„Verkauf des Klinikums ist keine Alternative“
wu Soltau/Walsrode. Dr. Jens Peukert hat ein klares Indiz ausgemacht, das für das Heidekreis-Klinikum spricht – und Hoffnung macht: „Wir haben stetig steigende Geburtenzahlen.“ Und wenn die werdenden Mütter ein Haus auswählten, „dann macht das zuversichtlich“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Unternehmensberatung Lohfert & Lohfert optimistisch. Doch Peukert lässt auch keinen Zweifel daran: Das kreiseigene Unternehmen ist ein Sanierungsfall. „Das operative Defizit ist hoch genug, um sich gewaltig strecken zu müssen“, macht der Berater deutlich, dass ein „harter Plan, der alle fordern wird“ vor den Mitarbeitern liegt. Die Chancen für die Sanierung seien aber gut.
Ein umfassender Maßnahmenkatalog für alle Bereiche der beiden Krankenhäuser Soltau und Walsrode soll in den nächsten Monaten die Einnahmen verbessern und die Kosten senken (wie berichtet). Ab Ende 2013 sollen die roten Zahlen so der Vergangenheit angehören. Die Mitarbeiter sähen das optimistisch: „Keine Beerdigungsstimmung“ hat Peukert bei den zwei Mitarbeiterversammlungen am Montag festgestellt, an denen jeweils gut 200 der insgesamt 1150 Beschäftigten teilnahmen. Geschäftsführer Norbert Jurczyk kann das nur bestätigen. „Die Mitarbeiter sind überzeugt rausgegangen, dass sie gute Chancen für die eigene Zukunft haben.“ Peukert geht in seinem 21-Punkte-Programm davon aus, dass die „typischen Sanierungsmaßnahmen“ wie Einschnitte bei den Gehältern oder massive Entlassungen vermieden werden können. Statt auf betriebsbedingte Kündigungen will er weitgehend auf die normale Fluktuation setzen, auch der Tarifvertrag soll bleiben. „Das ist ein Sanierungsplan, auf den wir uns freuen.“
Für den Berater ist klar: Er will das Heidekreis-Klinikum als kommunales Unternehmen erhalten – und stellt keines der Krankenhäuser zur Disposition. „Es gibt eine ganz, ganz klare Daseinsberechtigung der beiden Kliniken“, betont Peukert, der auch die Politik kritisiert: „Schäden durch politische Einflussnahme sind nicht selten der Grund für ökonomische Schieflagen“, umschreibt er. Auch Jurczyk sieht in der Sanierung „einen hochsensiblen Prozess“. Sein Kollege Peter Lehmann hofft, „dass politisch keine Querschläger kommen“. Auch ein Wechsel des Trägers, ein Verkauf und Privatisierung sei keine Alternative, so Peukert. „Es gäbe private Konzerne, die dem Landkreis das mit Kusshand abnehmen würden.“ Doch er warnte vor der Hoffnung, dass sich der Landkreis finanziell damit sanieren könnte. Stattdessen würde es massive Einschnitte im Leistungsgeschehen geben, unter Opferung des eigentlichen Versorgungsauftrags: „Die Klinik würde so wie bisher mit Sicherheit nicht bestehen bleiben.“
Kapazitäten nutzen
Berater und Geschäftsführung setzen auf eine Verbesserung der Abrechnung und Leistungsausweitung, wie durch die Umstrukturierung geplant. Dafür sollen derzeit überzählige Kapazitäten genutzt werden. So gebe es in Soltau nach dem Wegfall der Gynäkologie zuviel Operationskapazität, das soll durch ambulante Angebote aufgefangen werden. „Eine Umkehr des Strukturprozesses ist nicht vorgesehen“, stellt Peukert klar. Jurczyk verweist darauf, dass „der Großteil der Handlungsfelder aus der Umstrukturierung umgesetzt ist“. Dazu gehört die Eröffnung der Diabetologie mit 17 Betten am 1. Oktober. Den mobilen Herzkatheter werde das Klinikum am 20. November bekommen – nicht, wie zunächst geplant, als Truck, sondern als ebenerdigen Container.
Gleichzeitig wird gespart. So wird auf Honorarärzte verzichtet. „Mehr Effektivität“ heißt für den Berater ein weiteres Stichwort. Das gelte für die Intensivmedizin und für den Operationsbereich, aber auch für den übrigen Funktionsbereich wie die Ambulanzen. Gespart werden soll auch in den nichtmedizinischen Bereichen. So sollen Kosten der Küchen durch einheitliche Essenspläne und einheitliche Beschaffung für beide Häuser reduziert werden. Derzeit bleibe es bei beiden Küche, „die Schließung einer Küche bleibt als Spielraum offen“.