Gutachten schaut 15 Jahre in die Zukunft
Soltau. Umsonst war das Verfahren rund um die Prüfung der Raumverträglichkeit eines Klinik-Neubaus im Heidekreis nicht. Die Ergebnisse zu den Auswirkungen auf die Umwelt und Natur, auf die Landwirtschaft und das Gutachten zum ÖPNV lägen für alle sieben Suchräume vor und flössen in die Entscheidungsfindung mit ein, erklärte jetzt Aufsichtsrats-Vize und Landtagsabgeordneter Sebastian Zinke (SPD). Und zumindest laut der Umweltverträglichkeitsprüfung wären alle Standorte geeignet.
Das vom Klinikum in die Wege geleitete Raumordnungsverfahren für die Standortfindung außerhalb eines Mittelzentrums selbst aber ist gestoppt. Laut Zinke ist das in dem engen Zeitplan begründet, den das Sozialministerium vorgegeben hat. Um auf die Fördermittel des Strukturfonds zugreifen zu können, muss bis zum dritten Quartal 2021 das neue zentrale Krankenhaus auch baulich konkret auf einen Standort ausgerichtet sein. „Wir haben die Zeit nicht mehr, das Raumordnungsverfahren formal zu Ende zu führen, da auch noch zwingend ein Architektenwettbewerb stattfinden muss“, erklärt Zinke. In Absprache zwischen Landrat und dem für die Raumordnung zuständigen Landwirtschaftsministerium sei daher ein anderes Vorgehen vereinbart worden. Zudem gebe auch ein Raumordnungsverfahren nicht die Gewissheit, dass der passende Standort gefunden werde, so Zinke.
Deshalb sei parallel das Beratungsunternehmen Trinovis beauftragt worden. Das habe unter anderem genau prognostiziert, wie sich die Bevölkerung im Heidekreis in den nächsten 15 Jahren gesundheitlich entwickelt. Herausgekommen sei unter anderem, dass es künftig mehr junge Leute als im Landesschnitt geben werde – aber auch mehr Alte. „Sie legen dar, wie sich die Krankheiten in den Orten bis hinunter auf einzelne Straßenzüge entwickeln“, so Zinke. Dabei hätten sie von der Vergangenheit auf die Zukunft geschlossen. „Sie können daher genau sagen, welche Patienten das Krankenhaus an welchen Standorten nutzen werden.“ So sehe man, wie der Heidekreis durch das Klinikum am besten abgedeckt werden könne.
Ambulante Versorgung und Pflege mit betrachtet
Bei dem Gutachten stehe eher die medizinische Versorgung im Mittelpunkt. Zudem müsse bei der Entscheidung für einen Standort zusätzlich die ambulante Versorgung und das Thema Pflege mit betrachtet werden. Außerdem wolle sich die öffentliche Hand stärker als jetzt in die Gesundheitsversorgung einbringen, so Zinke. Die Entscheidung für den Standort bereite zunächst am kommenden Dienstag der Steuerkreis Neubau vor, der Kreistag berät am 26. Juni. Er selbst kenne das Ergebnis des Gutachtens noch nicht, betonte Zinke. Am Ende werde es möglicherweise einen Aufschrei in Soltau oder in Walsrode geben, das sei ihm bewusst, so der stellvertretende Aufsichtsratschef. Die Öffentlichkeit soll in den nächsten Wochen möglichst transparent über das Verfahren und darüber informiert werden, „wie wir auf das Grundstück gekommen sind“. Videomitschnitte der Aussagen der Experten sollen via Internet abzurufen sein. Für ihn seien die Trinovis-Experten äußerst seriös, irgendwann müsse an Hand von Fakten die Entscheidung fallen. at