Von Danwitz korrigiert Klinik-Gutachter
wu Soltau/Neuenkirchen. In einem gibt es für Dr. Karl-Ludwig von Danwitz keinen Zweifel: In Sachen Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums „hat der Kreistag sehr, sehr vernünftig entschieden“. Denn nach Ansicht des Aufsichtsratsvorsitzenden des kreiseigenen Unternehmens hat das Kreisparlament die aus medizinisch-strategischer und aus wirtschaftlicher Sicht bessere Variante gewählt. „Wir können uns nicht erlauben, den zweitbesten Weg zu gehen, sondern müssen den besten gehen“, warb der CDU-Politiker am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der Kirchengemeinde in Neuenkirchen. Dabei sei ihm auch klar: „Man kann es nicht allen recht machen.“
Nach gut einem halben Jahr heftiger Diskussionen hatte der Kreistag Ende Januar eine Umstrukturierung der Krankenhäuser Soltau und Walsrode nach Plan C beschlossen – gegen den Vorschlag der Gutachter, die dabei neben rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten auch die höhere Akzeptanz für Variante D betont hatten. Eine überparteiliche Initiative, angestoßen von der Soltauer CDU, will diesen Beschluss mit einem Bürgerbegehren zu Fall bringen, damit auch die Kinderklinik in Soltau erhalten bleibt.
Wachsender Markt
Ausführlich schilderte von Danwitz bei der Veranstaltung die Entwicklung aus seiner Sicht. An Veränderungen führe kein Weg vorbei. „Der Gesundheitsbereich ist ein wachsender Markt, in den wir uns als Heidekreis-Klinikum einklinken sollten. Wir sollen den Markt nicht an uns vorbeilaufen lassen“, betonte er. Dazu müsse das Klinikum aber zukunftsträchtig aufgestellt werden, neue Bereiche wie Geriatrie, Schlaganfall/Neurologie und Herzinfarkt abdecken. Das bedeute grundsätzliche Eingriffe: „Wir müssen Schwerpunkte bilden. Mit ein paar Schrauben hier und da kommen wir nicht weiter.“ Diese Spezialisierung sei einerseits mit Blick auf die Leistungsabrechnung mit den Kassen wichtig, die genau dies forderten, andererseits auch, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein und Ärzte für das Unternehmen zu gewinnen. Diese Veränderungen wolle das Unternehmen jetzt angehen, solange es sie noch aus eigener Kraft finanzieren könne. „Wir sind gut aufgestellt.“ Aber ohne Veränderungen prognostiziere der Gutachter schon in wenigen Jahren ein jährliches Defizit von zwei Millionen Euro.
Der Gutachter habe daraufhin zwei Varianten entwickelt – und die Kreistagsmehrheit sich eben für Plan C entschieden. Er sehe außer der Grund- und Regelversorgung an beiden Standorten vor, Soltau zum Herz-/Kreislaufzentrum mit der Geriatrie zu entwickeln, Walsrode soll das Darm- und Tumorzentrum werden. Die Kinderklinik soll ebenfalls in die Lönsstadt, und für von Danwitz ist damit auch klar: Die Gynäkologie und Geburtshilfe – nach dem Beschluss zunächst an beiden Standorten vorgesehen – „gehört dahin, wo die Kinderklinik ist“. Und wie kommt nun das Gutachtervotum für die andere, die Variante D zustande? Für von Danwitz ist das eindeutig: Der Gutachter habe nun einmal für Veränderungen plädiert und dann angesichts der Diskussionen „Angst gehabt, dass wir überhaupt nicht entscheiden“. Doch bevor das passiert, sei dessen Votum eben gewesen: „Nehmt D“ – und das, obwohl C aus medizinisch-strategischer Sicht die bessere sei. Weiter führte der Aufsichtsratschef das nicht aus, ging auch nicht darauf ein, wieso denn der Gutachter überhaupt Angst vor einem Stillstand gehabt habe. Dafür machte der Aufsichtsrats¿chef deutlich, dass die Politik an solch eine Empfehlung nicht gebunden sei: Aufgabe des Gutachters sei es gewesen, Zahlen aufzuarbeiten, die Entscheidung treffe die Politik: „Ich gehöre nicht zu den Leuten, die etwas machen, nur weil der Gutachter das sagt.“
Andere Bewertung
Dabei kommt von Danwitz auch zu einer anderen Bewertung als der Gutachter, was die Gleichwertigkeit der Krankenhäuser angeht. Denn die Politik sehe eben nicht nur den somatischen Bereich – dabei hat Soltau ein Umsatzübergewicht von zehn Millionen Euro im Jahr. Vielmehr bezieht von Danwitz auch die Psychiatrie in Walsrode in die Berechnungen ein. Dann sei der Jahresumsatz mit 28 Millionen Euro (Soltau) zu 26 Millionen Euro (Walsrode) in beiden Häusern nahezu gleich, betonte von Danwitz – und sah gleich noch weitere Wachstumschancen über die Beschlüsse hinaus: eine Geriatrie auch in Walsrode, ebenso eine Kinderpsychiatrie und weitere Belegabteilungen in der Lönsstadt.