HKK verringert Defizite durch externe Berater
Von Bernhard Knapstein
Soltau/Walsrode. Nach Recherchen der Celleschen Zeitung hat das finanziell angeschlagene Allgemeine Krankenhaus Celle (AKH) Maßnahmen, die die eigens zur Überprüfung der Abrechnungsprozesse angeheuerte Unternehmensberatung Roland Berger empfohlen hatte, nicht umgesetzt. Die in München ansässige Unternehmensberatung gilt als eine der teuersten auf dem Markt. Auch das Heidekreis-Klinikum (HKK) stand Anfang 2017 vor der Herausforderung, einen Wirtschaftsplan erstellen zu müssen, aber aufgrund erwarteter hoher Defizite nicht ohne weiteres zu können. „Das war damals eine schwierige Situation“, blickt Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden zurück. 15 bis 16 Millionen Euro Defizit standen seinerzeit in Aussicht für das Geschäftsjahr 2017 – ein neuer Höhepunkt nach Jahren hoher Einbußen, für die der Landkreis als Träger des Klinikums einzuspringen hat.
BZ hatte zuhohe Honoraren recherchiert
Das Krankenhaus des Heidekreises hatte in dieser Situation – wie zuvor schon das AKH Celle – kurzerhand die Unternehmensberatung Roland Berger ins Haus geholt – aber anders als das Celler Klinikum ohne Ausschreibung, wie die BZ recherchiert hatte (BZ vom 15. November 2017 und vom 30. Januar 2018). Bereits im November 2017 konnte die BZ mehr als eine Million Euro an Honoraren recherchieren. Doch die Beratung lief auch noch 2018 weiter. Die operative Unterstützung durch die kostspieligen Berater ist inzwischen abgeschlossen. 1,45 Millionen Euro hat das HKK insgesamt für die Beratungsleistungen in den beiden Vorjahren ausgegeben.
Das HKK hat ähnlich wie das Celler Krankenhaus dabei nicht alle von den Beratern empfohlenen Maßnahmen umgesetzt. Ähnlich wie unter der gegenwärtigen Klinikleitung Dr. Achim Rogges, sei damals auch von den Beratern bis in die Prozesse der einzelnen Abteilungen hinein gesteuert worden. „Die Aufgaben wurden auch mit einem Ampelsystem reportet“, weist Norden darauf hin, dass die Umsetzung und die Verbesserung der Erträge durch die getroffenen Maßnahmen auch überprüft worden sind. Dass sich die Investition in die externen Berater letztlich gelohnt hat, davon ist Hermann Norden überzeugt. „Das hat uns mindestens drei Millionen Euro Ertragsverbesserung gebracht“, so Norden. Das Defizit sei am Ende nur bei 13 Millionen für das Geschäftsjahr gelandet, die befürchteten höheren Defizite hätten sich nicht realisiert. „Roland Berger war teuer – ja“, bekennt Norden. „Aber wir hatten keine Wahl, im Nachhinein war die Entscheidung richtig.“
Nicht umgesetzte Maßnahmen beruhen laut Geschäftsführung des Krankenhauses vor allem auf „geänderte Rahmenbedingungen“, womit der angedachte Neubau eines zentralen Krankenhauses gemeint ist. Bei der Einhauslösung sieht Norden noch einiges an Arbeit auf die Politik zukommen. „Wir werden noch viel Aufklärung leisten müssen, die Stimmung in der Bevölkerung geht nicht immer mit Sachkenntnis einher.“ Da sei noch sehr viel Bauchgefühl im Raum Walsrode vorhanden. Der Aufsichtsratsvorsitzende, der selbst im Südkreis beheimatet ist, will allerdings nicht nur die Demonstranten für den Erhalt des HKK-Standorts Walsrode zum Maß der Dinge machen. „Wir denken und arbeiten für den Heidekreis, nicht nur für Walsrode oder Soltau, da gehören auch Schneverdingen, Bispingen und alle Kommunen dazu.“
Infobox: Ein langer Prozess des Umbaus
Die Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums währt bereits neun Jahre. Es hat mit Gutachten des Bremers Ulrich Kestermann, der die Spezialisierung und größere Einheiten empfahl, und mit dem Konflikt um den Standort der Kinderklinik begonnen. Damals war die klinische Grundversorgung an beiden Standorten Soltau und Walsrode vorgesehen. Nach großen Protesten in Soltau gab es weitere Gutachten und Lösungsvorschläge – das HKK kam aus den Schlagzeilen und den roten Zahlen nicht mehr heraus. Die Wende sollte die neue Geschäftsführung unter Dr. Christof Kugler bringen, gelungen ist sie bis heute nicht. Da auch mit dem hohen Grad der Spezialisierung an den Standorten die klinische Grundversorgung für den Kreis in weiten Flächen (die BZ hat eine Unterversorgung für mehr als 40 000 Heidjer festgestellt) nicht gesichert ist, das Land zudem für einen Neubau hohe Zuschüsse in Aussicht gestellt hat, will der Kreistag nun ein zentral gelegenes Krankenhaus in Angriff nehmen. bk