Schwangere finden Alternativen
wu Uelzen/Soltau. Soltau ist geschlossen, aber Walsrode bei Eltern und Schwangeren nicht unbedingt erste Wahl: Seit dem Aus von Geburtshilfe und Kinderstation am Soltauer Heidekreis-Klinikum verändern sich die Patientenströme – und die umliegenden Krankenhäuser profitieren. Das merkt gerade auch das Klinikum in Uelzen. Denn seit der Schließung der beiden Abteilungen in Soltau sehen die Gynäkologen und Kinderärzte in Uelzen zahlreiche neue Patienten aus dem Heidekreis. „Wir sind für mehr Geburten gewappnet“, sagt Kliniksprecher Sebastian Hager. „Für uns ist es kein Problem, den Raum Soltau mitabzudecken.“ Um über die Leistungen zu informieren hat die Klinik, die zur Rhön-Gruppe gehört, am gestrigen Mittwochabend ihr Mutter-Kind-Zentrum vorgestellt. Außerdem bietet das akademische Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover an jedem ersten Montag im Monat um 19 Uhr einen Infoabend zur Geburtshilfe an.
Vor allem aus Munster kommen eindeutig mehr Patienten, hat Gynäkologie-Chefarzt Dr. Peter Schneider festgestellt. Dazu arbeitet er eng mit niedergelassenen Ärzten zusammen – nicht nur in Uelzen, sondern inzwischen auch im Heidekreis. Hebamme Rita Borchert rechnet mit weiteren werdenden Eltern, die sich für Uelzen entscheiden: „Jetzt geht das erst richtig los. Das spricht sich immer mehr rum, wie gut es hier ist.“ Schneider und sein Team haben im vergangenen Jahr 517 Kindern auf die Welt geholfen, bis September wurden bereits knapp 390 Mädchen und Jungen im Uelzener Klinikum geboren. Dabei werden in der Neonatologie auch Frühgeburten ab der 32. Woche und 1500 Gramm Geburtsgewicht versorgt.
Doch nicht nur Schwangere, auch Eltern mit kranken Kindern kommen vermehrt nach Uelzen. „In der Notfallambulanz haben wir zahlreiche Patienten gerade aus dem Bereich Munster“, stellt Chefarzt Dr. Swen Geerken fest. Denn sie hätten nach Uelzen den kürzeren Weg – Walsrode sei deutlich schlechter zu erreichen. Wenn er an die Soltauer Entwicklung denkt, wird der Kinderarzt nachdenklich: „Es ist erschreckend zu sehen, wie schnell eine Abteilung schließt.“ Umso wichtiger sind Geerken und Schneider der Ausbau des Mutter-Kind-Zentrums in Uelzen. „Was es in Soltau einmal gab, ist hier intakt“, sagt Geer-ken.
Damit das in Uelzen so bleibt, setzen die Mediziner auf eine enge Zusammenarbeit der Abteilungen. Denn gerade die Verbindung von Geburtshilfe und Kinderklinik an einem Standort sind nach ihren Erfahrungen den werdenden Eltern sehr wichtig. Denn immerhin sind nach Worten Schneiders Schwangerschaft, Geburt und das erste Lebensjahr eines Kindes für alle Eltern und das familiäre Umfeld eine prägende Erfahrung. „Es ist eine aufregende Zeit, in der plötzlich alles anders ist als vorher. Unser Ziel ist daher die individuelle Fürsorge rund um die Eltern und das Früh- oder Neugeborene vor und nach der Geburt durch ein Hand in Hand arbeitendes Team aus Hebammen, Pflege, Geburtshelfern, Kinderärzten und Stillberaterinnen.“
Erst 2003 neu gebaut
Dazu bietet das erst 2003 neu gebaute Klinikum eine engmaschige Vorsorge und Infoabende an. Außerdem bietet die Abteilung jeden Montag eine geburtsplanende Sprechstunde an, bei der die werdenden Eltern alle Formalitäten bereits vor der Geburt erledigen können. Die Geburt wird durch Hebamme und Geburtshelfer begleitet, ein Kinderarzt steht rund um die Uhr zur Verfügung. „Wir haben viel Kompetenz unter einem Dach“, wirbt Geerken. Nach der Geburt bietet Hebamme Borchert zudem eine Mütterberatung an.