Kommentar: Die Welt des Dr. D.
Von Andres Wulfes
Das war letztlich nichts anderes als eine schallende Ohrfeige für Klinik-Gutachter Kestermann. Nein, nicht die beste Variante für die Krankenhäuser habe er empfohlen, sondern „angesichts des Krawalls und aus Angst, dass es gar keine Entscheidung gibt“, die zweitbeste. Das ist schon eine etwas eigenwillige Interpretation, die Klinik-Aufsichtsratschef Dr. Karl-Ludwig von Danwitz da zum Besten gab – aber eben nicht die einzige fragwürdige Aussage. Und die hat er auf jeden Fall selbstbewusst, überzeugend und wohl auch selbst davon überzeugt unters Volk gebracht.
Sicher, insgesamt ist vieles in Sachen Klinik Interpretationssache. Doch was von Danwitz in Neuenkirchen von sich gab, war stellenweise schon etwas abenteuerlich, fast eine Märchenstunde, auf jeden Fall aber eine Deutung unter dem Motto „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt ....“ Das ursprüngliche Argument für die Kinderklinik Walsrode, die Kinder britischer Soldaten beispielsweise? Einfach weggewischt – um dann doch zuzugeben, dass das „von dem einen oder anderen so verkauft worden ist“. Die knappe Kreistagsentscheidung? Nach der Ablehnung von D sei man einig für C gewesen, sagte von Danwitz – um nach Protesten der Zuhörer hinzuzusetzen: „Nur einige haben sich nicht daran gehalten“, wobei diese „einige“ eben fast die Hälfte des Parlaments ausgemacht hat.
Und das gerade im Aufsichtsrat besprochene Vorhaben, die Soltauer Gynäkologie als geschlossene Station zur Disposition zu stellen? „Das wissen wir nicht“, das sei nie Thema gewesen, erinnerte sich von Danwitz genau – um ebenso genau zu schildern, dass sich der Aufsichtsrat mit der Geriatrie, die in genau diese Klinikzimmer einzieht, natürlich intensiv beschäftigt habe. Ja, was war das Ganze denn nun? Einfach immer wieder sprachliche Ungeschicklichkeiten, Erinnerungslücken – oder Täuschungsversuche?