Heidekreis-Klinik: Wirtschaft schlägt Alarm

mac Soltau. Die geplante Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums Soltau sorgt weiter für Furore. Nach der Politik in Soltau schlägt nun auch die Wirtschaft Alarm: „Wir Betriebe im Nordkreis sehen in der Entwicklung eine große Gefahr für die Qualität des Wirtschaftsstandorts“, sagt Dr. Wolff-Martin Mundschenk, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Gewerbestandorts Soltau. Dessen Mitglieder – eine Liste namhafter hiesiger Unternehmen – sowie weitere Firmen wie etwa die Röders Tec haben sich nun gemeinsam an die Presse gewandt.

Ihr schlagendes Argument lautet: Geht die klinische Grundversorgung mit der Verlegung der Kinder-, Frauen- und Geburtenabteilung nach Walsrode, würde der Standort Soltau an Attraktivität verlieren, was sich vor allem auf die Rekrutierung von neuem Personal negativ auswirken würde. Sie fordern daher den Erhalt der drei Abteilungen – in Soltau und Walsrode gleichermaßen. „Es wäre ein Problem, neue Mitarbeiter zu finden, wenn die nötigen Voraussetzungen nicht mehr da sind“, erklärt Mundschenk, einer der Geschäftsführenden Gesellschafter der Mundschenk Druck- und Verlagsgesellschaft – und ist sich dabei mit Hinrich Röders, Senior-Chef der Röders Tec, Peter Bartolitius, Vorstand der Gebrüder Röders AG, und Dr. Claus-Jürgen Bruhn, Geschäftsführer der Stadtwerke Soltau, absolut einig.

Denn in der Regel handele es sich bei neuen Mitarbeitern um jüngere Menschen, die noch eine Familie gründen wollten, meint Bartolitius. Und die legten vor allem auf zwei Aspekte Wert, erläutert Röders: „Erstens, gute Schulen und zweitens, die ärztliche Versorgung, insbesondere durch ein Krankenhaus.“ Und zwar eines, das nicht mehr als 30 Minuten Fahrtzeit entfernt liege. Wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben seien, würden sich die potenziellen Mitarbeiter wohl eher für eines der umliegenden Ballungszentren entscheiden – zumal sie angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels oft viele Stellenangebote bekämen. Selbst ganze Betriebe würden sich vielleicht gegen den Standort Soltau entscheiden. Daher sei es so wichtig, diese Faktoren auch auf dem Lande im Auge zu behalten, so Röders.

Bruhn betont zudem, dass das Heidekreis-Klinikum ein „Instrument der Daseinsvorsorge“ und damit den Menschen vor Ort verpflichtet sei – auch wenn der Namenszusatz „GmbH“ suggeriere, es handle sich um ein reines Wirtschaftsunternehmen, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer. Es könne daher nicht angehen, dass das Klinikum nur unter kaufmännischen Gesichtspunkten geführt werde und Entscheidungen treffe, die der Kreistag als Gesellschafterversammlung abnicken solle, nur weil sie finanziell günstiger seien. „Es tut mir leid, aber Daseinsvorsorge rechnet sich in der Regel nicht“, meint Bruhn. Auch Röders plädiert dafür, dass das Klinikum die Belange der Kommunen und des Kreises bei seinen Planungen mit einbeziehe und dabei in die Zukunft sehe: „Wenn die Wirtschaft Nachteile erleidet – und ein Betrieb ist nur so gut wie seine Mitarbeiter – und es kommt zur Verlangsamung von Wachstum, dann werden die Steuerverluste erheblich größer sein als 400 000 Euro“.

Mit dieser Summe spielt der Senior-Chef von Röders Tec auf den Jahresverlust des Klinikums von 2008 an, der für die geplante Umstrukturierung mit ausschlaggebend war. Die aktuelle betriebswirtschaftliche Planung greife also schlichtweg zu kurz, sind sich die Mitglieder des Vereins zur Förderung des Gewerbestandorts Soltau einig. Der Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben, für die Soltauer Wirtschaft zu kämpfen und verlangt, dass die Geschäftsführer und der Aufsichtsrat des Klinikums Verantwortung übernehmen. Konkret bedeutet das nach Auffassung des Vereins ein neues Gutachten, das den Erhalt von Gynäkologie, Kinderabteilung und Entbindungsstation an beiden Standorten mit einschließt.