Kommentar: Gräben nicht wieder ausheben
Von Anja Trappe
Nach einem Blick in die Glaskugel scheint die veränderte Herangehensweise zur Findung eines neuen Krankenhausstandortes auszusehen. Wie entwickeln sich Krankheiten und Bevölkerung in den jeweiligen Regionen des Heidekreises in den nächsten 30 Jahren. Wer braucht deshalb dann wo die schnellste Versorgung? Sicher, die Beratungsgesellschaft für Krankenhäuser, Trinovis, hat nach eigenen Angaben 600 medizinische Einrichtungen analysiert, ist Marktführer in dem Bereich. Mit solch einem Portfolio lässt sich schlechterdings deren Einschätzung als Blick in die Glaskugel abtun. Wenn bei dieser Betrachtung allerdings die Patientenströme der jüngeren Vergangenheit eine Rolle spielen, dann ist das Gutachten nicht mehr wert, als das Papier auf dem es steht. Dann wäre schon die Grundannahme falsch – zumal gerade aus dem Nordkreis die Menschen zu näherliegenen Häusern jenseits der Kreisgrenze ausweichen und die Unfallchirurgie erst seit Dezember 2019 in Soltau wieder zurück ist.
Mit dem jetzt bekanntgewordenen vermeintlichen Favorit der Gutachter südlich von Bad Fallingbostel bei Honerdingen jedenfalls werden alte Gräben, die kaum zugeschaufelt waren, wieder ausgehoben. Die Erinnerung an das Jahr 2011 werden wach, als unter durchaus fadenscheinigen Gründen sich eine Variante im Kreistag durchsetzte, die das Krankenhaus Soltau quasi aushöhlte, weil Geburtstabteilung, Kinderklinik und Unfallchriurgie nach Walsrode verlegt wurden. Nun ist die Befürchtung wieder groß, dass der Norden des Heidekreises erneut abgehängt wird. Der Verdacht ist zudem nicht ganz unberechtigt, wenn bestimmte Gremien wie der Steuerkreis Neubau deutlich stärker mit Vertretern des Südkreises besetzt sind, diese zudem mit ihrem Kreistagsmandat politisch stärker wirken können. Dabei war und ist es hoffentlich noch erklärtes Ziel der Politik, ein Krankenhaus für den gesamten Heidekreis zu bauen und es zudem alle Patienten der Region braucht, um sich mit dem Neubau unter Trägerschaft des Landkreises für die Zukunft wirtschaftlich besser aufzustellen.
Und dafür muss der Standort nicht nur politisch, sondern vor allem von den Menschen, den Einwohnern, akzeptiert werden. Der Standort Soltau wäre aus Nordkreissicht natürlich unschlagbar, zumal das Gelände an der Tetendorfer Straße schon von der Stadt gekauft wurde. Dass diesen Standort andersherum die Bewohner des südlichen Teils des Heidekreises möglicherweise nicht akzeptieren, ist ebenso verständlich. Alles läuft daher auf Dorfmark als maximalen Kompromiss hinaus – wenn es denn ein gemeinsames Krankenhaus für den Heidekreis werden soll.