Lesermeinung: Neustrukturierung hat keine Akzeptanz gefunden

Zu „HKK: Kampfansage aus Walsrode“, BZ vom 7. September 2019

Bis 2009 haben die beiden Standorte des Heidekreis-Klinikums zusammen jährlich eine schwarze Null erwirtschaften können. Der erfolgreichere Standort Soltau glich jeweils die Verluste des Standortes Walsrode aus. Ab 2009 wurde dann die Neustrukturierung beider Standorte geplant. Eine teure Consulting-Firma erarbeitete zusammen mit Klinikmitarbeitern ein vernünftiges Konzept. Doppelvorhaltungen gleicher Fachspezialitäten in den Standorten sollte es nicht mehr geben. Erfolgreiche Abteilungen sollten erhalten werden, von defizitären Abteilungen wollte man sich trennen.

Kurzsichtige, kirchturmorientierte Strippenzieher des Südkreises kehrten dann dieses durchdachte Konzept in einer geheimen Aktion um 180 Grad um, nannten es Plan B, später Plan C und peitschten es mit einer Stimme Mehrheit am 2. September 2011 durch den Kreistag. Nach diesem verhängnisvollen Plan C wurden defizitäre Abteilungen erhalten und die erfolgreichen abgebaut beziehungsweise zum anderen Standort verschoben. Der Haupt- standort wurde Walsrode, nur ein Reststandort ohne Notfallambulanz verblieb in Soltau. Seit dieser Neustrukturierung erwirtschaftet das Heidekreis-Klinikum jedes Jahr erneut ein Defizit von circa 15 Millionen Euro (entgegen der jährlich wieder angekündigten geschafften Trendwende) und belastet damit nicht die Stadt Walsrode, sondern unseren Landkreis. Die Bevölkerung akzeptiert die neustrukturierten medizinischen Angebote nicht ausreichend und weicht lieber in die Kliniken der Nachbarkreise aus.

Bei diesem offensichtlichen Desaster leisten sich protestierende Walsroder Bürger ihre Kampfansage. Ist es Unbelehrbarkeit oder Ignoranz oder Dreistigkeit oder alles zusammen? Walsrode, wo auch nach der Fusion mit Bomlitz keine zusätzliche Menschenseele lebt, hat sich als Hauptstandort des Heidekreis-Klinikums und damit auch als Standort des neuen Klinikums deutlich disqualifiziert. Akzeptanz in der Bevölkerung und damit eine wirtschaftlich tragbare Erfolgschance haben kann nur ein modernes, zeitgemäßes von allen Seiten auch mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln gut erreichbares Krankenhaus im Zentrum des Heidekreises.

Dr. med. Wolfram Franz, Soltau