„Honerdingen wäre die schlechteste Lösung“

Soltau. Als Unternehmer handele man kundenorientiert, richte sein Unternehmen so aus, dass es am besten angenommen wird, sagt Jürgen Röders, Geschäftsführer von Röders Tec und Vertreter der Soltauer Wirtschaft. Das sollte ähnlich auch für den Standort des neuen zentralen Krankenhauses für den Heidekreis gelten. Mit dem Standort Honerdingen aber, der laut eines Gutachtens wahrscheinlich wird, würden die Menschen im Norden des Heidekreises kaum glücklich sein. Von Anfang an sei überhaupt fraglich gewesen, warum man solch einen Standort überhaupt in Erwägung ziehe, so Röders, der bei der Mitarbeiterfindung nicht nur mit den Schulen, sondern auch mit der Gesundheitsversorgung wirbt.

Drei Flächen südlich von Bad Fallingbostel und zum Teil schon auf dem Stadtgebiet Walsrodes gehören zu den sogenannten sieben Suchräumen, die im Zuge der neuen Standortfindung seit einem Jahr intensiv untersucht wurden – und zwar im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens, das eigentlich nötig ist, um solch einen Klinikneubau auch außerhalb eines Mittelzentrums errichten zu können. Das Verfahren wurde aus Zeitgründen nun ausgesetzt, um den Vorgaben aus dem Sozialministerium zu entsprechen. Grundlage für die Entscheidung soll nun auch ein Gutachten sein, das die medizinischen Aspekte eines Klinikneubaus in den Mittelpunkt rückt. Bis zu 13 Millionen Euro hat der Landkreis seit Jahren zum Betrieb des kreiseigenen Klinikums zugeschossen. Begründet ist diese hohe Summe – trotz einer Umstrukturierung der Abteilungen an den beiden Standorten Soltau und Walsrode – auch darin, dass genau wegen dieser sich die Patienten vor allem aus dem Norden zu anderen Kliniken orientieren. Es fehlt schlichtweg die Masse an Patienten.

„Um diese zurückzugewinnen, wäre ein ausgewogener Standort sicher besser“, betont daher Röders. Aus Sicht der Soltauer Wirtschaft überlege man zurzeit, sich mit einer Stellungnahme in die Diskussion einzubringen. Kein Öl ins Feuer gießen und zunächst genauere Informationen zu dem Thema abwarten will Munsters Bürgermeisterin Christina Fleckenstein. Ihr Bispinger Kollege Dr. Jens Bülthuis würde es begrüßen, wenn die Einwohner seiner Gemeinde dichter an einem Klinik-Standort dran wären. Allerdings, „so fair muss man sein“, hätten sich die Bispinger schon länger anders orientiert. Sie führen mittlerweile nach Buchholz/Nordheide, neuerdings auch nach Winsen, aber auch nach Rotenburg ins Krankenhaus.

„Das ist eine Situation, an der der zentrale Neubau sowieso kranken wird“, schätzt Bülthuis für die Zukunft. Das Kind sei schon vor zehn Jahren in den Brunnen gefallen, als das Soltauer Krankenhaus wichtige Abteilungen nach Walsrode verloren habe. „Das ist eine Abstimmung mit den Füßen.“ Er befürchte, dass das schwer zurückzudrehen sei. Letztlich hänge für die Akzeptanz eines neuen Klinikums auch vieles vom Personal, von den Ärzten bis hin zu den Pflegekräften, ab. „Man muss das Fachpersonal nicht nur finden, sondern auch binden.“ Dann könne es möglicherweise gelingen, die Patienten zurückzugewinnen: „Wenn nicht, brauchen wir keinen neuen Standort.“

Von Geschwindigkeit des Verfahrens überrascht

„Definitiv überrascht“ von der neuen Entwicklung zeigte sich Schneverdingens Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens, die auch stellvertretendende Sprecherin der Heidekreis-Bürgermeisterrunde ist. Das gelte für den Richtungswechsel, den es offenbar bei dem Verfahren geben solle, und vor allem für die Geschwindigkeit, mit der er innerhalb weniger Wochen bis zur Kreistagssitzung Ende Juni vollzogen werden solle. Inhaltlich wolle sie sich nicht äußern, – sie wisse nicht mehr, als in der Zeitung zu lesen war –, sondern die Sitzung des HKK-Beirats kommende Woche abwarten, an der sie teilnehmen werde. Grundsätzlich gelte, dass am Ende des Verfahrens eine Entscheidung stehen werde, die begründet sein müsse und deren Zustandekommen gegebenenfalls zu hinterfragen sei. Darüber, wie die Standortentscheidung für das neue Heidekreis-Klinikum aussehen werde, wolle sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht spekulieren, sagt die Schneverdinger Bürgermeister, machte aber deutlich, dass Honerdingen aus Sicht des Nordkreises die schlechteste Lösung wäre.

Wenn bei Helma Spöring Freude über eine vermeintliche Tendenz für Honerdingen als zukünftiger HKK-Standort herrschen sollte, dann zeigt sie das nicht. Im Gegenteil: „Ich wundere mich, was in der Böhme-Zeitung zu lesen ist“, sagt die Walsroder Bürgermeisterin, die die Entwicklung aus der Distanz verfolgt, aus dem Urlaub an der Nordsee. Ihr sei von einem entsprechenden Gutachten nichts bekannt. „Ich kenne nicht einmal den Gutachter.“ Gleichwohl sei nicht zu bestreiten, dass es neue Entwicklung gebe, mit eng getakteten Entscheidungsabläufen bis zur Kreistagssitzung am 26. Juni. Da habe sie ihre Bedenken: Sie habe immer gesagt, dass vor einer Entscheidung über den Standort des Zentralklinikums alle Daten und Fakten gesammelt und bewertet werden müssten. Nun warte sie erst einmal den 25. Mai ab, um gesicherte Informationen zu bekommen. „Ich war von Anfang an für ein Raumordnungsverfahren.“ vo/at

Auf diesem Acker an der Tetendorfer Straße in Soltau ist nicht nur Platz für ein neues Wohnbaugebiet, sondern wäre auch Raum für den zentralen Neubau eines Klinikums. Die Stadt hat die Fläche bereits erworben und ein entsprechendes Planverfahren ein…

Auf diesem Acker an der Tetendorfer Straße in Soltau ist nicht nur Platz für ein neues Wohnbaugebiet, sondern wäre auch Raum für den zentralen Neubau eines Klinikums. Die Stadt hat die Fläche bereits erworben und ein entsprechendes Planverfahren eingeleitet. Foto: at

Anja Trappe