Kommentar: Undurchsichtiges Spiel

Der wichtigste Satz fällt ziemlich früh: Bereits im zweiten Absatz ihrer schriftlichen Erläuterungen zur Zukunft des Heidekreis-Klinikums weisen Geschäftsführer und Gutachter darauf hin, dass die Gesellschafter – sprich: der Landkreis – die Entscheidungen zu treffen haben. Das ist auch gut so, denn damit hat Soltau Zeit gewonnen, Einfluss auf die Meinungsbildung zu nehmen. Denn wohin die Reise für die Geschäftsführer gehen soll, ist klar: nach Walsrode.

Ihre betriebswirtschaftlichen Überlegungen können aber nicht die alleinige Grundlage der Entscheidungsfindung sein. Denn strukturelle Änderungen beim Krankenhaus haben nicht nur Folgen für die Klinik-Bilanz, sondern auch gesamtwirtschaftliche. Darauf haben sowohl die Soltauer Kommunalpolitiker, als auch der Verein zur Förderung des Gewerbestandorts Soltau hingewiesen. In der Pflicht ist damit der Landkreis. Er sollte sich davor hüten, sich hinter seine Geschäftsführer und den Gutachter zu verstecken und zu behaupten, es gebe keine Alternative – zumal das, was bisher aus dem Gutachten bekannt geworden ist, viel zu dünn ist. Um mehr Klarheit zu bekommen, hat die Böhme-Zeitung dem Aufsichtsratsvorsitzendes des Heidekreis-Klinikums, Dr. Karl-Ludwig von Danwitz, vor mehr als einer Woche Fragen zum Gutachten gestellt. Bis heute hat sie keine Antwort erhalten.

Das lässt nur den Schluss zu, dass doch noch nicht alles so gründlich durchdacht ist, wie auch von Danwitz bislang glauben machen wollte. Die gestrigen Erläuterungen der Geschäftsführer und Gutachter helfen da nicht weiter. Auch sie lassen Fragen offen, die nicht nur die Soltauer interessieren dürften: Wieviele Ärztestellen werden mit der beabsichtigen Umstrukturierung in Soltau gestrichen? Und wieviele Mitarbeiterstellen? Welches Einsparvolumen hat der Gutachter errechnet? Und warum sollen die medizinischen Leistungen nicht in Soltau, sondern in Walsrode konzentriert werden? Die Antworten auf diese Fragen stellen Basisinformationen dar, die der Öffentlichkeit immer noch verweigert werden. Da wird ein undurchsichtiges, wenn nicht gar böses Spiel getrieben.

Jörg JungKommentieren