400 Euro Subvention für jeden Kranken

Bad Fallingbostel. Es ist eine eindrucksvolle Zahl, mit der Dr. Boris Robbers die jährliche Finanzspritze des Kreises für das Heidekreis-Klinikum deutlich macht: Bei der jetzigen Struktur, bei zwei Krankenhäusern, bedeutet das, dass umgerechnet jeder Patient mit mehr als 400 Euro vom Kreis subventioniert wird. Gut 3000 Euro gibt es pro Fall von den gesetzlichen Krankenkassen, und das reicht bei weitem nicht. „Das heißt, wenn Sie ins Krankenhaus gehen, müssten Sie eigentlich erstmal 400 Euro an der Kasse einzahlen“, sagt der Referatsleiter für Krankenhäuser im Sozialministerium. „Das ist schon etwas mehr als die alte Praxisgebühr“, fügt Vize-Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Zinke halblaut hinzu.

An dieser Situation werde sich künftig auch nichts ändern, allen Bemühungen, allen Umstrukturierungen und Einsparungen zum Trotz: „Bei zwei Häusern wird das Klinikum dauerhaft nicht wirtschaftlich zu führen sein“, betont Robbers. Auch bei einer Erweiterung eines der Häuser werde das nicht möglich sein. Anders sei das dagegen bei einem zentralen Neubau, da könne das gelingen. Er rät dem Heidekreis, die Chancen zu nutzen und in die Zukunft zu blicken. Welche fatalen Folgen das sonst haben könne, zeige sich derzeit in Zeven: Dort habe man 10, 15 Jahre lang überlegt und geplant, sich aber nicht zum Neubau durchringen können. „Nun wird die Schließung des Krankenhauses verkündet.“ Und in Ostfriesland sei durch einen Bürgerentscheid gerade die Zusammenführung der drei Krankenhäuser Norden, Emden und Aurich auf Eis gelegt worden. „Das wird dramatische Folgen haben, die Krankenhäuser sind nicht überlebensfähig.“

Heidekreis will Chance durch Landesförderung nutzen

Der Heidekreis will daher die Chance, durch hohe Landesförderung zu einem neuen Krankenhaus zu kommen, nicht verstreichen lassen, wie Klinkchef Dr. Christof Kugler und Landrat Manfred Ostermann deutlich machen. Angesichts der hohen Defizite gilt für den Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Norden jedenfalls: „In jeder Katastrophe liege eine Chance. Man muss die Chance aber auch ergreifen.“ Bisher stünden beim Kreis in Sachen Krankenhäuser nicht wirtschaftliche Interessen an erster Stelle, betont Ostermann. Aber wie lange man jährlich die Millionensubvention zahlen könne, das sei offen. „Jeder Euro ist nur einmal da. Geld, das die Klinik benötige, fehle dann eben für Schulen, Schulsanierungen und Kindergärten. Und eine Garantie, dass 50 Abgeordnete immer wieder das Geld bereitstellten, gebe es nicht.

„Das ist die große Chance, mit einer Strukturmaßnahme das Heidekreis-Klinikum langfristig zu sichern“, sagt Kugler. So jedenfalls „können wir nicht weiterleben“. Durch den Neubau dagegen entfielen die Kosten für die Doppelvorhaltungen – jährlich um die drei Millionen Euro. „Das ist Geld, das wir in die Versorgung investieren können.“ Hinzu kämen weitere Vorteile wie bessere betriebliche Abläufe, ein besseres Image, mehr Attraktivität für Personal. Auch für Robbers liegen die medizinischen Vorteile auf der Hand, wenn alle Disziplinen unter einem Dach zu finden sind. Kardiologie-Chefärztin Dr. Andrea Pomario (Soltau) kann das nur bestätigen. Da gebe es kurze Wege, seien Abklärungen, ob beispielsweise die Rückenschmerzen nicht doch Herzprobleme als Ursache hätten, einfacher und ohne aufwendige Patientenverlegungen möglich. Die Mitarbeiter, ergänzt Betriebsratsvorsitzender Rainer Oberüber, stünden „fast alle“ hinter den Neubauplänen.

Robbers geht davon aus, dass auch bei den Heidjern die Akzeptanz einer Zentralklinik höher sein werde. Bisher jedenfalls fahre jeder zweite Patient in ein Krankenhaus nach außerhalb. Damit die Menschen das neue Krankenhaus auch gut erreichen, soll es nicht nur zentral liegen, der Landkreis will auch für entsprechenden öffentlichen Personennahverkehr sorgen. „Dorthin werden von überallher Linien aufgebaut“, verspricht Ostermann. Und die alten Standorte? Das müsse man mit den Kommunen zusammen planen, sagt Aufsichtsratschef Norden. Beide Standorte seien aber außerordentlich attraktiv, er habe keinen Zweifel, dass sich Interessenten finden ließen. „Mich haben schon Anrufe erreicht.“ wu

Unter Moderation von Antje Diller-Wolff (rechts) sprechen sich (von links) Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden, Betriebsratsvorsitzender Rainer Oberüber, Klinikchef Dr. Christof Kugler und Chefarzt Professor Dr. Frank Schmitz (Walsrode) für den…

Unter Moderation von Antje Diller-Wolff (rechts) sprechen sich (von links) Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden, Betriebsratsvorsitzender Rainer Oberüber, Klinikchef Dr. Christof Kugler und Chefarzt Professor Dr. Frank Schmitz (Walsrode) für den zentralen Klinik-Neubau aus. Foto: wu

Andres Wulfes