Das Soltauer Krankenhaus soll sich neu aufstellen

wu Soltau. Für Dr. Karl-Ludwig von Danwitz gibt es keine Frage: Die Struktur des Heidekreis-Klinikums mit seinen beiden Häusern Soltau und Walsrode muss verändert werden. „Wir müssen uns neu aufstellen“, sagte er am Dienstagmittag, als er zusammen mit den Geschäftsführern Norbert Jurczyk und Peter Lehmann das Krankenhauskonzept für den Heidekreis vorstellte. Die Nachricht ist für den Schneverdinger dabei eindeutig: „Es wird ausdrücklich nach vorn geschaut“, sagte er, verwies auf „neue medizinische Angebote“. Das Konzept sieht eine Grundversorgung an beiden Standorten vor – mit zusätzlicher deutlicher Spezialisierung. Dabei sollen aber die Gynäkologie, die Entbindungsstation und die Kinderabteilung aus Soltau abgezogen und in Walsrode konzentriert werden – Vorstellungen, die bereits im Vorfeld für erheblichen Ärger gesorgt haben. Besonders die Stadt Soltau protestiert dagegen – Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf hat bereits Widerstand angekündigt. Er hält die Pläne für „nicht befriedigend“. Für ihn ist daher klar: „Wir werden gegenhalten.“

Zwei gleichstarke Häuser

Dr. von Danwitz und die beiden Geschäftsführer können diese Aufregung nicht nachvollziehen. Unverändert bleibe das Ziel, zwei gleichstarke, gleichgroße Krankenhäuser zu haben. „Walsrode ist dann ein Stück mehr Grund- und Regelversorger, Soltau Schwerpunkt und Spezialist für Krankheiten, die in Zukunft marktentscheidend sind“, erläuterte Jurczyk. „Und wir wollen nicht glauben, dass eine Kinderabteilung einen Standort rettet“, betonte der Geschäftsführer, verwies auf die demografische Entwicklung. Dabei gehe der Gutachter davon aus, dass sich bei der Zusamenlegung von Abteilungen die bisherigen Fallzahlen sicher nicht 1:1 auf den jeweils neuen Standort übertragen lassen, sondern sich Patienten aus bestimmten Bereichen umorientierten, Schneverdinger beispielsweise in Richtung Rotenburg: „Wir können froh sein, wenn 50 bis 60 Prozent das Angebot auch am neuen Standort annehmen.“ Trotzdem sei die neue Struktur für die Klinik insgesamt positiv.

Bei den Umstrukturierungen erhalte Soltau große, zukunftsträchtige Abteilungen mit Innovation. So werden in der Böhmestadt unter anderem die Kardiologie mit Linksherzkatheterplatz, die Diabetologie und die Unfallchirurgie konzentriert. Als neue Angebote sollen in Soltau eine Geriatrie und eine Neurologie mit sogenannter Stroke Unit für Schlaganfallpatienten angesiedelt werden. In Walsrode finden sich dann unter anderem die Innere Abteilung, Schwerpunkt Gastro, die Bauchchirurgie und eben Gynäkologie und Kinderstation, die ursprünglich in Soltau bleiben sollten. „Wir sehen dafür aber im Südkreis zusätzliches Marktpotenzial“, sagte Norbert Jurczyk. Beide Standorte sollen unverändert Anlaufstelle bleiben und behalten eine Notfallambulanz. „Wir haben aus allen Disziplinen einen Arzt vor Ort“, präzisierte Lehmann. Insgesamt gewinne man aber an Qualität – und damit an Patienten. Das sei, so von Danwitz, auch nötig, um in Zukunft zu bestehen. „Wir wollen und müssen reagieren und können nicht warten, bis einzelne Abteilungen dazu führen, dass das ganze Klinikum in finanzielle Schieflage kommt.“ Er schätze die Chancen des Klinikums durch die neue Struktur optimistisch ein: „Ich gehe davon aus, dass wir auch in zehn Jahren noch zwei Häuser haben.“

Projektgruppenarbeit

Viel Zeit soll nicht verstreichen, bis Strukturveränderungen greifen. Entscheidungen gebe es aber noch nicht, betonte Lehmann. Vielmehr sollen die Pläne Grundlage für Projektgruppenarbeit sein. Bis Jahresende soll der Kreistag als Gesellschafterversammlung einen Beschluss fassen. Aufsichtsrats-chef von Danwitz sieht dem positiv entgegen: „Ich gehe fest davon aus, dass der Kreistag fast einstimmig das Konzept mitträgt.“ Die Umsetzung soll dann laut Jurczyk im nächsten Jahr stattfinden.