HKK: 40 000 Heidjer haben zu langen Anfahrtsweg
Von Anja Trappe
Soltau. Einen Klinikstandort für alle Einwohner des Heidekreises, den wird es nicht geben. Abstriche bei der Erreichbarkeit muss bei der jetzt gefundenen Lösung (BZ berichtete am gestrigen Mittwoch) am Standort südwestlich von Bad Fallingbostel allerdings vor allem der Norden des Heidekreises hinnehmen. Das wurde bei einem Pressetermin zur Vorstellung der Ergebnisse am gestrigen Mittwoch in Walsrode deutlich. Weite Teile von Schneverdingen, Neuenkirchen und Munster erreichen diesen Standort nicht innerhalb von 30 Fahrminuten, betroffen sind aber auch Einwohner südlich Rethems. Rechnerisch schaffen die 30-Minuten-Erreichbarkeit genau 100 464 Einwohner aus dem Heidekreis, mehr als 40 000 sind nicht dabei. Jedoch hat der Standort laut Analyse über die Kreisgrenzen hinaus ein Potenzial von mehr als 185 000 zu erreichenden Menschen.
Die Fahrzeit sei allerdings nur ein Parameter von vielen, die Fachleute der Beratungsunternehmen Trinovis und Archimeda für den Heidekreis betrachtet haben. Eine Rolle hätten auch die Erwartungen von Ärzten und Pflegepersonal an eine neue Klinik gespielt, außerdem die medizinischen Herausforderungen der Region in den nächsten Jahren. Insgesamt vier Flächen bei Soltau, Dorfmark, Walsrode und eben Bad Fallingbostel wurden bewertet. Es sei eine „Versachlichung der Datenlage“, so Klinikum-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge zur Standortfindung. Dabei habe sich der Standort bei Bad Fallingbostel als auch betriebswirtschaftlich sinnvollster erwiesen.
Vielleicht profitierten nicht alle davon, so Rogge. Er wolle aber mit der Attraktivität eines neuen Standortes und der medizinischen Versorgung auch Einwohner mit einer längeren Anfahrtszeit überzeugen. Das unterstrich auch Sebastian Zinke, stellvertretender Aufsichtsratschef und SPD-Landtagsabgeordneter: In kommunalen Grenzen dürfe man nicht denken, die Patienten interessierten sie dafür, wo sie am besten versorgt würden. Auf die sachlichen Kriterien zielte Landrat Manfred Ostermann ab: Das sei der sauberste Weg, da der „goldene Standort“ nicht zu finden sei. Nun ist die Politik gefragt, die Ergebnisse der Standortfindung zu bewerten. Ziel sei eine medizinische Versorgung, die zukunftsfähig sei, so HKK-Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden.
Infobox: Kosten noch unklar
Wie tief der Heidekreis letztlich für einen Neubau in die Tasche greifen muss – zusätzlich zum weiter laufenden Defizitausgleich für das Klinikum – soll sich erst noch herausstellen: Beim Pressetermin präsentierte Archimeda-Geschäftsführer Dietmar Schulz nur eine Netto-Zahl von 163 Millionen Euro – und die sei nur auf die reinen Baukosten des Gebäudes bezogen. Eine konkrete Kostenschätzung sei erst nach dem Architektenwettbewerb möglich. Brutto liege diese wohl eher bei rund 200 Millionen Euro. 130 Millionen Euro davon könnten aus dem Strukturfonds des Landes als Förderung fließen. Allerdings wird erst in ein paar Jahren gebaut, sodass die Baukosten wahrscheinlich weiter steigen, die vergangenen Jahre jedenfalls kannten für den Bereich nur eine Richtung: nach oben. Zudem ist für die Summe von netto 163 Millionen Euro noch kein Grundstück gekauft, darin enthalten ist bislang auch nicht die Erschließung, nicht der Bau eines Hubschrauberlandeplatzes, von Parkplätzen und den Grünanlagen. at