Kommentar: Menschen mitnehmen
Von Andres Wulfes
Wer würde zu 150 Millionen Euro wohl Nein sagen. Doch wie so oft im Leben, ist diese Förderung des Landes, wenn sie denn fließt, an eine Bedingung geknüpft: Mit dem Neubau eines zentralen Heidekreis-Klinikums werden die Krankenhäuser Soltau und Walsrode geschlossen. Das bedeutet sicher Abschied von Liebgewonnenem. Andererseits ist aber auch klar: Ein Weiter so gibt es in Sachen Krankenhaus angesichts des wirtschaftlichen Drucks und der Defizite nicht. Umso wichtiger ist es, die Menschen frühzeitig mitzunehmen und einzubeziehen, sie über die Veränderungen zu informieren, damit gar nicht erst der Eindruck entsteht, da werde etwas über ihre Köpfe hinweg, werde hinter verschlossenen Türen entschieden. Die Informationsveranstaltung ist da ein wichtiger Schritt, dem weitere folgen müssen.
Denn ein Lehrstück, wie es eben nicht geht, ein wahres Kommunikationsdesaster, hat das Klinikum bei den letzten Umstrukturierungsideen vor sieben Jahren hingelegt. Da wurden wie aus heiterem Himmel Abteilungen verlegt, Pläne geändert, wurden Versprechungen gemacht und dann doch nicht eingehalten. Die Folge: Emotionen und eine vergiftete Atmosphäre haben die Debatte bestimmt – und prägen sie bis heute. Da spielte es kaum noch eine Rolle, ob eine Maßnahme, ob die Konzentration von Abteilungen an einem Standort sinnvoll war – da ging es nur noch um das Gefühl, ob man dadurch zum Verlierer würde.
Und das hat Folgen: Viele Heidjer wählen lieber ein Krankenhaus außerhalb des Kreises. Denn nicht nur medizinisch müssen die Häuser überzeugen, auch das Image muss stimmen, damit die potenziellen Patienten auch kommen. Der Bau eines zentralen Klinikums bietet da eine doppelte Chance: Er hat nicht nur wirtschaftliche und medizinische Vorteile, sondern bietet auch die Möglichkeit eines Kurswechsel, durch den die Nord-Süd-Eifersucht und der Konflikt zwischen den Standorten überwunden werden können.