Klinik vor harten Einschnitten

Von Michael Hertel

Soltau. Die Krankenhaus-Sanierer der Hamburger Beratungsfirma Lohfert & Lohfert glauben, die Heidekreis-Klinikum GmbH vor der Insolvenz retten zu können. Das sickerte jetzt im Umfeld der jüngsten Aufsichtsratssitzung vom Donnerstag aus politischen Kreisen durch. Die Wende soll innerhalb eines Jahres durch harte Einschnitte geschafft werden, heißt es. Nach den der Böhme-Zeitung vorliegenden Informationen sind 25 Maßnahmen zur Rettung der Heidekreis-Klinikum GmbH vorgesehen. Über diese „Maßnahmen zur Verbesserung der Erlössituation“ sollen in der kommenden Woche die Belegschaften der beiden Krankenhäuser in Betriebsversammlungen durch Vertreter von Lohfert & Lohfert sowie der GmbH-Geschäftsführung informiert werden.

„Lohfert & Lohfert konnten überzeugend darlegen, dass die Wende zu schaffen ist“, erklärte ein Eingeweihter der Böhme-Zeitung. Mit ausschlaggebend für diese vorsichtig-optimistische Einschätzung sei die Mitteilung der Krankenhaus-Sanierer, dass die herben Verluste in den vergangenen Monaten hätten reduziert werden können und insbesondere der August 2012 besser als erwartet gelaufen sei. Dennoch seien harte Einschnitte nötig, um die Krankenhäuser auf Dauer zu erhalten. Die Sanierer hätten zahlreiche „Mängel aufgedeckt“, die nun, da dokumentiert, auch abgestellt werden könnten. Dazu sei aber nicht zuletzt erforderlich, dass auch die Belegschaft „voll mitzieht“. Dabei ginge es jedoch nicht, so der Eingeweihte zur Böhme-Zeitung, um Entlassungen. Auch ein möglicher Verkauf der Kliniken, über den immer wieder spekuliert wurde, sei kein Thema in der Aufsichtsratssitzung gewesen.

Die Krankenhaus-GmbH hatte im Zuge der höchst umstrittenen Umstrukturierung im vergangenen Jahr ein Minus von 5,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Nach krankenhausinternen Prognosen aus dem Herbst 2011 wurden für 2012 weitere Verluste von bis zu einer Million Euro monatlich erwartet. Bei einem Eigenkapital von insgesamt rund zehn Millionen Euro wäre die GmbH damit bereits zur Jahresmitte 2012 insolvent gewesen. Jetzt heißt es, das Eigenkapital sei – Stand September 2012 – noch nicht zur Hälfte aufgezehrt. Möglicherweise sind dabei jedoch angeblich vom Landkreis verbürgte Kreditzusagen der Sparkassen Walsrode und Soltau aus der Gründungszeit der Krankenhaus-GmbH über insgesamt rund sieben Millionen Euro mit eingerechnet. Außerdem ist noch nicht klar, inwiefern Rückstellungen der GmbH aus früheren Jahren inzwischen bilanztechnisch dem Eigenkapital zugeschlagen wurden.

Keine Geschäftsbilanz

Dies sind nur einige der zahlreichen Fragen, über die die Böhme-Zeitung seit Monaten Aufklärung von der Heidekreis-Klinikum GmbH fordert, aber keine zufriedenstellenden Antworten erhält. Auch die Geschäftsbilanz für 2011, die längst vom Kreistag verabschiedet wurde, wird der Öffentlichkeit noch immer vorenthalten. Offensichtlich haben aber die im Aufsichtsrat sitzenden politischen Vertreter aus dem bisherigen Kommunikationsdesaster gelernt. Sie lassen nicht mehr Geschäftsführung und Berater allein vor sich hin werkeln, sondern haben sich eine monatliche detaillierte Berichterstattung ausbedungen.

Vor einer ungewissen Zukunft steht mit der Klinik auch die Belegschaft. Was von ihr wird, soll kommende Woche deutlich werden. Foto: as

Vor einer ungewissen Zukunft steht mit der Klinik auch die Belegschaft. Was von ihr wird, soll kommende Woche deutlich werden. Foto: as

Michael Hertel