplans beauftragt werden und diesen mit der Kommunalaufsicht, den Kommunen und dem Kreistag abstimmen. Vom Landrat erwartet die SPD-Fraktion zudem eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit. at