„Neubauantrag ist kein Vabanque-Spiel“

Von Andres Wulfes

Soltau. Einen Zuhörer hat Dr. Christof Kugler offenbar restlos von den Neubauplänen des Heidekreis-Klinikums überzeugt. Mag der Mann zu Beginn der Informationsveranstaltung in Soltau noch ein wenig unsicher gewesen sein, steht seine Meinung nun fest: „Sie haben mich überzeugt, dass man nach 50 Jahren irgendwo neu investieren kann“, sagt er. Denn vor einem halben Jahrhundert fand zumindest in Soltau der letzte umfassende Krankenhausneubau statt. Und auch einen Finanzierungsvorschlag wirft der Mann noch in den Raum: „Machen Sie eine Bürgerbeteiligung, bei der jeder Bürger eine Krankenhausaktie kaufen kann“, schlägt er vor.

Kugler nimmt’s zur Kenntnis – aber in Sachen Finanzierung hat der Landkreis als Eigentümer des Heidekreis-Klinikums bisher andere Pläne. Um das Klinikum an zentraler Stelle neu zu bauen – und in dem Zuge die beiden bisherigen Krankenhäuser Soltau und Walsrode zu schließen – beantragt der Heidekreis eine Landesförderung von bis zu 200 Millionen Euro. Den Grundsatzbeschluss dafür hat der Kreistag am Freitag gefasst, im Juni beschließt der Krankenhausplanungsausschuss, ob der Heidekreis zum Zuge kommt. Neben dem Land, das sich bereits positiv geäußert hat, entscheiden darin auch die Krankenkassen, ob das Geld fließt. Doch Kugler ist optimistisch, dass das klappt. „Wir gehen davon aus, dass der Beschluss so gefasst wird“, sagt er mit Blick auf entsprechende Signale im Vorfeld. „Das ist kein Vabanque-Spiel. Wir hätten den Antrag nicht gestellt, wenn die Chance nur 50 zu 50 wäre.“

Gut 70 Besucher bei der Seniorenbeiratsveranstaltung

Immerhin gut 70 Besucher sind zu der Veranstaltung des Seniorenbeirates in die Bibliothek Waldmühle gekommen, der ersten Klinikinformation nach dem Kreistagsbeschluss. Ihnen geht es, das wird aus den Fragen deutlich, vor allem um eine Information zu dem Vorhaben. Eine Diskussion zum Für und Wider der Pläne oder grundsätzliche Kritik bleiben aus. Allerdings machen sie auch deutlich, dass unabhängig vom Neubau Handlungsbedarf in Soltau besteht. Gerade in Sachen Notfallversorgung und Chirurgie besteht nach Worten des Vize-Bürgermeisters Ingolf Grundmann „dringend Bedarf“.

Klinikchef Kugler kann dem nur zustimmen. Denn der Neubaubeschluss heiße nicht, dass nun gar nicht mehr an den bisherigen Standorten investiert werde, „natürlich mit anderen Zeitkriterien“. Und die chirurgische Versorgung in Soltau? „Wir wollen das anbieten, das ist eine Finanzierungsfrage“, betont Kugler, der dabei auch eine Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten anstrebt. Sobald der Beschluss des Krankenhausplanungsausschusses steht, sollen die konkreten Planungen für das neue Heidekreis-Klinikum beginnen, inklusive Standortfrage – „so weit sind wir noch nicht“ – und Nachnutzungsmöglichkeiten für die bisherigen Standorte Soltau und Walsrode. Etwa zwei Jahre Planungsphase und drei Jahre Bauzeit beziffert Kugler. Zum 1. Januar 2023 soll der Neubau nach dem Kreistagsbeschluss fertig sein.

Der Zeitplan sei auch realistisch, geht Kugler auf Zweifel ein, die auf andere Negativbeispiele wie den Berliner Flughafen und die Elbphilharmonie verweisen. Im Krankenhausbereich gebe es genügend Beispiele, dass Häuser wie das Heidekreis-Klinikum in der Zeit entstünden. Der Klinikchef macht auch deutlich, dass der Neubau und das Landesangebot für eine Förderung eine einmalige Chance seien – und letztlich notwendig, weil sich die Strukturvorgaben des Bundes für Personalausstattung und Behandlungsstrukturen bei den bisherigen zwei Standorten gar nicht erfüllen ließen. Das Vorhaben habe aber nicht nur wirtschaftliche und medizinische Vorteile: „Das lässt den Kreis zusammenwachsen.“

Gut 70 Besucher informieren sich bei der Veranstaltung des Soltauer Seniorenbeirates über die Pläne zum Neubau des Heidekreis-Klinikums. Foto: wu

Gut 70 Besucher informieren sich bei der Veranstaltung des Soltauer Seniorenbeirates über die Pläne zum Neubau des Heidekreis-Klinikums. Foto: wu

Andres Wulfes