SPD Walsrode lehnt Neubau des zentralen Klinikums ab

Walsrode. Die Aufforderung an die Walsroder Bürger, Meinungen und Fragen zu einem möglichen Neubau des Heidekreis-Klinikums an die SPD zu richten, hat viele Zuschriften und Anrufe nach sich gezogen. Die anschließenden Gespräche und das erste „Walsroder Stadtgespräch“ haben den Meinungsbildungsprozess bei der Walsroder SPD befördert. Bei den Walsroder Sozialdemokraten herrscht große Skepsis bezüglich eines zentralen Neubaus. Vorrangig fehlten detaillierte Informationen zu den derzeitigen Finanzproblemen der beiden Häuser. Momentan seien für die SPD-Mitglieder bezogen auf die zukünftig größte Kommune im Heidekreis keine konkreten Vorteile erkennbar. „Wir wollen uns gerne überzeugen lassen, aber bisher sind die vermeintlichen Vorteile alles nur Versprechungen“, so Vorsitzender Heiner Kortmann. „Ich gebe hier die Meinung eines großen Teils meines Vorstands und der Fraktion wieder.“

Ob sich wirklich die Zuweisungspraktik der ansässigen Ärzteschaft ändert? Kann tatsächlich junger Ärztenachwuchs rekrutiert und gehalten werden, wo es doch sehr wahrscheinlich an zentraler Stelle an attraktiver Infrastruktur wie entsprechenden weiterführenden Schulen, Kunst und Kultur fehlen wird? Werden die Bürger von Walsrode und die der südlichen Kommunen sich zukünftig nicht vielleicht mehrheitlich auch weiterhin in andere Kliniken begeben? Werden sich bei einer zusätzlichen Belastung von mindestens 50 Millionen Euro die Prioritäten bei den Investitionen des Landkreises nicht verschieben? Wird nicht der Bau eines (überflüssigen) Klinikums zu Lasten der dringend notwendigen Investitionen bei Schulen, Straßen, Breitband, Kinderbetreuung und anderem gehen? Wie sehen alternative Entwicklungsmöglichkeiten des HKK aus? Ist es zu vertreten, dass in Walsrode als größter Stadt im Heidekreis eine wohnortnahe medizinische 24-Stunden-Versorgung fehlen wird?

Der Aussage, ein Neubau auf der grünen Wiese sichere und entwickle neue Arbeitsplätze, kann nicht gefolgt werden. Die SPD Walsrode befürchtet durch die Aufgabe des Krankenhauses den Verlust von 800 Arbeitsplätzen in Walsrode. Warum wird der vor Jahren begonnene Umstrukturierungsprozess nicht weiterverfolgt, obwohl erste Erfolge erkennbar sind. Waren die jährlichen zehn Millionen Euro Defizitabdeckung durch den Haushalt des Landkreises im Endergebnis für die Katz? Wie ist die Akzeptanz in der Bevölkerung. All diese Fragen gilt es noch zu klären. Die wichtigste Kritik aus Walsrode ist jedoch der Fakt, dass bei einem Zuschuss des Landes von 130 Millionen Euro eine Finanzierungslücke offen bleibt, die dann von den Kommunen im Heidekreis zu stemmen ist. „Warum genau sollten wir Walsroder davon einen Anteil von demnächst 25 Prozent zahlen wollen, wenn wir gleichzeitig unsere Krankenhausversorgung am Ort verlieren?“, fragen sich die Vorstandsmitglieder. Aus diesen und vielen weiteren Gründen lehnt die Walsroder SPD einen Neubau an zentraler Stelle ab. bz

Böhme-Zeitung