Kommentar: Gefährdete Integrität

Von Bernhard Knapstein

Mit der Nennung Honerdingens als möglichen Standort für das künftig geeinte Krankenhaus mochte sich so manch einer an den Kampf um die Fusion der beiden Landkreise Soltau und Fallingbostel im Jahr 1977 erinnern. Der Widerstand gegen das Zusammenlegen war seinerzeit beachtlich. Man könnte aber auch – der Herrgott hab ihn selig – an Franz Josef Strauß denken, der – von Parteifreund Wilfried Scharnagel einst getrieben – immer wieder über den Austritt des Freistaats Bayern aus der Föderation der Bundesrepublik öffentlich räsonierte. Ein Paukenschlag, der oft dann erschallte, wenn die neuesten Zahlen zum Länderfinanzausgleich auf dem Tisch lagen, das wirtschaftlich starke Bayern kräftig zur Kasse gebeten wurde und die meist rot-regierten Bundesländer im Norden Geld einstreichen durften.

Die Frage nach der staatlichen Integrität lässt sich auch auf den Heidekreis übertragen. Wie geeint ist eigentlich unser Landkreis, wenn jetzt ein paar politische Treiber die zentrale medizinische Einrichtung der Gebietskörperschaft so platzieren wollen, dass sie für rund ein Drittel der Bürger – ausschließlich im Norden – nicht mehr unter normalen Umständen erreichbar ist? Ist der Norden nichts wert, darf die finanziell ohnehin gebeutelte Stadt Munster in ihrer Randlage derart ignoriert werden? Von Schneverdingen aus wäre Dorfmark, das dann immer noch gegen das Rotenburger Klinikum konkurrieren müsste, so gerade eben noch vermittelbar gewesen. Aber Honerdingen?

Wer die Walsroder Ortschaft präferiert, weil ein Gutachten gerade einmal 15 Jahre Zukunft im Blick zu haben glaubt, oder weil er ein Raumordnungsverfahren vermeiden möchte, der hat das Zusammengehörigkeitsgefühl und die langfristige klinische Versorgung der Menschen offensichtlich nicht im Blick. „Optimaler Standort“ geht anders. Man möchte über so viel gesellschaftspsychologische Gedankenlosigkeit schon fast über eine Rolle rückwärts bei der Kreisfusion nachdenken. Immerhin, die beiden Kreissparkassen gibt es ja noch, ein Kreishaus steht in Soltau auch zur Verfügung.

Bernhard Knapstein