HKK Soltau strebt Zertifizierung an

Von André Ricci

Soltau. „Soltau wird Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie“, titelte die Böhme-Zeitung im März 2012. Damals wurden die Schwerpunktaufgaben zwischen den Klinikstandorten Walsrode und Soltau neu zugeordnet. „Chirurgie verabschiedet sich aus Soltauer Krankenhaus“, lautete die Schlagzeile im Februar 2017. Es ging um die Umsetzung des „medizinischen Strukturkonzepts 2020“, das die Bündelung der chirurgischen Kompetenz am Standort Walsrode vorsah. In diesem Monat, am 12. Dezember, hieß es nun in der BZ: „Unfallchirurgie ist ab Montag zurück in Soltau“.

In den ersten zwei Tagen kamen schon 63 Patienten mit chirurgischen Notfällen ins HKK Soltau, berichtet Frank Hemme, pflegerischer Leiter der Notaufnahme. Auf die Standortverlegung bei laufendem Betrieb könne man schon stolz sein, findet Oberarzt Dr. Dusan Trifunovic. Eine der Herausforderungen habe darin bestanden, möglichst wenigen Patienten eine Verlegung von Walsrode nach Soltau zuzumuten. Am Ende habe es nur vier Fälle gegeben, in denen sich dies nicht vermeiden ließ. Gleichwohl: Dass der erneute Umzug der Unfallchirurgie nicht unbedingt das Signal aussendet, dass bei der Krankenhausplanung im Heidekreis Weitsicht herrscht, liegt auf der Hand.

Klinikleitung will Vertrauen zurückgewinnen

Klinik-Chef Dr. Achim Rogge wirbt indes für Verständnis. Die Entscheidung für die Verlegung der Unfallchirurgie von Soltau nach Walsrode sei 2017 „nachvollziehbar gewesen“, formuliert er vorsichtig. In der Rückschau habe sich der Schritt jedoch als „nicht erfolgreich“ erwiesen, räumt er ein. Die Korrektur der im Nordkreis von Beginn an unpopulären Entscheidung könne nun helfen, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, hoffen Rogge und sein Führungsteam. Der Abzug der Unfallchirurgie hat die Bürger offenbar stärker verunsichert, als die Planer es vorausgesehen hatten. Mehr als 2000 Patienten habe man in den vergangenen zwei Jahren verloren, erläutert Rogge. Sie seien auf andere Kliniken der Region ausgewichen. Der Schwund habe beide Standorte betroffen, der Vertrauensverlust nach Walsrode hin „ausgestrahlt“. Zudem hätte das HKK Soltau ohne eigene Unfallchi-rurgie nicht den neuen Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für einen jährlichen 153 000-Euro-Zuschlag für Kliniken mit einer Basisnotfallversorgung genügt, ja sogar zusätzlich 60-Euro-Abschläge pro vollstationärem Behandlungsfall hinnehmen müssen.

Jetzt will man das alles im HKK hinter sich lassen, dem Gerede über die gezielte Vernachlässigung eines der beiden Klinikstandorte endgültig die Grundlage entziehen. „Unser Ziel sind höchste Standards an beiden Standorten“, gibt Rogge die Marschrichtung vor. So will sich Soltau 2020 als Traumazentrum zertifizieren lassen. Die Klinik in Walsrode ist bereits zertifiziert und will es auch bleiben. Ohnehin sollen beide Standorte in absehbarer Zukunft ja in einem großen Haus zusammengeführt werden. Bis Ende 2020 soll dafür ein neuer, möglichst zentral gelegener Standort gefunden sein. „Alles andere als ein Neubau wäre für den Heidekreis keine gute medizinische Entwicklung“, legt sich Rogge in diesem Punkt fest.

Neustart in Soltau: Der Chefarzt Unfallchirurgie und Orthopädie, Halil Yasar (links), das Team der zentralen Notaufnahme und die Klinikleitung wollen verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Foto: ari

Neustart in Soltau: Der Chefarzt Unfallchirurgie und Orthopädie, Halil Yasar (links), das Team der zentralen Notaufnahme und die Klinikleitung wollen verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Foto: ari

Andre Ricci